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Die mit dem Hund tanzt

Elisa Frenzel wird mit dem lange Zeit aggressiven Straßenhund Golliat Junioren-Vizemeister. Ein Mini-Fehler kostete den Sieg.

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© Claudia Hübschmann

Von Marcus Herrmann

Meißen. Wenn man in einem Wettkampf 95 von möglichen 100 Punkten holt, muss man sich nicht ärgern. Eigentlich. Vor zwei Wochen ist es der Schülerin Elisa Frenzel vom Hundesportverein (HSV) Meißen-Nassau bei der Deutschen Meisterschaft im thüringischen Gotha so ergangen. Mit ihrem viereinhalb Jahre alten Straßenhund Golliat legt die 17-Jährige einen fast perfekten Durchgang im sogenannten Rally Obedience hin.

Nach den knapp zweieinhalb Minuten, in denen die Trainerin den Mischling bei Fuß an lockerer Leine durch einen Parcours mit Aufgaben-Schildern führt, ist es lediglich ein Mini-Fehler, der fünf Punkte Abzug bedeutet. „Ich habe einmal wohl zu leise, ‚bleib‘ zu ihm gesagt, da ist er an einer Stelle weitergelaufen, wo er hätte bleiben sollen. Ich musste dann diese Stelle noch mal machen“, erinnert sich Elisa Frenzel. Das bedeutete fünf Punkte Abzug. Ansonsten hätte sie 100 Punkte erreicht und den Wettkampf gegen neun andere Jugendliche für sich entschieden. Wirklich geknickt ist sie heute aber nicht mehr. Und auch die Basistrainerin beim HSV, Sylvia Engelhardt, unterstreicht die gute Leistung: „Golliat lief an dem Tag so gut, wie er es noch nie zuvor gemacht hatte. So ein Fehler kann passieren. Wir sind trotzdem stolz“, sagt sie. In der nächst höheren Klasse (Klasse 2) erreichte die Trainerin in Gotha mit ihrem Vierbeiner Jessie den elften Platz.

Beim 1957 gegründeten HSV Meißen-Nassau gibt es seit knapp fünf Jahren Trainings für das aus den USA kommende Rally Obedience. Die Trainingsgruppe von Sylvia Engelhardt trifft sich einmal in der Woche am Sportplatz am Meißner Steinweg. Etwa 20 Hundefreunde machen mit. Elisa Frenzel ist mit ihren 17 Jahren aktuell die Zweitjüngste. Die Schülerin am BSZ Meißen-Radebeul verbindet eine besondere Geschichte mit ihrem Hund. „Vor Golliat hatte ich einen Therapie-Hund, der mir in der Kindheit gegen eine Neigung zu starken Ohrgeräuschen half. Leider mussten wir ihn nach einem Unfall einschläfern lassen. Und dann kam der Spanien-Urlaub“, sagt Elisa Frenzel. In den Ferien mit ihren Eltern hatte sie viele der herumstreunenden, oft zutraulichen Tiere, gesehen. Wieder in der Heimat ließ sie der Gedanke an die bedauernswerten Vierbeiner nicht los. Über die Internetseite „Tierschutz Spanien“ konnte die Familie einen Streuner auswählen. „Golliat wurde dann zum Flughafen Berlin-Tegel transportiert, wo wir ihn abholen konnten“, erzählt Frenzel.

Anfangs, erinnert sich die junge Frau mit den langen blonden Haaren, sei Golliat ein wahrer „Terrorhund“ gewesen. Beim Training in Meißen verhielt er sich nicht selten sogar aggressiv gegenüber Artgenossen. Erst als der junge Rüde kastriert wurde, besserte sich sein Verhalten. „Und wegen der liebevollen Zuneigung von Elisa“, sagt Vater Axel Odrich. Denn nicht nur beim wöchentlichen Training übt die Vize-Jugendmeisterin mit ihrem Hund. „Wir nutzen eigentlich jede freie Minute. Inzwischen kann Golliat viele kleine Kunststückchen wie auf den Rücken springen oder sich auf zwei Beinen im Kreis drehen“, sagt die Schülerin, die in Weinböhla wohnt.

Im Hundesportverein ist der kleine Kerl als wahrer Zirkushund bekannt. „Um ein gutes Frauchen oder Herrchen zu sein, sollte man seinen Hund lesen können, wissen wie er tickt“, sagt Trainerin Sylvia Engelhardt. Auf Elisa treffe das total zu. Sie übe auf spielerische Art und Weise mit ihrem Tier, mache intuitiv sehr viel richtig.

Auf diese Intuition und den Spaß an der Arbeit mit ihrem Tier wird sich Elisa auch künftig verlassen. Denn sie will demnächst in die Klasse 2 aufsteigen und mit Golliat auch bei den Erwachsenen für Furore sorgen.