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Die Neue im Stadtmuseum

Uta Karrer kam aus der Schweiz nach Löbau. Sie reizt das Dreiländereck. Das soll sich auch in ihrer Arbeit widerspiegeln.

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© Matthias Weber

Von Romy Altmann-Kühr

Löbau. Löbaus Stadtgeschichte lagert in unzähligen Kartons. Der frühere große Ausstellungsraum im Erdgeschoss des Stadtmuseums an der Johannisstraße steht voll mit den Pappkisten. Darin verpackt sind die Exponate des Museums. Zum Teil. Vieles steht auch noch in den Ausstellungsräumen, die über drei Etagen verteilt sind in dem historischen Stadthaus. Mittendrin steht Uta Karrer. Zwischen kunstvoll bemalten Bauernschränken, unzähligen historischen Werkzeugen, wertvollen Dokumenten der Zeitgeschichte, wie dem Sechsstätdepokal und eben zahlreichen Kisten mit kleinen Schätzen, versucht sie sich gerade einen Überblick zu verschaffen. Sie ist die neue Leiterin des Löbauer Stadtmuseums und die Nachfolgerin der langjährigen Chefin Regine Wiemer. Seit Jahresbeginn ist die Einrichtung wegen Inventur geschlossen. Die Stadt möchte ihr Museum neu aufstellen. Dr. Uta Karrer hat ihren Dienst als Museumsleiterin am 1. August angetreten. Auch der Doktortitel vor dem Namen ist noch ganz frisch, wie sie erzählt. Erst Mitte Juli hat sie ihre Dissertation verteidigt. Uta Karrer kam aus der Schweiz nach Löbau. Dort arbeitete sie in den vergangenen drei Jahren an einem Projekt zur Archivierung historischer Fotografien mit. Gelebt hat die gebürtige Nürnbergerin schon in vielen Teilen Deutschlands und der Welt, erzählt sie. Ihr Studium führte sie zum Beispiel auch in den Urwald von Nicaragua in Lateinamerika. „Es war ein spannendes und sehr abenteuerliches Studium.“ Nicht weniger spannend wird nun ihre Aufgabe in Löbau werden, das ahnt sie schon. Denn die Geschichte der Stadt sei schon außergewöhnlich. Das müsse man aber für die Besucher besonders hervorheben, die Bedeutung als Konventstadt verdeutlichen, sagt die Expertin.

Zum Dreiländereck hat sie eine besondere Beziehung. Sie lernte polnisch, studierte Ethnologie und Kulturanthropologie mit dem Schwerpunkt Osteuropa. Vor einigen Jahren war sie schon Volontärin im Herrnhuter Völkerkundemuseum, kennt die Oberlausitz daher bereits. Deswegen fand sie die Ausschreibung der Stadt Löbau für den Posten der Museumsleiterin interessant und bewarb sich. „Das war die erste Bewerbung, die ich geschrieben habe“, erzählt die neue Museumschefin. Die Stelle war auch ihre erste Wahl. Als klar war, dass sie den Job in Löbau bekommt, sagte sie alle anderen Vorstellungsgespräche gleich ab. „Ich wollte wieder ins Dreiländereck.“ Denn hier kann Uta Karrer ihre Tschechisch- und Polnischkenntnisse anwenden. Sie möchte auch mit Einrichtungen aus den Nachbarländern grenzüberschreitend zusammenarbeiten. „Aber das ist jetzt noch Zukunftsmusik.“

Die wichtigste Aufgabe sei es jetzt, alle Ausstellungsstücke zu erfassen, sich einen Überblick zu verschaffen, welche Schätze Löbau in seinem Museum hat und daraus ein neues Konzept für die Einrichtung zu erarbeiten. „Wir müssen uns klar werden, was wir zeigen wollen, wie wir es präsentieren.“ Alle Exponate werden angeschaut, erfasst und archiviert. Seit dem Beginn der Inventur im Februar dieses Jahres haben die insgesamt sieben Mitarbeiter im Museum 10 000 Objekte erfasst, also inventarisiert, wie es in der Fachsprache heißt. 60 000 Objekte hat das Stadtmuseum in seinem Bestand. Erst, wenn zumindest der größte Teil erfasst ist, könne man sich daran machen, ein Konzept zu erarbeiten, sagt Frau Karrer. Unetrstützung leistet dabei die Sächsische Landesstelle für Museumswesen mit ihren Fachleuten. Uta Karrers Vorstellung ist es, Löbaus Stadtgeschichte zu zeigen, aber immer auch mit einem Bezug zur Gegenwart. „Die Stadtgeschichte endet ja nicht an einem bestimmten Punkt, die Entwicklung geht weiter.“ Das Mittelalter, aber auch die Zeit der Industrialisierung, in der viele Fabriken entstanden, sieht sie als Schwerpunkte. Viele Gebäude aus der Zeit prägen das Stadtbild bis heute. Natürlich müsse auch der Sechsstädtebund ein Thema sein.

Uta Karrer will dazu auch mit den Löbauern ins Gespräch kommen und erfahren, was sie vom Museum erwarten, was sie bewegt. In welcher Form so eine Gesprächsrunde stattfinden könnte, ist derzeit noch nicht entschieden. Uta Karrer könnte sich vorstellen, zunächst mit Sonderausstellungen zu beginnen und Teile der Löbauer Sammlung zu bestimmten Themen zu zeigen. Das sei aber aufgrund der laufenden Inventur zurzeit noch nicht umsetzbar. Um Löbau und die Einwohner kennenzulernen, will Frau Karrer außerdem bald in der Stadt wohnen. Derzeit sucht die 34-Jährige noch eine Wohnung in Löbau. Es muss allerdings nicht unbedingt ein Altbau sein. „Ich habe auch schon im Block gewohnt, das war auch spannend.“