Merken

Die Lotsen aus der Vierten

Joshua, Jonas und Lennox bringen ihre Mitschüler vom Bus zur Schule. Dabei sperren sie in Sitten schon mal die Straße.

Teilen
Folgen
© Dietmar Thomas

Von Frank Korn

Leisnig/Sitten. Um kurz nach 7.30 Uhr ist zwischen Kirche und Grundschule in Sitten richtig was los. Zuerst kommen einige Kinder, begleitet von einer Erzieherin, aus dem Frühhort. An der Spitze der kleinen Schar geht Joshua Striedinger. Er hat eine Warnweste an, die ihn als Schülerlotsen ausweist. Gemeinsam warten die Kinder an der Bushaltestelle vor der Kirche. Aus einem Linienbus steigt ein Mädchen aus und setzt sich zu den anderen Kindern. Aus der Gegenrichtung kommt kurz darauf der erste von zwei Schulbussen. Joshua geleitet die Kinder auf die andere Straßenseite. Unterstützt wird er von Jonas Härtig und Lennox Hinze, die mit diesem Bus angekommen sind. Nachdem aus dem zweiten Bus weitere Schüler ausgestiegen sind, werden sie von den drei Jungs und Schulleiterin Sylke Rasch-Vogelsang die etwa 150 Meter bis zur Schule gebracht.

Jeden Morgen und auch nachmittags, wenn die Kinder wieder zum Bus müssen, gehen die Jungs ihrer Aufgabe als Schülerlotsen nach. „Es macht Spaß“, sind sich die drei Viertklässler einig. Und ein wenig stolz darauf, dass sie Verantwortung für ihre Schulkameraden tragen, sind sie auch. Joshua, Lennox und Jonas verstehen sich auch außerhalb der Schule gut, spielen gern Fußball oder lernen gemeinsam.

„Im Normalfall hält der Bus vor der Schule. Doch weil die Kläranlage gebaut wird, müssen die Schüler an der Kirche aussteigen“, sagt Sylke Rasch-Vogelsang. Die Zufahrt bis zur Schule ist frei, doch besteht für die Busse keine Möglichkeit, zu wenden. Noch bis zum Ende des Jahres müssen Schüler, Lehrer und Eltern mit dieser Lösung leben. Deshalb bittet die Schulleiterin alle Eltern, die ihre Kinder mit dem Pkw zur Schule bringen, sich an die vorgeschriebene Geschwindigkeit von 30 Stundenkilometern zu halten sowie erhöhte Aufmerksamkeit walten zu lassen.

Insgesamt 89 Schüler lernen in der Grundschule Sitten. Die meisten von ihnen kommen mit dem Schulbus aus den umliegenden Ortsteilen. Unter anderem auch aus Wiesenthal und Marschwitz, die im Bereich der Regionalbus Leipzig GmbH liegen. „Leider dürfen Schüler aus Mittelsachsen nicht mehr mit den Leipziger Linien fahren. Wir haben aber mit der Regiobus Mittelsachsen eine Lösung gefunden, dass auch diese Kinder zur Schule gebracht werden können“, so Rasch-Vogelsang. Auf die Arbeit ihrer drei Verkehrslotsen ist die Schulleiterin stolz. „Sie übernehmen Verantwortung für ihre Mitschüler, das ist nicht alltäglich“, sagt Rasch-Vogelsang.

Obwohl die Bedingungen durch die Baustelle in der Nähe der Schule nicht gerade einfach sind, soll demnächst noch eine weitere Baustelle direkt auf dem Schulgelände hinzukommen. Über die ist die Schulleiterin aber fast schon glücklich, handelt es sich doch dabei um die Sanierung des Sportplatzes an der Schule, die kürzlich vom Leisniger Stadtrat beschlossen wurde (DA berichtete). Mitte September ist Baubeginn, im November sollen die Schüler auf dem Gelände wieder Sport treiben können.

Im Zusammenhang mit dem Sportplatzbau ist für Sylke Rasch-Vogelsang auch der Tag der offenen Tür am 30. September wichtig. „An diesem Tag wollen wir auch das Sportplatzprojekt vorstellen“, so die Schulleiterin. In der Zeit von 10 bis 13 Uhr seien alle Schüler, ehemalige und zukünftige Schüler sowie Eltern eingeladen. „Besonders wichtig ist es mir aber, dass auch Verantwortliche aus Politik und Wirtschaft unserer Schule einen Besuch abstatten“, sagt Sylke Rasch-Vogelsang.