Von Maik Brückner
Glashütte. Um die Glashütter Uhrenmarke C.H. Wolf ist es sehr ruhig geworden. Nach der Pleite 2016 erfolgte zwar ein Neustart. Öffentliche Auftritte des neuen Besitzers gab es aber nicht. In dieser Woche nun die Wende. Der Inhaber der Markenrechte, Hendrik Klein, kam nach Glashütte und gab hier einen großen Empfang. Der 44-Jährige hatte 50 Unternehmer und Geschäftspartner aus Deutschland, der Schweiz und China eingeladen, um ihnen eine neue Uhr, die Tourmatic, vorzustellen.
Von Hemess zu C.H. Wolf
Die Uhr, die ein weißes Ziffernblatt, eine Stoppfunktion und eine Datumsanzeige besitzt, kostet knapp 10 000 Euro. Klein sieht alle Vorgaben erfüllt, um diesen Zeitmesser auch als Glashütter Uhr zu verkaufen. 50 Prozent der Wertschöpfung werden in Glashütte erbracht, versichert er. Das Uhrwerk beziehe man zwar aus der Schweiz. Dieses werde aber erst in Glashütte zusammengebaut. Hier werden auch die Platine veredelt und der eigene Rotor hergestellt. Dazu habe man eine Uhrmacherin vor Ort. Da diese die Arbeiten nicht allein bewältigen könne, arbeitet man mit externen Firmen aus Glashütte zusammen. Auch für die Gestaltung der Uhr setze er auf eine externe Designerin.
„Wir wollen die Kosten flach halten“, erklärt er. Er wolle nicht die gleichen Fehler begehen wie seine Vorgänger. Diese wollten schnell wachsen, produzierten Uhren auf Halde und fanden zu wenig Kunden. Das solle ihm nicht passieren. Klein wolle die Zahlen immer im Blick haben. Das Fachwissen bringt er mit. Klein, der in Chemnitz aufwuchs und jetzt in Zürich lebt, hat Betriebswirtschaft studiert und war mehrere Jahre bei der Landesbank Baden-Württemberg beschäftigt und an der Börse tätig. Danach machte er sich selbstständig, er hält Beteiligungen an mehreren Firmen und ist Inhaber vom Zürcher Fanartikelhersteller Megafanshop.com AG. Zu Wolf kam er durch einen Zufall. Auf einer Modemesse in Düsseldorf lernte Klein den früheren Geschäftsführer von C.H. Wolf, Jürgen Werner, kennen. Klein, der bis dahin nur ein Uhrenfan war, ließ sich begeistern. Er kaufte aus der Insolvenzmasse die Markenrechte, die Innenausstattung und die Werkzeuge sowie den Restbestand an Uhren auf und gründete mit der Firma CHW Glashütte in Sachsen GmbH ein neues Unternehmen, dessen Name an die alte Firma und an den Produktionsstandort erinnert. Dieses startete recht schnell mit der Uhrenproduktion im kleinen Stil. In Miniserien stellte das Unternehmen die Modelle Racematic und X-One her.
Parallel dazu suchte Klein nach Geschäftspartnern. In München wurde er fündig. Er konnte die aus China stammende Unternehmensberaterin Xiaoping Zhao-Moll dafür gewinnen, sich am Unternehmen zu beteiligen und Geschäftsführerin zu werden. Mit ihren Beziehungen ins Reich der Mitte sollte sie helfen, Wolf-Uhren in China zu verkaufen. Dieser Plan geht offenbar auf. Klein und Zhao-Moll unterzeichneten in dieser Woche einen Kooperationsvertrag mit dem Unternehmen Guoshi Investment, das 20 Modelle der neuen Uhr abgekauft hat, um sie in Nordorten Chinas zu verkaufen. Klein sieht dafür gute Chancen: Glashütter Uhren und deutsche Ingenieurskunst haben einen guten Ruf in China. Xiaoping Zhao-Moll kann sich deshalb vorstellen, dass weitere chinesische Investoren bei C.H. Wolf einsteigen.
Klein will in der Uhrenproduktion zweigleisig fahren. Zum einem möchte er Kleinserien nach Bestellung bauen. Zum anderen möchte er Armbanduhren montieren, deren Zifferblätter an die Turmuhren in Possendorf und Wehlen erinnern. Beide wurden vom Uhrmacher Carl Heinrich Wolf vor mehr als 100 Jahren gebaut. Später könnten andere Turmuhren als Vorbild für die Armbanduhren dienen. Sollten die sich gut verkaufen, will Klein sein Personal aufstocken. Ende 2019 könnten alle 20 Uhrmachertische wieder besetzt sein.