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Die Feuerwehr hat es doppelt schwer

Die Ortswehren in der Gemeinde sind ordentlich ausgerüstet, aber neue Anforderungen verlangen neues Gerät.

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© Claudia Hübschmann

Von Udo Lemke

Klipphausen. Stefan Hanschmann lässt keinen Zweifel aufkommen: „Wir sind stark, einsatzfähig, und wir werden gebraucht.“ Mit „Wir“ meint der stellvertretende Wehrleiter der Gemeinde Klipphausen die 260 aktiven Männer und Frauen, die in den zwölf Ortswehren ihren Dienst tun und das riesige Klipphausener Gemeindegebiet mit seinen 43 Ortsteilen sichern.

Allerdings bleibt es ja nicht dabei. Denn das Gemeindegebiet wird von der Autobahn A 4 tangiert. Und dort gilt es aufgrund des enorm gestiegenen Aufkommens an Lastwagen und Pkw und der gestiegenen Zahl der Unfälle nicht nur immer öfter Hilfe zu leisten. Dort zeigt sich auch ein neues Problem, mit dem die Feuerwehrleute zu kämpfen haben. „Die Autos werden immer sicherer und es wird immer schwieriger in sie hineinzukommen, um eingeklemmte Personen zu befreien“, erklärt Manfred Kreißler, der Wehrleiter der Gemeinde Klipphausen. Um die Sicherheit der Autofahrer zu verbessern, würden immer widerstandsfähigere Materialien eingesetzt, die sie bei Unfällen schützen. Kommt es aber zu einem Unfall, wird es immer schwerer, Eingeklemmte zu befreien.

Das wird üblicherweise mit einem sogenannten Rettungssatz gemacht. Er besteht aus einer Art überdimensionaler Kombizange, dem Spreizer und einer überdimensionalen Blechschere. Hydraulisch betrieben, dienen sie dazu, Fahrzeuge aufzuschneiden, hinzu kommt noch der sogenannte Rettungszylinder, mit dem sich Autoteile auseinanderschieben lassen. Mit den mittleren Rettungsgeräten, die es auch bei anderen Ortswehren der Gemeinde Klipphausener gibt, ist manchmal schon nichts mehr auszurichten.

Deshalb muss schweres Rettungsgerät her, das im wahrsten Sinne des Wortes schwer ist und den Feuerwehrleuten die Handhabung immer mühsamer macht. Das mittlere Rettungsgerät der Taubenheimer Wehr muss ersetzt werden, sagt Leiter Stefan Hanschmann. Hier soll ein moderneres angeschafft werden, das trifft auch auf die Wehr in Tanneberg zu, bei den Ortswehren von Burkhardswalde und Klipphausen sind sie schon vorhanden. Und: „Auch das zwanzig Jahre alte, schwere Rettungsgerät der Wehr von Šcharfenberg wird noch in diesem Jahr ersetzt.“

Generell seien die Klipphausener Wehren gut ausgerüstet, sagt Stefan Hanschmann. Das trifft auch – anders als kürzlich vom Wehrleiter in der SZ dargestellt – auf die Ortswehr von Klipphausen zu. Das klar zu stellen, sei auch wichtig, um Leuten, die sich für die Feuerwehr interessieren, zu verdeutlichen, welche Technik sie erwartet. Das allein reicht aber nicht aus. „Die Anerkennung der ehrenamtlichen Arbeit ist nach wie vor nicht anständig.“

Dabei gehe es vor allem um eine Geste der Anerkennung, sagt Gemeindewehrleiter Manfred Kreißler. Wenn man künftig noch ausreichend Feuerwehrleute haben wolle, müsse man stärkere Anreize schaffen. Langjährige Feuerwehrleute müssten mit 63 Jahren in Rente gehen können, bei vollem Ausgleich. Jüngere müssten weniger Steuern zahlen als diejenigen, die sich nicht fürs Gemeinwohl einsetzen. Was das konkret heißt, verdeutlicht er an einer Zahl: „Die Ortswehren hatten bislang schon weit über 100 Einsätze in diesem Jahr. Das ist mehr als im ganzen Jahr 2017.“

Allein in den vergangenen zehn Jahren ist massiv in die Wehren der Gemeinde investiert worden. Ein neues Gerätehaus wurde 2012 in Tanneberg übergeben, 2013 ein neues Löschfahrzeug. 2014 hat die Wehr in Sora ein neues Gerätehaus erhalten und die in Gauernitz ein neues Motorboot für den Einsatz auf der Elbe. Neue Spritzen- bzw. Tanklöschfahrzeuge kamen nach Röhrsdorf und Sora. 2015 erhielt die Wehr in Miltitz ein neues Löschfahrzeug für 150 000 Euro, 2016 kam ein neuer Einsatzleitwagen für mehr als 100 000 Euro in den Ortsteil Klipphausen, 2017 wurde das neue Gerätehaus in Garsebach übergeben. . Soweit eine unvollständige Aufzählung.

Und dann beschreibt Manfred Kreißler ein Plakat. Es zeigt einen Feuerwehrmann: „Atemschutzgerät 1 900 Euro, persönliche Schutzausrüstung 1 000 Euro, Helm 300 Euro – der Kamerad dahinter – unbezahlbar!“