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Die Löbauer drehen am Riesenrad

192 Teilnehmer sorgten für den Sieg bei der Stadtwette zugunsten der Jugendfeuerwehr – ein bisschen Gnade war dabei.

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© Matthias Weber

Von Markus van Appeldorn

Löbau. Nein, das sah am Freitagnachmittag zunächst gar nicht so aus, als könnten die Löbauer die ihnen angebotene Stadtwette gewinnen. Der Schausteller Frank Domke hat auf dem Oktoberfest auf dem Zuckerplateau sein 50 Meter hohes Riesenrad aufgebaut. Er hatte gewettet, die Löbauer und ihre Gäste würden es nicht schaffen, am Freitag um 16 Uhr alle 32 Gondeln mit insgesamt 192 Sitzplätzen zu füllen. Und eine Zusatzbedingung gab es schließlich auch noch zu erfüllen: Jeder Wett-Teilnehmer musste ein kleines Getränk aus der Region mitbringen. Als Wetteinsatz bot Domke eine Spende von 300 Euro für die Löbauer Jugendfeuerwehr an. Aber wegen des ausgerechnet an diesem Tag herrschenden trüben Wetters herrschte nicht wirklich großer Andrang auf dem Festplatz.

Nach der gewonnenen Wette überreichte Riesenradbetreiberin Lydia Domke dem Löbauer Wehrleiter Rico Henel und dem Jugendwart Maik Sprengler die versprochenen 300 Euro.
Nach der gewonnenen Wette überreichte Riesenradbetreiberin Lydia Domke dem Löbauer Wehrleiter Rico Henel und dem Jugendwart Maik Sprengler die versprochenen 300 Euro. © Matthias Weber
© Matthias Weber

Klar, kurz vor 16 Uhr drängte sich schon eine erkleckliche Zahl von Besuchern vor dem Riesenrad. Aber ob das reichen würde? Viele Kameraden der Löbauer Wehr standen in der Menschentraube – zu erkennen an ihren blauen Kapuzenpullis. „Wir sind schon mit vielen Mitgliedern der Wehr und der Jugendwehr hier. Aber viele Kameraden müssen auch noch arbeiten“, sagt der Löbauer Ortswehrleiter Rico Henel. Auch Barbara Quiel hoffte auf einen Sieg für die Löbauer. Sie war extra aus Bautzen angereist. „Ich hab‘s im Internet gelesen und ich fahre so gerne Riesenrad“, sagte sie. Sie fand die Wett-Idee von Schausteller Frank Domke toll. „Ich hoffe, die Löbauer Wehr hat genug Kameraden zusammen- bekommen, um zu gewinnen“, sagte sie. Sie hat als Wetteinsatz eine Flasche Eibauer Schwarzbier mitgebracht. In der Menge hat sie die Löbauerin Silke Steiner kennengelernt. Gemeinsam schwingen sie im Takt der Musik vom Riesenrad und vertreiben sich so die Wartezeit. „Riesenradfahren verbindet“, sagt sie lachend.

Schließlich greift Reisenrad-Betreiber Frank Domke zum Mikrofon. „Watt, gibt‘s nur so wenig Löbauer hier. Sind die alle beim Wandern in die Berge oder watt“, ruft der Unternehmer von der Waterkant in seiner heimischen Mundart ins Publikum. Markige Sprüche, ein bisschen Entertainment – das gehört in der Schaustellerei zum Geschäft, um Kunden anzulocken. „Zeigt doch mal her, Eure Flaschen“, ruft er. Hunderte von Händen recken sich in die Luft – mit Bier, Saft, Schnaps. Für Domkes Geschmack ist ein bisschen zu viel Wasser dabei. „Wenn ich Wasser trinken will, geh ich auf Toilette, nich in die Kneipe“, scherzt er. Aber egal, Getränk ist Getränk.

Dann erläutert er noch mal die Wettbedingungen. „Pro Gondel sechs Leute. Unser Hausjurist überwacht das“, sagt er mit einem Augenzwinkern. Und mit ein paar Minuten Verspätung verkündet er um 16.08 Uhr: „Top, die Wette gilt.“ Und dann stürmen die Besucher das Riesenrad. Feuerwehrkameraden, Familien mit Kindern, auch viele Senioren sind dem Wettaufruf gefolgt. „Mensch, alle angetreten hier, vom Kindergarten bis zum Seniorenheim“, sagt Frank Domke. Schnell füllt sich der Eingangsbereich mit Dutzenden Getränkeflaschen, die die Teilnehmer vor dem Zustieg dort abstellen. „Mensch, da können wir ja die ganze Woche trinken“, ruft Domke und hat auch einen ganz persönlichen Getränkewunsch: „Hat einer Hustensaft mit für meine Stimme?“

Die ersten gefüllten Gondeln fahren schon mit Schwung nach oben, um unten den Einstieg für weitere Wett-Teilnehmer frei zu machen. Am Ende lockert Frank Domke die Wettbedingungen ein bisschen und fordert noch Freiwillige zum Mitfahren auf – auch ohne Getränkespende. „Komm her, Oma, rein hier“, ruft er einer Seniorin zu – und die macht gerne mit.

Ein paar Minuten später geht sie los, die Fahrt. Alle Gondeln sind besetzt. Und während das Riesenrad noch unter den Klängen des Donauwalzers von Johannes Strauss seine Runden durch den wolkenverhangenen Löbauer Himmel dreht, verkündet Frank Domke: „Löbau hat die Wette gewonnen!“ Und er schreitet auch gleich zur versprochenen Tat. Seine Frau Lydia überreicht dem Jugendwart der Löbauer Wehr Maik Sprengler und dem Ortswehrleiter Rico Henel die 300 Euro in bar. „Wir werden das Geld für T-Shirts und ein Zeltlager verwenden. Wir bedanken uns ganz herzlich bei allen Löbauern und Gästen, die dafür gesorgt haben, dass wir die Wette gewonnen haben“, sagt Henel.

Das Löbauer Oktoberfest dauert noch bis zum Sonntag. Dann startet um 18 Uhr ein Lampionzug vom Rathaus auf dem Festplatz. Das Fest endet nach einem Höhenfeuerwerk um 20 Uhr.