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Die Malter wird fit für riesige Wassermengen

Der Umleitungsstollen an der Talsperre bekommt neue Schieber. Erst dann kann der Wasserspiegel wieder steigen.

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© SZ

Von Franz Herz

Osterzgebirge. Das Dach vom Schieberhaus musste geöffnet werden. Sogar Balken vom Dachstuhl haben die Bauleute abmontiert, damit sie drei tonnenschwere Talsperrenschieber mit dem Kran hier einheben und in den 30 Meter tiefen Schacht darunter absenken können.

Ab durchs Dach

Das hält 30 Tonnen aus Staumeister Michael Kloppisch und Projektleiter Bernd Findeisen stehen an dem neuen Schieber.
Das hält 30 Tonnen aus Staumeister Michael Kloppisch und Projektleiter Bernd Findeisen stehen an dem neuen Schieber.
Platz ist nur durchs Dach Von oben ist zu sehen, wie eng die Bauleute den Schieber durchs Dach zirkeln müssen.
Platz ist nur durchs Dach Von oben ist zu sehen, wie eng die Bauleute den Schieber durchs Dach zirkeln müssen.
Jetzt geht es nach unten Nun ist der Koloss im Schieberhaus und wird noch 30 Meter durch den Schacht nach unten abgesenkt.
Jetzt geht es nach unten Nun ist der Koloss im Schieberhaus und wird noch 30 Meter durch den Schacht nach unten abgesenkt.

Staumeister Michael Kloppisch erklärt den Zweck dieser Aktion. Seinerzeit, als die Talsperre gebaut wurde, haben Bergleute einen Stollen in den Fels an der Seite des Tals getrieben. Darin ist während der Bauzeit die Rote Weißeritz um die Baustelle herumgeflossen. Später haben unsere Vorfahren dann einen Schacht 30 Meter in die Tiefe bis zu diesem Stollen gegraben und in der Mitte des Stollens eine Schieberkammer eingebaut. Dort wurde das Wasser durch drei Röhren geleitet, und mit drei Schiebern konnten die Staumeister regeln, wie viel Wasser durchfließen kann. Normalerweise sind diese Röhren verschlossen.

Nur bei besonderen Ereignissen, Schneeschmelze oder einem drohenden Hochwasser wird dieser Umleitungsstollen genutzt, um die Talsperre schnell zu entleeren. Vergangenes Jahr musste Kloppisch ihn gar nicht öffnen. Aber darauf kann er sich nicht verlassen. Ganz im Gegenteil. Neue Berechnungen aus den letzten Jahren sagen, dass sich die Staumeister auf Niederschlagsmengen einstellen müssen, die noch größer sind als die beim August-Hochwasser 2002. „Das war sozusagen nur das Vorrundenspiel. Wir müssen die Talsperre fürs Finale fit machen“, sagt Kloppisch. Daher wird die gesamte Talsperre saniert, ein Teil davon ist der Umbau im Umleitungsstollen. Er soll künftig voll genutzt werden. In den 1990er-Jahren sind dort Klappen eingebaut worden, die nicht die volle Wassermenge verkraften, die eigentlich durchfließen könnte. Daher bekommt der Stollen jetzt richtige Talsperrenschieber. Das sind massive Stahlplatten, die unten am Grund der Talsperre 30 Tonnen Wasserdruck aushalten müssen. Diese massiven Stahlkonstruktionen wurden diese Woche eingebaut. Eine am Montag, eine am Dienstag und die Letzte folgt noch.

Jeweils in zwei Teilen wurden sie vom Kran in den Schacht gehoben. Es ist Zentimeterarbeit, wenn ein drei Tonnen schwerer Talsperrenschieber aus Stahl 30 Meter tief in einen engen Schacht abgesenkt werden soll. Unten wird es dann eng. Die drei Schieber müssen sauber nebeneinander rangiert werden. Und wenn sie eingebaut sind, müssen erst Verbindungsstücke nach Maß angefertigt werden, die sie exakt an die alten Leitungen anschließen. „Die sind damals nicht so normgerecht gefertigt worden, wie es heute üblich ist“, sagt Bernd Findeisen, der bei der Landestalsperrenverwaltung für die Malter-Sanierung verantwortlich ist. Ihre Produktion dauert auch wieder zwei Wochen. Wenn dann alles fertig ist, stehen umfangreiche Probeläufe auf dem Programm. „Die Elektrik, die Hydraulik, alles muss geprüft werden“, sagt der Staumeister. Nicht, dass er im Ernstfall Probleme bekommt.

Diese Arbeiten ziehen sich noch bis Mitte, Ende Juli hin. Das hat Auswirkungen auf den Badebetrieb an der Talsperre. Auf jeden Fall muss das Festival „Malter in Flammen“ noch mit dem jetzigen niedrigen Wasserstand auskommen. Wie schnell nach dem endgültigen Einbau der Schieber der Wasserspiegel wieder um drei Meter auf das Normalmaß steigt, kann noch niemand sagen. Das hängt vom Wetter ab.