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Die Pullerkurve beim Deutschland-Spiel

Der Wasserverbrauch steigt sprunghaft an, wenn die Fans zur Toilette stürmen. Das kann die Drewag genau ablesen.

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Von Peter Hilbert

Als Leiterin der Dresdner Trinkwasser-Leitstelle hat Carola von Grot den Verbrauch genau im Blick. Der ist am Sonntagabend wieder sprunghaft gesunken und angestiegen, berichtet die Drewag-Expertin. Der Grund war das WM-Auftaktspiel der Deutschen gegen Mexiko. Vor allem am Hauptabfluss des größten Dresdner Hochbehälters in Räcknitz, wo permanent gemessen wird, lässt sich das besonders gut ablesen. Immerhin fasst die Anlage rund 56 000 Kubikmeter. Das entspricht 56 Füllungen von 25-Meter-Schwimmbecken. Von Räcknitz aus werden mit rund 300 000 Einwohner mehr als die Hälfte der Dresdner auf der linken Elbseite zwischen Cossebaude und Zschieren versorgt.

Die enormen Schwankungen während deutscher WM-Spiele haben einen einfachen Grund. Beginnt die Übertragung, sitzen viele Dresdner gebannt vor dem Fernseher und gönnen sich dabei auch ein Bierchen oder ein Glas Wein. Während dieser Zeit bleiben Toiletten meist verwaist, der Wasserverbrauch sinkt rapide. Flossen am Sonntag vor dem Spiel vom Räcknitzer Hauptanschluss noch bis zu 1 600 Kubikmeter stündlich in die Haushalte, so waren es in der ersten Halbzeit deutlich weniger (siehe Grafik). Die jähe Wende kam mit dem Halbzeitpfiff. Alles stürmte auf die Toiletten, sodass sich der Wasserverbrauch durch die Spülungen fast verdoppelte und die „Pullerkurve“ entsteht, wie sie bei der Drewag genannt wird.

Pünktlich nach dem Wiederanpfiff sackte die Kurve wieder bis auf gut 800 Kubikmeter ab, um nach dem Schlusspfiff auf das Doppelte emporzuschnellen. „Das ist eine ganz charakteristische Kurve für solche Großereignisse, die im Fernsehen übertragen werden. Wir haben zu Hause auch dazu beigetragen“, sagt Carola von Grot schmunzelnd. Ihre Familie habe mit Freunden und Kindern das deutsche Auftaktspiel verfolgt – und in der Pause ebenfalls den Wasserverbrauch in die Höhe getrieben.

Für die leistungsfähigen Drewag-Anlagen sind solche Spitzenleistungen aber kein Problem. Durchschnittlich werden in Dresden täglich 108 000 Kubikmeter Wasser verbraucht. Die drei Dresdner Wasserwerke können mit bis zu 239 000 Kubikmetern am Tag mehr als das Doppelte liefern. Die „Pullerkurve“ sei also kein Problem.