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Die neue Tierärztin

Anja Brandt öffnete am 1. Januar ihre eigene Praxis in Reichenau. In Weißbach sammelte sie jahrelange Erfahrung.

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© Matthias Schumann

Von Ina Förster

Reichenau. Kater Gimli mag heute gar nicht mit ins Sprechzimmer. Dort sitzt gerade ein Patient und soll in wenigen Minuten operiert werden. Mit hängenden Ohren wartet der große Hund auf das Unausweichliche. Anja Brandt spricht ihm nebenbei liebevolle Worte zu. Der Tropf tropft. In der Ruhe liegt die Kraft. Die junge Tierärztin und ihre Assistentin, die tierärztliche Fachangestellte Laura Bina, bereiten alles vor. In der neuen Praxis am Rande von Reichenau im Haselbachtal ist der Alltag angelaufen. Seit 2. Januar 2018 hat sie an der Gräfenhainer Straße 9 A geöffnet. Die ersten Patienten kamen und gingen schon. Doch noch muss es sich herumsprechen, dass Anja Brandt nun hier praktiziert.

Kater Gimli, der nach dem rothaarigen Zwerg der Herr-der-Ringe-Saga benannt ist, kennt sein Frauchen. Tierlieb war sie schon immer. Auch deshalb erwählte sie den Beruf Tierarzt für sich. Frühzeitig war ihr klar, dass dies ihr Weg sein würde. „Ich hatte und habe schon immer Tiere. Mehrere“, lacht sie. Und sie kann gar nicht anders. Auch Gimli nahm die 32-Jährige vor Jahren mit nach Hause und päppelte das Neugeborene auf. Damals, als ihn Leute nach Weißbach in die Praxis von Dr. med. vet. Uwe Dziwok brachten. Dort war Anja Brandt in den letzten neuneinhalb Jahren als Ärztin angestellt. Ihr Traum von der eigenen Praxis hat sich nun erfüllt. „So etwas wächst mit der Zeit“, sagt die gebürtige Suhlerin ruhig. „Man sollte aber erst genügend Erfahrungen sammeln, ehe man den Schritt wagt“, meint sie. Die Zeit seit 2008 in der modernen Tierklinik von Uwe Dziwok hat sich für sie gelohnt. „Ich bin sehr dankbar für diese intensive Phase. Dort wird auf Klinik-Niveau gearbeitet. Da konnte man einiges mitnehmen. Und geht selber mit hohen Ansprüchen an die Sache“, weiß sie. Die Kollegen der Umgebung freuen sich für die junge Frau. Und schauten kürzlich zur Einweihung der Praxis schon vorbei. „Es gibt genügend zu tun für alle“, sagt Anja Brandt. Entlastung tut gut. Und jüngere Kollegen werden herzlich in die Gemeinschaft aufgenommen.

Das allgemeine Interesse am Tierarztberuf stieg in den letzten Jahren zwar an. Absolventen gäbe es allerdings trotzdem nicht wie Sand am Meer. Fürs Studium braucht es sehr gute Abiturnoten. Der Numerus clausus liegt hoch. In Sachsen braucht man einen Durchschnitt von 1,2, um Tiermedizin studieren zu können. „In unserem Metier gibt es außerdem einen hohen Frauenüberschuss“, so Anja Brandt. Wie der Beruf mit Kindern in Einklang zu bringen ist, danach fragt wie in anderen Branchen keiner. Anja Brandt ist bereits Mutter eines fünfjährigen Sohnes. Bisher lebte die Familie in Gersdorf. Doch dort wurde die Wohnung etwas zu eng. Und man schaute sich nach einem Haus um. Auch in Hinblick auf die eigene Praxis.

In einem 20 Jahre alten Eigenheim am Rand des idyllischen Tiefentales wurden die Brandts fündig. Im Keller gab es bereits bei den Vorbesitzern eine Einliegerwohnung. Die wurde kurzerhand zur Praxis umfunktioniert. Diese ist nun modernst ausgestattet. Digitales Röntgen ist ebenso möglich wie Ultraschall und kardiologische Untersuchungen. Die Geräte sind auf dem neuesten Stand. „Man hat sich einfach an diesen Standard gewöhnt in Weißbach. Und möchte nicht mehr bei Null anfangen“, sagt sie. „Wir bieten alles ¨– von Zahnbehandlungen über Kastrationen bis zu chirurgischen Eingriffen, von der Tumor-OP bis zur Herzdiagnostik von der Chemotherapie bis zur Alternativmedizin“, sagt Anja Brandt. Spezialisiert war die junge Tierärztin beim alten Arbeitgeber auf die Kardiologie. Das wird auch in der eigenen Praxis sicher nicht von Nachteil sein.

Bei Null beginnt sie allerdings mit ihrem Kundenstamm. „Viele kennen mich bereits durch meine Arbeit, aber in dieser Branche nimmt man die Patienten nicht einfach von einer Praxis zu anderen mit. Das ist auch ok. Ich kann mir so etwas ganz Eigenes aufbauen!“ Dass sie sehr gut mit Tieren kann und ein einfühlsames Händchen besitzt, wird ihr dabei helfen. Gemeinsam mit Tierarzthelferin Laura sind sie ein eingespieltes Team, das sich bereits aus der Weißbacher Praxis kennt. Die 25-Jährige fährt täglich 40 Kilometer zur Arbeit, doch das tut sie gern. Ein gutes Klima ist Gold wert. Das wissen die beiden Frauen. Und ein „besonderes Händchen“ muss man ebenfalls haben. Vor allem im Umgang mit den Tierbesitzern. „Wir treffen Frauchen und Herrchen schon oft in Ausnahmesituationen an. Wenn das geliebte Haustier krank ist, gerät die Welt schnell ins Wanken“, so Anja Brandt. „Man muss sich auch auf ihre Bedürfnisse einstellen. Da gehört psychologisches Fingerspitzengefühl einfach dazu!“

Öffnungszeiten: Mo.-Sa., 10-12 Uhr/ Mo. und Mi., 16-18 Uhr; Di., Do. und Fr., 14-16 Uhr; Kontakt: 035795 360797, Gräfenhainer Str. 9 A in Reichenau

tierarztpraxis-brandt.de