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Die „Problembahn“ ohne Probleme

Die Mitteldeutsche Regiobahn steht in Mittelsachsen wegen Zugausfällen in der Kritik. In Freital sieht es besser aus.

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© Andreas Weihs

Von Tobias Winzer

Region. Zugausfälle, veraltete Waggons, keine Barrierefreiheit beim Einsteigen – die Mitteldeutsche Regiobahn (MRB) hat sachsenweit nicht den besten Ruf. Doch während sich die Probleme auf den Strecken zwischen Chemnitz und Leipzig, Leipzig und Döbeln sowie Chemnitz und Elsterwerda häufen, gibt es in der hiesigen Region wenig Ärger. Vor zwei Jahren hat die MRB hier den Betrieb auf der Strecke zwischen Dresden und Hof übernommen. Die Bilanz lässt sich sehen, wie der Verkehrsverbund Oberelbe (VVO) jetzt mitteilt. „Insgesamt sind wir mit der MRB zufrieden“, so VVO-Sprecher Christian Schlemper.

Der VVO bestellt die Züge im Auftrag des Freistaats und kontrolliert auch, ob die vertraglich festgelegten Leistungen eingehalten werden. Die MRB, hinter der die Bayerische Oberlandbahn GmbH steckt, hatte sich 2016 bei einer europaweiten Ausschreibung durchgesetzt. Der Verkehrsvertrag läuft bis 2030. Zuvor waren die Strecken von der Deutschen Bahn betrieben worden. Durch den Wechsel verloren 150 Mitarbeiter ihren Arbeitsplatz. Einige wechselten zur MRB, andere wechselten innerhalb der Deutschen Bahn. Es gab aber auch einige Entlassungen.

Die MRB fährt in der hiesigen Region den Regionalexpress 3 von Dresden nach Hof, der in der Region in Tharandt haltmacht. Außerdem übernahm die Mitteldeutsche Regiobahn die Regionalbahn 30 von Dresden nach Zwickau. Die Züge stoppen an den regionalen Haltepunkten Dresden-Plauen, Freital-Potschappel, Freital-Deuben, Freital-Hainsberg, Freital-Hainsberg-West, Tharandt, Edle Krone, Klingenberg-Colmnitz und Niederbobritzsch.

Auf den beiden Linien sind neue elektrische Triebzüge vom Typ „Coradia Continental“ unterwegs. Diese gibt es in zwei Modellen, die je nach Fahrgastaufkommen eingesetzt werden und zwischen 140 und 240 Sitzplätze und 170 bis 270 Stehplätze bieten. Die Züge sind angeblich leiser als andere. Zudem gibt es ein größeres Platzangebot für Reisende und Gepäck.

Beschwerden sind überschaubar

Wie VVO-Sprecher Schlemper mitteilt, freuen sich die Kunden aber vor allem über etwas anderes. „Die Fahrgäste schätzen die Fahrzeuge und die Freundlichkeit des Personals“, so Schlemper. Die Zahl der Beschwerden sei überschaubar und beschränke sich fast ausschließlich auf die Kundengarantien.

Diese hat der VVO entwickelt, um die Reisenden zu schützen und eine hohe Qualität im Zugverkehr zu erreichen. Die Kundengarantien müssen die beauftragten Eisenbahnunternehmen einhalten. Das ist vertraglich geregelt. Kommt ein Zug zum Beispiel mehr als 15 Minuten zu spät oder fährt zu früh ab, muss das Bahnunternehmen den Passagier schnellstmöglich anderweitig an sein Ziel bringen. Wenn der Zug mehr als 15 Minuten zu spät am Zielbahnhof ankommt, gibt es für die Fahrgäste eine Vierer-Fahrtenkarte als Entschädigung.

Laut Schlemper musste die MRB solche Entschädigungen bislang äußerst selten leisten – seit dem Start der Regiobahn im Jahr 2016 exakt 207 Mal. Dies entspreche rund zwei Prozent der Garantiefälle im VVO, so Schlemper.

Er betont jedoch, dass das nicht nur mit der guten Arbeit der MRB zusammenhänge. Der relativ geringe Anteil ist einerseits mit der Fahrplandichte zwischen Dresden und Tharandt zu erklären, da hier jede Menge Alternativen für eine Weiterfahrt vorhanden sind. Andererseits liegt es an der recht hohen Anzahl von Fahrgästen, die das Gebiet des VVO an Bord der MRB verlässt und für die die Kundengarantie-Regelungen nicht gelten.

Fakt ist allerdings: Die MRB ist in Sachen Pünktlichkeit und Verlässlichkeit vorn dabei. Laut VVO sind in den vergangenen zwei Jahren 92,4 Prozent der Züge pünktlich gewesen. „Hauptursachen sind Vorfälle auf den Gleisen und Störungen an der Infrastruktur, worauf die MRB und der VVO nur bedingt Einfluss haben“, so Schlemper. Die Zahlen liegen im oberen Durchschnitt aller beauftragten Bahngesellschaften im VVO. Die Ausfallquote lag bei 1,2 Prozent.

Wesentlich schlechter sieht hingegen die Situation in Mittelsachsen aus. Auf der Strecke zwischen Leipzig und Döbeln drohen der MRB wegen gehäufter Zugausfälle rechtliche Schritte, wie die zuständigen Verkehrsverbünde Anfang August mitteilten. Auf der Strecke zwischen Chemnitz und Leipzig, auf der die MRB mit alten und nicht behindertengerechten Reichsbahn-Wagen rollt, macht der zuständige Verkehrsbund ebenfalls Druck. Bis Jahresende sollen dort moderne Waggons angeschafft werden. Die Kosten sollen sich MRB, der VMS und der Freistaat teilen.

Wozu hingegen ein meist reibungsloser Bahnverkehr führen kann, lässt sich an Zahlen in der Freitaler Region ablesen. Das Ziel des VVO, durch die moderneren Züge und zusätzlichen Fahrten mehr Fahrgäste anzulocken, wurde erreicht. An Werktagen ist die Zahl der Ein-Aussteiger auf dem Gebiet des VVO in den vergangenen zwei Jahren um rund sechs Prozent, am Sonnabend um sieben Prozent und am Sonntag um zwölf Prozent gestiegen.