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Die Spur des „blutigen Ferdinand“

Der Postplatz wurde vor 50 Jahren zum Richtplatz. Ermordungen waren damals an der Tagesordnung.

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Generalfeldmarschall Ferdinand Schörner (1892 bis 1973) war während des Zweiten Weltkrieges Oberbefehlshaber von Armeen und 1945 kurzzeitig der letzte Oberbefehlshaber des Heeres. Er ging rücksichtslos gegen kriegsmüde Soldaten vor und wurde deshalb in der Truppe der „blutige Ferdinand“ genannt. 1945 führte er die Front in Schlesien. Goebbels lobte Schörners Härte in seiner Rede am 8. März 1945 in der Görlitzer Stadthalle.

Auch in der Stadt Görlitz ließ es die NS-Führung nicht an Härte fehlen. Erschießungen und Erhängungen begannen bereits am 2. Februar, als Kreisleiter Malitz den aus Breslau stammenden Dr. Sommer erschießen ließ. Sommer hatte Breslau verlassen, um der Einschließung zu entgehen. Das genügte als Todesurteil.

Woche für Woche wurden bis auf dem Hindenburgplatz (heute wieder Postplatz) bis zu 20 Personen öffentlich hingerichtet und zur Schau gestellt, die den Krieg ablehnten – Soldaten wie Zivilisten. Darunter waren auch der Rechtsanwalt Hubert Beck aus Lauban oder der Buchhalter Walter Müller von der Heiligen-Grab-Straße. Ein Otto Müller wurde aufgehängt, weil er sich im Volkssturm gegen die Weiterführung des Krieges geäußert hatte. Auch in Reichenbach gab es zahlreiche Erschießungen. Dokumentiert sind zum Beispiel auch Angehörige der Hitlerjugend, des Luftschutzes und der Forstwirtschaft, die kurz vor Kriegsende an der Fernstraße 6 bei Reichenbach ihr Leben lassen mussten.

Aus 1995 notierten Erinnerungen des Görlitzer Bürgers und Zeitzeugen Helmut Schmidt