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„Die ganze Welt in meiner Küche“

Viele Studenten aus dem Ausland sind Weihnachten allein. Ein Verein sucht mit der DVB Paten. David Heintze ist einer der ersten.

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© Norbert Neumann

Von Klemens Deider

Allein im leeren Studentenheim? Und das in der Weihnachtszeit? Für viele ausländische Studenten an Dresdens Hochschulen, denen das Geld oder die Zeit für die Heimreise zur Familie fehlen, wird es Weihnachten einsam. Das muss doch nicht sein, dachte sich David Heintze.

Der Mediengestalter und Grafiker hatte von seinem Bürokollegen von der Aktion X-Mas Tram gehört. Dabei verbringen Dresdner Zeit mit Studenten, zeigen ihnen die Stadt, treffen sich zum Spieleabend oder laden sie zum Essen über die Weihnachtsfeiertage zu sich nach Hause ein. „Ich war gleich überzeugt, bei der Idee mitzumachen“, sagt der 29-Jährige. Mit den ausländischen Studenten will er einkaufen gehen und dann gemeinsam kochen. Was genau, hängt davon ab, wer zu ihm kommt. Bis zu drei Leute hat er zu sich eingeladen – gern bunt gemischt: „Ich hätte am liebsten die ganze Welt in meiner Küche“, sagt der 29-Jährige. Platz genug hat er in seiner WG in Pieschen.

Auf viele ähnlich Aufgeschlossene hofft Bert Siegel. Der Bürokollege von Heintze und Initiator der Aktion X-Mas Tram hat bereits 13 Dresdner, die sich als sogenannte Paten bereit erklären. Von 2008 bis 2010 hatte er diese Aktion mit den Dresdner Verkehrsbetrieben initiiert. „Das wurde damals gut angenommen. Danach war aber eine Pause, weil ich Dresden zwischenzeitlich verlassen hatte“, sagt Siegel. Der Neustart kommt mit Unterstützung des im Juli gegründeten Vereins X-Mas Tram Dresden. „Dresden ist offen und gastfreundlich. Das wollen wir zeigen“, sagt Siegel. Schirmherrin der Aktion ist Sachsens Integrationsministerin Petra Köpping (SPD).

Allein in den Wohnheimen des Studentenwerks Dresden leben fast 2 000 ausländische Studenten. Am 2. Dezember fahren bis zu 124 mit einer weihnachtlich geschmückten Straßenbahn durch die Stadt. Start ist 18 Uhr an der Gleisschleife Plauen. Nach der Fahrt mit mehrsprachiger Stadtführung steuert die Bahn ab 20 Uhr das Stadtteilhaus Emmers in Pieschen an. Hier gibt es eine Weihnachtsparty mit Büffet, Feuershow und Livemusik, unter anderem von der Banda Comunale. Dabei treffen sich auch zum ersten Mal die Studenten und Paten und verabreden sich. David Heintze ist gespannt und freut sich auf die Feier: „Ein Fremder ist ein Freund, den man noch nicht kennt.“

Wer Interesse hat, als Pate mitzumachen, kommt am 2. Dezember ins Stadtteilhaus Emmers, Bürgerstraße 68 oder meldet sich an unter: xmastram.art2viz.com