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Die Nieskyer Fichte steht

Eine Familie macht den Baum zum Geschenk an die Stadt. Sein Transport ist eine Herausforderung.

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© André Schulze

Von Jens Trenkler

Niesky. Zeit zum Wachsen und Gedeihen hatte der stattliche Baum genug. Seit nunmehr rund 40 Jahren wuchs er auf dem Grundstück von Familie Schönfeld gen Himmel. „Als wir das Grundstück 1997 gekauft haben, stand der Baum bereits vor unserem Wohnhaus“, erzählt Axel Schönfeld. Der Nieskyer hat sich an diesem Dienstagmorgen bereits mit seinem Sohn Jonathan einen guten Platz gesichert, um das Schlagen des Baumes aus sicherer Entfernung zu verfolgen. Genau gesagt, ist es nicht wie in dem bekannten Weihnachtslied ein Tannenbaum, sondern eine Blaufichte, der es hier und heute an den Kragen oder besser an den Stamm gehen soll. Die Nieskyer Familie hatten von dem Aufruf der Stadt erfahren, dass ein Baum für den diesjährigen Weihnachtsmarkt gesucht wird und meldeten sich prompt als edler Spender.

Mittels Motorsäge wurde die Fichte an der Konrad-Wachsmann-Straße geschlagen.
Mittels Motorsäge wurde die Fichte an der Konrad-Wachsmann-Straße geschlagen. © André Schulze
Die Kinder der DRK-Tagesstätte begutachteten die Aufstellarbeiten aus sicherer Distanz.
Die Kinder der DRK-Tagesstätte begutachteten die Aufstellarbeiten aus sicherer Distanz. © André Schulze
Die Mitarbeiter vom Bauhof transportierten den Baum auf einem Lastwagen zum Zinzendorfplatz.
Die Mitarbeiter vom Bauhof transportierten den Baum auf einem Lastwagen zum Zinzendorfplatz. © André Schulze

Pünktlich um 7.30 Uhr wird die Konrad- Wachsmann-Straße für den Fahrzeugverkehr in beide Richtungen gesperrt. Sperrschilder und Baken werden in Höhe der Christophstraße aufgestellt. So manch Nieskyer, der mit dem Auto gerade auf dem Weg zur Arbeit ist, zögert kurz und umfährt den abgesperrten Bereich dann doch. Zur Unterstützung der Fällarbeiten wird ein großer Drehkran in Stellung gebracht. Schließlich soll der Baum auch nicht auf die vor Ort vorhandenen Oberleitungen oder das Wohnhaus stürzen.

Knapp eine halbe Stunde nach dem Beginn der Vorbereitungsarbeiten heult die Kettensäge des Nieskyer Bauhofes ein erstes Mal auf. Vorsichtig werden die ersten Äste entfernt, bevor sich die Kette durch den Baumstamm frisst. Die Blaufichte mit unzähligen Zapfen hängt zu dieser Stunde bereits an den Ketten des Kranes. Schnell wird noch ein Hubsteiger aus dem Gefahrenbereich gebracht und schon schwebt der Baum über die Konrad-Wachsmann- Straße, wo bereits ein Lastwagen auf den Transport des Baumes wartet.

Nach genau einer Stunde macht sich der Baum in Begleitung eines Polizeifahrzeuges auf den Weg zum Bestimmungsort. Axel Schönfeld sieht den Abtransport seines Baumes mit einem lachenden und einem weinenden Auge. „Einerseits haben unsere Kinder gern unter dem Baum gespielt, der gerade im Sommer viel Schatten spendete. Andererseits sei es auch Zeit gewesen, die Fichte zu fällen. Sie wurde einfach zu groß“. Und ein paar andere Bäume hat die Familie ja noch rund um ihr Haus stehen.

Auf jeden Fall will Familie Schönfeld ihren Baum auf dem Zinzendorfplatz besuchen. „Es ist doch schön, wenn wir der Stadt so ein Geschenk machen können“, findet der Familienvater.

Da im Bereich der Horkaer Straße an diesem Tag Halteverbot besteht, funktioniert die Fahrt zum Zinzendorfplatz reibungslos. Für alle Beteiligten heißt es nun wieder, das Kranfahrzeug zu positionieren und Arbeitsmaterialien bereitzustellen. Am Fuße der evangelischen Kirche beobachten die Mädchen und Jungen der DRK-Kindergartengruppe die Arbeiten. Um 9:30 Uhr ist es dann endlich so weit und der Baum schwebt in das vorbereitete Loch in der Wiese. Nun nur noch den Feinschliff und schon steht er sicher auf dem Platz.

Auf der gegenüberliegenden Seite des Zinzendorfplatzes wuseln derweil vor der Bibliothek weitere Mitarbeiter der Stadt in ihren orangefarbenen Arbeitssachen. In Windeseile werden hier mehrere Holzhäuser für den bevorstehenden Weihnachtsmarkt am zweiten Adventswochenende montiert. Kurz nach zehn Uhr ist auch die Arbeit für den Kranfahrer erledigt und er kann sich mit seinem Arbeitsgerät zur nächsten Baustelle begeben. Damit der Baum auch in den Abendstunden so richtig zur Geltung kommt, werden mittels eines Hubsteigers noch die Lichterketten platziert. Diese sind allerdings nicht die einzigen Leuchtmittel, die den Nieskyer Weihnachtsmarkt erstrahlen lassen.

In den kommenden Tagen werden die Mitarbeiter des Bauhofes noch diverse Weihnachtssterne und Lichterketten installieren. Der Ortsteil See hat bereits seinen Weihnachtsbaum stehen und auch in Ödernitz will man in dieser Woche solch ein Exemplar noch aufstellen.