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Die Jobfinder

Der Arbeitgeber-Service der Arbeitsagentur betreut Firmen, die Stellen anbieten. Die zu besetzen wird immer schwerer.

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© André Braun

Von Verena Toth

Döbeln. Seit Monaten sinken die Arbeitslosenzahlen, der positive Trend in Richtung Vollbeschäftigung setzt sich auch hierzulande fort. Leichter ist die Arbeit von Thomas Wittan von der Arbeitsagentur in Döbeln aber dennoch nicht geworden. „Im Gegenteil: Der immense Fachkräftebedarf verschärft sich weiter. Der Mangel an Nachwuchs und Mitarbeitern wird uns in den kommenden Jahren noch viel stärker zu schaffen machen“, blickt er voraus. Thomas Wittan ist eines von sieben Teammitgliedern des Arbeitgeber-Service in der Agentur. Sechs weitere Mitarbeiter sitzen in der Hainichener Geschäftsstelle. 14 Mitarbeiter sind in diesem Bereich in Freiberg/Flöha aktiv. „Wir vom Arbeitgeber-Service sind auf der Suche nach attraktiven und zukunftsträchtigen Arbeitsplätzen. Dafür gehen wir in die Betriebe der Region und bemühen uns darum, für die Unternehmer die passenden Mitarbeiter für die freie Stelle zu finden“, beschreibt er seine Aufgabe.

Damit sei seine Abteilung ein Zahnrädchen im Getriebe der Arbeitsagentur, wo die akquirierten Stellen an die Arbeitssuchenden vermittelt, aber auch potenzielle Kandidaten dem Arbeitgeber direkt vorgeschlagen werden können. „Keine Abteilung funktioniert allein. Wir sind aufeinander angewiesen, das beginnt bei der Berufsberatung, reicht über die Arbeitsvermittler und hört bei uns im Arbeitgeber-Service nicht auf.“ Es komme vor allem auf ein kontinuierliches Vertrauens- und Beratungsverhältnis zu den Unternehmern an, so Wittan. Deshalb gehe er auch so oft wie möglich in die Betriebe, lernt die Abteilungen und die Abläufe vor Ort kennen. „Teilweise akquirieren wir Stellen so vor Ort. Oft kommen die Arbeitgeber aber auch direkt auf uns zu, wenn sie neue Mitarbeiter einstellen möchten“, berichtet er.

Den Arbeitgeber-Service in der Region Döbeln gibt es seit 2008, damals noch unter dem Dach der Arbeitsagentur in Oschatz. Erst vor fünf Jahren wurde die Agentur für Arbeit im Landkreis Mittelsachsen mit den Geschäftsstellen Freiberg, Döbeln, Hainichen, Flöha und Rochlitz gegründet und somit den neuen Landkreisgrenzen angepasst. „Auf dem Gebiet des heutigen Landkreises Mittelsachsen gab es damals keine eigenständige Agentur. Die Städte gehörten zum Agenturbezirk Chemnitz, Döbeln wiederum zum Bereich Leipzig. Nach der Kreisgebietsreform vor zehn Jahren war auch eine Neustrukturierung der Arbeitsagenturen nötig“, erläutert Pressesprecherin Antje Schubert. Seit 2013 konnten mithilfe der 62 Vermittlungsfachkräfte der Arbeitsagentur Freiberg über 130 000 Frauen und Männer in ein Beschäftigungsverhältnis vermittelt werden. „Diese Vermittlungen beruhen auch auf der vertrauensvollen Zusammenarbeit mit den 8 900 mittelsächsischen Arbeitgebern, welche durch den gemeinsamen Arbeitgeber-Service der Arbeitsagentur und dem Jobcenter betreut werden“, so Schubert weiter.

Der Großteil der rund 1770 Unternehmen in der Region Döbeln sind Klein- und mittelständische Betriebe. Nur sechs Firmen haben über 250 Beschäftigte. „Das bedeutet für uns, dass wir für noch intensiver auf die individuellen Anforderungen der Betriebe eingehen müssen“, erläutert Thomas Wittan. Dafür haben sich die Teammitglieder auf Wirtschaftsklassen spezialisiert. Der 59-Jährige bemüht sich um Unternehmen der Metallbranche. „Es wird immer schwieriger, Stellen zu vermitteln. Das Kundenpotenzial ist nicht mehr da“, sagt er. Auch der Ausbildungsmarkt habe sich vollkommen gedreht: „Früher haben wir nach Ausbildungsplätzen händeringend gesucht, um möglichst jedem Schulabgänger eine Stelle bieten zu können. Heute ist es schwierig, überhaupt geeignete Bewerber für die Ausbildungsstellen zu finden“, schätzt Wittan ein. Die jungen Leute hätten zu oft vollkommen falsche Vorstellungen von den Berufen, die sie wählen. „Als Automechatroniker ist man eben nicht nur mit Laptop im schicken Blaumann unterwegs. Da muss man manchmal eben auch Öl wechseln“, sagt er. Auch die Bereitschaft zu schwerer, zeitintensiver Arbeit, wie in den Bauberufen oder im Gastro- und Hotelgewerbe, lasse bei vielen jungen Leuten zu wünschen übrig. Dazu komme auch, dass die Unternehmer ganz klare Ansprüche an ihre künftigen Mitarbeiter haben, die viele Bewerber oft nicht erfüllen können. „Die Firmen sind wählerischer geworden. Noch vor einigen Jahren hat es durchschnittlich 45 Tage gedauert, bis für eine Stelle der passende Mitarbeiter gefunden wurde. Heute vergehen bis zu 80 Tage, ehe eine Stelle besetzt werden kann“, macht der Vermittler deutlich.

Ein weiteres Problem habe er ausmachen können, das vor allem die ländliche Region betrifft: „Die Anbindung des öffentlichen Personennahverkehrs an die großen Gewerbegebiete ist teilweise katastrophal. Das ist vor allem für junge Leute, Azubis unter 18 Jahren, ein großes Problem.“