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Die Katzenmama

Auch dieses Jahr kümmert sich Dana John wieder um verwaiste Tierbabys. Doch manchmal kann alle Liebe und Zuwendung so ein kleines Leben nicht retten.

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© Arvid Müller

Von Ines Scholze-Luft

Coswig. Wer zu Dana John kommt, den empfängt ein richtiges Begrüßungskommando. Neugierige Blicke aus acht Katzenaugen. Die Vierbeiner halten zwar Abstand. Doch Dana John (40) hat trotzdem zu tun, damit die Samtpfoten nicht die Gunst der offenen Tür nutzen und auf Erkundungsgang ins Treppenhaus starten. Ein paar ordnende Worte und Handgriffe später ist Alltag eingezogen in der tierischen WG.

Kater Vito – grau-weiß, zutraulich – wagt sich gleich nah ran an den Besuch. Im Juni 2017 in einer Gartensparte auf der Auerstraße gefunden, kämpfte er mit Katzenschnupfen, Lungenentzündung, Fieber. Wenn er überlebt, darf er hier bei uns bleiben, entschied Dana John. Das hat Vito wohl geahnt. Und lässt heute mit seiner Lebhaftigkeit keinen Zweifel daran: So schnell ist er nicht unterzukriegen. Auch wenn manches an den schweren Anfang erinnert. Die schniefende Nase, das durch den Katzenschnupfen geschädigte Auge.

Für die Coswigerin ist er trotzdem ihr Prinz. Viele Euro sind in seine Behandlung geflossen. Die Arztkosten gehen über den Tierschutzverein Großenhain, Futter kommt über Spenden zusammen, auch über Spendenboxen, Welpenfutter von Privatleuten. Vito revanchiert sich für die gute Pflege, indem er die Katzenbabys putzt.

Oft an seiner Seite: Kater Karlchen, ebenfalls in Dana Johns eigenem Katzenteam und gern mal zum Gestreichelt-Werden bereit. Aber jetzt voll und ganz damit beschäftigt, den eigenen Schwanz zu fangen. Da muss Chico vorsichtig dran vorbei. Mein Pandabärchen, nennt die freundliche Blonde – sie ist EU-Rentnerin – den etwa sieben Wochen alten Katzenjungen aus Kalkreuth. Klar, an ihm hängt sie ebenfalls. Aber ihn behalten, das wird nix. In Coswig ist er zum Aufpäppeln. Sein Finder will ihn wiederhaben. Nimmt ihn gemeinsam mit Bahati, zwölf Wochen, dem Katerchen aus Weinböhla, zu sich.

Die beiden spielen so gern zusammen. Dana John hofft, dass sie das noch ganz lange tun, auch in ihrem neuen Zuhause. Eine Katze allein in Wohnungshaltung weggeben, das macht die Coswigerin nicht. Kein Wunder, wenn ein Tier da depressiv wird. Nichts für Bahati – afrikanisch für Glück. Genau das hat der Kleine hier mit Chico und sicher auch in der neuen Familie.

Für Dana John Bestätigung und Ansporn zugleich, sich immer wieder rund um die Uhr um die Jungtiere zu kümmern. Über 40 hat sie seit 2016 fitgemacht fürs Leben bei neuen Katzeneltern. In der Katzenaufzuchtstation des Tierschutzvereins Großenhain. Mit Füttern, Streicheln, Hinterlassenschaften beseitigen. Rund um die Uhr.

Bei Damien hat das alles letzten Endes leider nicht geholfen. Mit Darko zusammen kam er, gerade mal vier Wochen, aus Ponickau, über den Radeberger Tierschutzverein. Beide viel zu klein für ihr Alter. Darko mit 354 Gramm, Damien 179 Gramm. Ein bisschen was haben sie sich angefuttert. Doch beide müssen sich gegen einen Abszess wehren, Damien an einer Pfote, Darko am Po. Während er ganz gut trinkt, ist Damien ziemlich schwach. Ach, nimm doch wenigstens ein Schlückchen, mein Pitzelpatzel, lockt John. Selbst mit einer Magensonde hat sie ihn schon gefüttert.

Doch der Winzling will nicht. Da muss ich gleich noch mal den Tierarzt anrufen, sagt die Coswigerin. Fast jeden Tag ist sie mit dem Kleinen dort. Und muss doch später auf Facebook – dort hält sie andere Katzenfreunde auf dem Laufenden – mitteilen: Er hat es nicht geschafft.

Auch deshalb machen sich Dana John und die anderen Tierschützer fürs Kastrieren der Freigänger stark. Und für eine Kennzeichnungspflicht mit Chip oder Tätowierung. In Großenhain läuft der Antrag, auch für Coswig strebe man das an, sagt die 40-Jährige. Kein ungeplanter Nachwuchs mehr, weniger leidende Tiere – nicht alle werden rechtzeitig gefunden –, weniger Kosten für die Kommune.

Bei Sally und Sandy, 2011 geboren, gefunden an der neuen Feuerwehr Coswig, braucht sich deshalb niemand Sorgen zu machen. Die Graugetigerten gehören wie Vito und Karlchen zur Johnschen Stammmannschaft. Vor allem Sally lässt eine gewisse Chefrolle spüren. Mit glitzernd grünen Augen hypnotiert sie den Gast. Bleibt dabei ruhig, gelassen, verträglich. Darauf legt die Katzenmutter Wert: Dass ihre Zöglinge zeitig sozialisiert werden, durch Kontakt mit anderen Tieren, mit ganz verschiedenen Menschen.

Sally will jetzt doch lieber für sich sein, sucht ein ruhiges Plätzchen. Das Baby-Putzen überlässt sie Kater Vito.

Kontakt: Dana John, 03523 6497912; www.grossenhain-tierschutzverein.de; Spendenkonto: Sparkasse Meißen, IBAN: DE 4385 0550 0034 0000 2568, BIC: SOLADES1MEI, Betreff: Spende