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Die Roboter könnten kommen

Hightech wird in die neuen OPs der Hohwaldklinik einziehen. Operiert wird aber weiterhin per Hand.

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© Marko Förster

Von Nancy Riegel

Neustadt. Manchmal fühle er sich bei seiner Arbeit wie ein Bergmann, erzählt Chefarzt Dr. Jens Seifert und wird bei seinen Ausführungen plastisch: „Wenn ich mit der Stirnlampe auf dem Kopf in die tiefen Höhlen des Körpers hineinleuchte, sieht das schon mal aus wie in der Grube.“ Das Handwerk des orthopädischen Chirurgen ist ein echter Kraftakt und dementsprechend gut ausgerüstet ist der Werkzeugkoffer: Elektroschneidemaschine, Impulsmeißel, Ultraschall zum Auflösen von Zement. Für all diese Gerätschaften wird es in den beiden neuen Operationssälen der Hohwaldklinik den passenden Anschluss geben – und mehr.

Im Neubau auf dem Gelände der Orthopädischen Klinik werden in wenigen Monaten die ersten Eingriffe stattfinden. „Anvisiert ist Anfang Februar“, stellt Geschäftsführer Patrick Hilbrenner in Aussicht. Schon jetzt lässt sich bei einem Rundgang durch den dunklen Kubus erkennen, wie modern hier künftig operiert wird. In den beiden OPs hängen mehrere Bildschirme an der Wand, auf die zum Beispiel Röntgenbilder projiziert werden können. Prinzipiell könnten dort auch Livebilder von Operationen mit Kameras übertragen werden. So weit ist man aber in der Hohwaldklinik noch nicht.

Auch dass Roboter statt Chirurgenhände operieren, ist noch Zukunftsmusik. Möglich wäre es in den neuen Sälen aber. Die Böden wurden dementsprechend verstärkt gebaut, dass sie auch das hohe Gewicht von OP-Robotern aushalten könnten und auch die Anschlüsse für die Elektrik wären da. „Unsere Ärzte haben eine verschwindend geringe Fehlerquote. Da brauchen wir noch keine Roboter“, sagt der Geschäftsführer lachend.

Selbst ohne mechanische Helferlein beeindruckt die Technik in den OPs. Per Knopfdruck können die Fensterscheiben in Milchglas verwandelt werden und das Belüftungssystem gibt es so auch kein zweites Mal: Ein Messsensor erkennt, wann die Luft gereinigt werden muss. Um den Operationstisch geht dann eine Wand aus steriler Luft nieder, bildet quasi eine Barriere, was in anderen OPs Glas übernimmt.

Je fortgeschrittener die Digitalisierung, desto notwendiger ist ein ausgeklügeltes Sicherheitskonzept. Angriffe von Hackern, die mit einem Computer ein ganzes Kraftwerk, Rathaus oder eben Krankenhaus lahmlegen können, werden als ernstzunehmende Bedrohung für die nahe Zukunft genannt. Klinikchef Hilbrenner führt Maßnahmen an, die der Asklepios-Konzern dagegen unternimmt. Am Konzernstandort in Hamburg arbeite man mit Spezialisten für Cybersicherheit zusammen, außerdem werden Patientendaten an zwei verschiedenen Standorten aufbewahrt. „Gegen einen Stromausfall sind wir im Hohwald auch gerüstet. Mit unserem Notstromaggregat könnte der Betrieb für mehrere Tage weiterlaufen.“

Im Hohwald hofft man natürlich, dass solch ein Ausnahmezustand nicht eintritt. Was sicher kommen wird, ist der Umbau des Aufwachbereichs der Patienten. Nach den Eingriffen sollen sie künftig die erste Nacht nicht im Patientenzimmer, sondern in der Intensivüberwachungspflege verbringen. Der bisherige OP-Bereich wird dementsprechend umgebaut. Die Arbeiten im Neu- und Altbau sollen Hand in Hand verlaufen, sodass ohne Unterbrechung weiteroperiert werden kann.

Bis die Ärzte, OP-Schwestern und Pfleger in den neuen Sälen hantieren können, vergehen noch drei Monate. Bis dahin werden die OPs vollständig eingerichtet und penibel desinfiziert sein. Schon jetzt darf kein Bauarbeiter mit normalen Arbeitssachen mehr in das Gebäude. Trotzdem will die Geschäftsleitung im Frühjahr 2019 einen Tag der offenen Tür anbieten, bei dem Patienten und Neugierige einen Blick in die OPs werfen können. Danach ist dann noch einmal Großputz im Neubau angesagt.