Merken

Die gute Seele der Kita Kunterbunt

Aufhören mit Rentenbeginn? Das kam für Erzieherin Brigitte Keller nicht infrage. Sie bleibt „ihrer“ Einrichtung treu.

Teilen
Folgen
NEU!
© Norbert Millauer

Von Mareike Huisinga

Pirna. Anna hat Kummer. Sie ist hingefallen. Tränen kullern über ihre Wangen. Schnell ist Erzieherin Brigitte Keller bei ihrem Zögling. „Was ist denn passiert?“, fragt sie und nimmt das kleine Mädchen zum Trost liebevoll in die Arme. Nachdem sie auch noch das Knie gepustet hat, ist für Anna die Welt schon wieder in Ordnung.

Die Kita Kunterbunt in Copitz und Brigitte Keller gehören zusammen. Seit 50 Jahren arbeitet die Pirnaerin in dem Kindergarten. Hier machte sie ihre Ausbildung und blieb als Erzieherin.

Dabei ist sie offiziell 2015 in Rente gegangen. „Aber gleich danach hat man mich angerufen und gefragt, ob ich nicht doch noch weiter mitarbeiten könnte“, erzählt die 68-Jährige. Eine Nacht Bedenkzeit bot sie sich aus, um dann zuzusagen.

Zehn Stunden in der Wochen betreut sie seitdem die Mädchen und Jungen, passt gut auf, trocknet Tränen, hört zu und lobt. „Mir macht mein Beruf Freude, ich arbeite gerne mit Kindern. Jedes Kind ist anders, jeder Tag ist anders“, erklärt sie. Schon in der Schule wusste sie, dass sie entweder Lehrerin oder Kindergärtnerin werden wollte. „Es wurde Letzteres. Bereut habe ich diese Entscheidung nie“, sagt Brigitte Keller. Nicht nur die Kinder freuen sich, dass „ihre“ Brigitte an Bord der Kita geblieben ist. Ebenso erleichtert sind die Kollegen. „Brigitte Keller ist eine ganz wichtige Bezugsperson für unsere Kinder“, sagt Kita-Leiterin Karen Hauptlorenz. Sie muss es wissen, denn bereits ihre eigenen zwei Kinder wurden von Frau Keller in dem Kindergarten großgezogen. „Meine Tochter erzählte mir immer von Frau Keller und spielte sie zu Hause nach“, erinnert sich die Kita-Chefin, die Brigitte Keller als liebevolle verlässliche Kollegin bezeichnet. Worte, die der Erzieherin ein Lächeln auf das Gesicht zaubern. „Es ist ein schönes Gefühl, gebraucht zu werden“, stellt sie fest. Ihr 50-jähriges Jubiläum wurde übrigens mit einer kleinen Feier geehrt. Eingeladen waren die Kinder, Kollegen, ehemalige Zöglinge und Eltern. „Wir wollten gerne Danke sagen“, betont Karen Hauptlorenz.

Natürlich gibt es für Brigitte Keller nicht nur ihren Job. Außerdem liest gerne und trifft sich mit guten Freunden in ihrer Freizeit. Wichtig sind ihr auch die Wanderungen, die sie alle 14 Tage mit ihrer Wandergruppe unternimmt. Wenn ihre Enkelin Jule sie in den Ferien besucht, kommt sie natürlich mit in die Kita Kunterbunt und hilft der Großmutter. Wer weiß, vielleicht tritt die Achtjährige ja mal in die Fußstapfen ihrer Oma, und wird ebenfalls Erzieherin?