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Die ISS funkt „Alles Gute nach Dresden“

Monatelang haben sich Dresdner Schüler auf den Kontakt mit Alexander Gerst vorbereitet. Am Ende konnten sie strahlen.

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© Sven Ellger

Von Henry Berndt

Mal eben im Weltraum anrufen und mit „Astro-Alex“ schwatzen – so einfach ist das nicht. Nur die wenigsten erhalten die Chance, für einige Minuten über Funk mit der Internationalen Raumstation ISS in Kontakt treten zu dürfen. Wer funken will, braucht zunächst eine Ausbildung – und einen langen Atem.

Beides konnten die Schüler des Martin-Andersen-Nexö-Gymnasiums bieten. In einem großangelegten Schulprojekt bereiteten sie sich monatelang in vier Gruppen auf den großen Tag vor. Oder besser auf die großen zehn Minuten. Denn so groß war das Zeitfenster, das ihnen am Mittwochvormittag zur Verfügung stand. Einige der Schüler hatten dafür extra eine Funker-Ausbildung absolviert., unterstützt vom Deutschen Amateur-Radio-Club (DARC). Ihre Fragen hatten sie bereits ein halbes Jahr zuvor einreichen müssen. Die Interviewzeit ab 10.22 Uhr teilten sie sich nun mit einer Schule in Dessau.

Die Aufregung rings um die Funkstation in den Technischen Sammlungen in Dresden war zum Greifen. Immer wieder wurden die Abläufe wiederholt: Taste gedrückt halten, langsam und deutlich sprechen und am Ende immer „Over“ sagen. Manch einer biss nochmal in sein Toastbrot, andere kneteten ihren Fragenzettel. Dann war es so weit, die Funkstation DL0TSD rief DL0ISS. Eine Weile passierte nichts, doch plötzlich meldete sich aus dem Rauschen tatsächlich Alexander Gerst live von der ISS. „Alles Gute zunächst einmal nach Dresden und Dessau“, sagte er und erzählte kurz von seinen aktuellen Experimenten an Bord mit gezüchteten Nutzpflanzen, die künftig auch in trockenen Gebieten wachsen sollen.

Dann waren die Schüler dran. Abwechselnd die in Dresden und Dessau. Schon die Frage des 15-jährigen Noah aus Dresden hatte es in sich. Er wollte wissen, ob es angesichts strahlungsbedingter Gefahren realistisch sei, dass Menschen in absehbarer Zeit das Sonnensystem bevölkern. Gerst hält das für gar nicht so unwahrscheinlich. „Vielleicht sind bei euch in der Gruppe ja mal einige junge Ingenieure dabei, die solche Probleme angehen.“

Der zwölfjährige Danny fragte, ob einem auf der ISS aufgrund der Schwerelosigkeit schwindlig würde. Nur anfangs ein bisschen, so die Antwort, und das sei eher ein schönes Gefühl gewesen.

„Und wie verbringen Sie Feiertage auf der ISS?“, wollte der 13-jährige Julius wissen. Oft gemeinsam mit der Crew, antwortet Gerst. Ab und zu werde sogar die Gitarre ausgepackt und zusammen gesungen.

Wie befürchtet, reicht die kurze Zeit nicht für alle 20 Fragen, aber immerhin für zwölf. Die Antwort auf Johanns Frage: „Was schätzen Sie am Leben auf der Erde am meisten?“ wurde vom Rauschen der ewigen Weiten verschluckt. Zum Schluss sendete Dresden noch einen mächtigen Applaus ins All. Ob der bei „Astro-Alex“ ankam, ist nicht überliefert.