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Die Sorgen des Klosterbergwirts

Gottfried Lange will die Gaststätte zwischen Schmölln und Demitz-Thumitz verkaufen. Doch es gibt ein Problem, das er allein nicht lösen kann.

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© Steffen Unger

Von Ingolf Reinsch

Demitz-Thumitz. Gutem Tag, hier ist der Klosterberg.“ Wer in der zwischen Schmölln und Demitz-Thumitz gelegenen Berggaststätte anruft, hört diesen Satz von Gottfried Lange. In diesem Fall ist es eine Frau in Bischofswerda, die sich erkundigt, ob es Mittagstisch gibt. „Ja, Sie können kommen“, sagt der Baudeninhaber freundlich.

Der Sommer lief für Gottfried Lange bisher nicht optimal. Die gesperrte Brücke in Schmölln tat Abbruch, berichtet er. Doch auch wer zu Fuß von Demitz auf den Berg steigt, behält die Wanderung in schlechter Erinnerung. Vor wenigen Tagen musste man auf dem markierten (!) Wanderweg noch immer über einige Bäume und eine zerrissene Telefonleitung steigen, die Sturmtief Friederike zu Jahresbeginn umgeworfen hatte. Die Wegeprobleme sind irgendwie symptomatisch für die Lage des Klosterbergwirts: Seit Jahren ist Gottfried Lange, inzwischen 78-jährig, Einzelkämpfer auf dem Berg. Der kleine, rührige Mann kocht. Er bedient die Gäste. Er putzt. Er holt alles ran, und er sorgt, so weit die Kraft noch reicht, dafür, dass das letzte Wegstück zur Baude auf dem Klosterbergkamm befahrbar bleibt. Wie lange noch?

Keine öffentliche Zufahrtsstraße

Die Kraft lässt nach. Das gesteht sich inzwischen auch Gottfried Lange ein. Er möchte die Baude, zu der noch ein halber Hektar Land gehört, verkaufen und schaltete einen Immobilienmakler ein. Doch der sieht ein Problem, das es schwer machen könnte, einen Käufer zu finden: Das letzte Stück des Weges auf Demitzer Flur – fast ein Kilometer – ist in Privatbesitz und von der Gemeinde nicht als öffentlicher Weg gewidmet. Zugespitzt, so die Befürchtung, könnte die Baude von der Zufahrt abgeschnitten werden, wenn der Wald- und Straßeneigentümer – die Basalt AG – zum Beispiel eine Schranke errichten würde.

Das Unternehmen werde das nicht tun, versichert Matthias Zeipert, Oberbetriebsleiter bei der Basalt Actien Gesellschaft. Das Unternehmen, das den Steinbruch am Klosterberg bewirtschaftet, habe ein Interesse daran, dass der Bergwirt sein Auskommen hat. Bereits in der Vergangenheit stellte der Betrieb Splitt aus eigener Produktion bereit, damit die Zufahrtsstraße ausgebessert werden konnte. „Wir werden auch für das Wegerecht eine Lösung finden“, betont Matthias Zeipert.

Die rechtssicheren Varianten, die auch unabhängig von möglichen Entwicklungen bei der Basalt AG dauerhaft Bestand hätten, wären ein eingetragenes Wegerecht für die Berggaststätte im Grundbuch oder eine öffentliche Widmung des Waldweges durch die Gemeinde Demitz-Thumitz. Doch sie lehnt das ab. Durch eine öffentliche Widmung würde die Gemeinde für den Straßenunterhalt, einschließlich den Winterdienst, verantwortlich werden, sagt Bauamtsleiter Jörg Matthies. Er begründet die Ablehnung mit dem Gleichheitsgrundsatz. Die Gemeinde könne bei anderen Straßeneigentümern Begehrlichkeiten wecken, wenn sie diese private Straße öffentlich widmen und damit Verantwortung übernehmen würde, sagt er.

Die Gemeinde Schmölln-Putzkau, ebenfalls Anrainer des Berges, fährt in dieser Hinsicht einen anderen Kurs. Die Zufahrtsstraße von Neuschmölln bis zur Kreuzbuche auf halbem Weg zur Berggaststätte befindet sich auf ihrer Gemarkung und ist öffentlich gewidmet. Die Gemeinde kümmert sich darum, dass die Straße befahren werden kann, auch im Winter. „Mit Schmölln-Putzkau habe ich keine Probleme“, sagt Bergwirt Gottfried Lange. Die Probleme für ihn beginnen auf dem Kammweg, der zu Demitz-Thumitz gehört.

Ans Aufgeben denkt der Wirt nicht

Einfach den Schlüssel rum drehen und den Berg verlassen? Für Gottfried Lange kommt das nicht in Frage. Viel zu viel Herzblut, Arbeit, Erinnerungen und nicht zuletzt Geld stecken in der Gaststätte. Familie Lange hatte den rustikal eingerichteten Flachbau in Jahren 1977 bis 1980 selbst errichtet. Am 27. August werden es 38 Jahre, dass die Familie die Berggaststätte betreibt. Da seine Frau krank ist, „schmeißt“ Gottfried Lange seit nunmehr zwölf Jahren den Laden allein. Er bietet Mittagessen – jedes Gericht deutlich unter zehn Euro – sowie Kaffee und Kuchen an. An einem Wochenendtag sind es im Schnitt 30 Gäste, die in die Gaststätte kommen. In der Woche sind es manchmal nur vier am Tag. Gottfried Lange sieht es gelassen. „Ich bin ja sowieso oben, und zu tun habe ich immer etwas“, sagt er. Keine Frage, für ihn, den Klosterbergwirt, wird es ein schwerer Abschied von seinem Berg. Doch nun möchte er diesen Weg gehen, der wohl noch einmal steinig werden könnte.

Geöffnet: Mittwoch bis Sonntag jeweils 11 bis 16.30 Uhr; Montag/Dienstag Ruhetag; Telefon: 03594 703163