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Die Magie der Kratzbürsten

Dompteur Tom Dieck jr. liebt seine wilden Katzen. Mit seiner preisgekrönten Dressur ist er jetzt in Zittau zu erleben.

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Von Miriam Schoenbach

Zittau. Genüssliches Schmatzen dringt aus den Zwingern auf dem Festplatz an der Zittauer Brückenstraße. Tom Dieck jr. schaut sich um. Seine Raubkatzen haben jetzt keinen Blick für ihren Trainer, sondern nur für das Fressen. „Sie bekommen aller zwei Tage eine Ration. In der freien Wildbahn müssen sie oft auch über längere Zeit ohne Nahrung auskommen“, sagt der 35-Jährige. Zu seiner Gruppe gehören vier Tiger, zwei Löwen und die zwei Liger – eine Mischung aus Tiger und Löwe. Die preisgekrönte Dressur der vierbeinigen Stars ist ab Donnerstag beim Zirkus Probst in Zittau zu erleben. Für die Darbietung gab es bereits den heißbegehrten „Clown“ beim Zirkusfestival in Monte Carlo.

Der Tierlehrer nimmt sich Zeit, über dem Platz schallt das Klappern und Klirren vom Aufbau des großen Zirkuszelts. Aus den Stallungen der Pferde ist Hufgetrappel zu hören. Mit dieser Geräuschkulisse ist Tom Dieck jr. aufgewachsen. Bereits seit drei Generation gehören die Manege und das Leben unterwegs zur Familie. Die Geschichte beginnt 1945 kurz nach Ende des Krieges. Aus der Nähe von Wilhelmshaven, wo Diecks Urgroßvater einen Kohlehandel betreibt, sucht der Großvater das Abenteuer in England. Der junge Mann landet in einem Dorf auf einem Bauernhof.

Doch dieses beschauliche Leben ändert sich, als ein Zirkus in den Ort kommt. „Er hat sich in diese neue Welt verliebt und reiste fortan als Tierpfleger mit“, erinnert sich sein Enkel. Doch irgendwann ruft wieder die alte Heimat, der Kohlehandel soll übernommen werden. Er kehrt zurück, seine Leidenschaft für die Tiere im Zirkus behält er aber. Der Großvater gründet eine reisende Tiershow und lernt in den 1950er- Jahren in einer Dompteurschule in den Niederlanden sein Handwerk.

Seine erste Raubtiernummer verkauft der Senior an den Zirkus „Renz“. Die Präsentation übergibt er seinem 17-jährigen Sohn. Er lernt wenig später beim Zirkus Hagenbeck seine spätere Frau kennen. Der Großvater mütterlicherseits ist ein Reprisen-Clown, der die Pausen zwischen den Darbietungen ausfüllt. 13 Löwen sind seinerzeit die Partner von Tom Diecks Vater. Denn bald steht auch der Kinderwagen neben der Raubtieranlage. Die Tiere bestimmen den Takt der Familie. „Zehn Minuten in der Manege mit Glitzer und Pailletten sind schön. Unser Leben ist ganz auf sie eingerichtet. Dazu gehören Füttern, Spielen, Zuspruch“, sagt der Tiertrainer.

Den Respekt vor den anmutigen wie gefährlichen Schönheiten lernt Tom Dieck jr. von Kindesbeinen an. Mit elf Jahren nimmt der Senior wiederum seinen Sohn erstmals mit in die Manege. Zuvor hat er zwar immer schon beim Saubermachen geholfen und Streicheleinheiten verteilt. Nun aber soll bei einem Pressetermin ein Foto entstehen. Den Neuling verlässt der Mut, sein großes Vorbild packt ihn am Kragen und bugsiert ihn ins Rund. Ein zweites Mal pocht das Lampenfieber beim ersten Auftritt mit eigener Raubtiergruppe 2005 im französischen Zirkus „Alexis Gruss“.

Es sind knapp eineinhalb Stunden vergangen. Das Zirkuszelt zeigt schon seine Spitze. „Als Nächstes räume ich die Knochen weg. Dann kommen die Tiere ins Außengehege“, sagt der Tierlehrer. Mit viel Vertrauen, einer Menge Geduld und größter Leidenschaft trainiert der zweifache Vater seine zum Teil mit der Hand aufgezogenen Schützlinge. Die Dressur ist das Ergebnis jahrelanger Arbeit. Dabei sind die Tiger von Natur aus gelehriger. Da die Kratzbürsten in der Natur Einzelgänger sind, müssen sie raffiniertere Strategien entwickeln als Löwen, die in freier Wildbahn im Rudel auftreten. Diese Tiger-Schläue zahlt sich aus. Der stolze Khan läuft auf den Hinterbeinen vorwärts, seine Mutter Rani springt von Postament zu Postament. Für ihr Können gibt es eine Belohnung. „Löwen sehen dagegen schön aus. Aber nach vier Tagen Pause brauchen alle wieder eine Herausforderung“, sagt Tom Dieck jr. und geht zu seinen Katzen. Die haarigen Künstler dösen nach ihrem Mahl. Auch vierbeinige Stars brauchen eben mal eine Pause.

Infos und Tickets: 0175 7978449

Die SZ vergibt für die Premierenvorstellung des Zirkus Probst am Donnerstag, 17 Uhr, auf dem Festplatz Zittau, Brückenstraße fünfmal zwei Freikarten – Anruf dafür am Mittowch, 14 Uhr, unter 03583 77555850.