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Die guten Ideen für die Bahnhofstraße

Seit Montag ist Mittagsversorger „Leibspeiserei“ im Bürgertreff. Erst letzte Woche hat die Straße mehr Papierkörbe bekommen.

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© Arvid Müller

Von Peter Redlich

Radebeul. Es geht auch in kleinen Schritten. Seit Stadtteilmanagerin Nadine Wollrad sich kümmert, passiert was auf der Bahnhofstraße in West. Das neue Sanierungsgebiet ist zwar ausgerufen und es wird geplant, aber der große Wurf steht noch aus, weil erst der künftige Verkehr durch die Bahnhofstraße besprochen werden muss. Und richtig umgesetzt sein soll alles erst 2023.

Neue und mehr Papierkörbe hat die Bahnhofstraße auch bekommen.
Neue und mehr Papierkörbe hat die Bahnhofstraße auch bekommen. © Arvid Müller

So lange möchte hier aber keiner warten – zumal es von Händlern und Anwohnern Ideen gab, was alles besser gemacht werden könnte. Die jüngste Idee kommt von Nadine Wollrad, und zwar den Bürgertreff als Laden jeweils einen Monat mietfrei zu vergeben, damit sich Gewerbetreibende ausprobieren können und vielleicht einen der vier leerstehenden Läden in der Straße wieder beleben. Der Erste, der das ausprobiert, ist Michael Wilk mit seiner Mittagsversorgung „Leibspeiserei“.

Sein Essenangebot ist so beliebt und bekannt in der Stadt, dass bisher mancher von West extra an die Scharfe Ecke in Ost fuhr. Das muss er jetzt nicht mehr – zumindest eben einen Monat lang nicht. Bis zum 21. September immer Montag bis Freitag von 11 bis 14 Uhr gibt es Mittagessen von den „Leibspeiserei“-Köchen. Zum Beispiel Krautnudeln mit Hackfleisch oder vegetarisch auch ohne Hack. Zur Nachspeise wurde Schokopudding angeboten. Suppen soll es auch geben – die Preise von 4,80 bis 6,50 Euro.

Dass Micha Wilk und seine mit Kopftuch versehenen Mitstreiter in West sind, hatte sich schnell herumgesprochen. Punkt 11 Uhr kamen die ersten Mittagsgäste. Corinna Reinhold mit Tochter: „Wir haben in der Zeitung davon gelesen. Jetzt müssen wir nicht mehr nach Ost.“

Gudrun Ast vom Parfümgeschäft gegenüber sagt, dass ihre Frauen ganz begeistert sind. Lediglich Knoblauch im Essen sei für sie nicht so gut, weil ja die Kundennähe bei der Kosmetikbehandlung größer sei. Ein älteres Ehepaar war sogar in Sorge, nichts mehr abzubekommen: „Bitte reservieren sie uns bis 12 Uhr zwei Portionen.“ Wilk und Mitarbeiter Nikolaj Bachmann hatten vorgesorgt. Etwa 90 Portionen standen bereit. Nach gut einer Stunde war ein Drittel schon verspeist.

Gekocht wird übrigens jetzt für alle drei „Leibspeiserei“-Standorte jeden Tag mit frischen Zutaten in der Gaststätte am Lößnitzbad. Die Küche ist dort größer, es ist ruhiger. Von dort wird das Essen nach Ost und eben in die Bahnhofstraße gebracht. Michael Wilk: „Zuerst einmal wollen wir mit der Aktion auf unseren seit 3. Juni neuen Standort am Bad aufmerksam machen. Aber mal sehen, wie es hier läuft, vielleicht überlegen wir ja auch künftig, uns in der Bahnhofstraße anzusiedeln.“

Nach dem „Leibspeiserei“-Monat wird der Nächste zum Test in den Laden dürfen. Die Künstlerin Dorothee Kuhbandner, wahrscheinlich zusammen mit ihrem Mann Jens und dem Notschriftenverlag, wird einziehen. Stadteilmangerein Wollrad: „Wir sind offen für neue Ideen für den Laden und auch für andere Öffnungszeiten, etwa am Abend.“ Ein Sportgeschäft, eins für Bekleidung für junge Menschen, einen Laden für Touristen, ein Geschäft mit regionalen Produkten, Käse & Wein, fehlen hier. Für die Zeit vor Weihnachten hätten sich zwei Frauen mit einem Nähatelier angemeldet. Und vielleicht spreche es sich ja auch bis Dresden herum, dass man seine Geschäftsidee hier ausprobieren kann.

Richtig handfest fertig sind hingegen schon die neuen Papierkörbe in der Bahnhofstraße. 16 an der Zahl gibt es jetzt, fest verankert und aus solidem Stahl, sogar mit Zigarettenausdrückbecher. Auch ein Vorschlag der Anwohner und Händler, den Nadine Wollrad mit OB Bert Wendsche (parteilos) besprochen hat und über dessen Verwirklichung sich die Leute hier freuen.

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