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Die etwas andere Kita-Gruppe

Die Waldorf-Pädagogik ist in Dresden beliebt. Nun soll auch in Freital das erste Angebot entstehen.

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© Andreas Weihs

Von Carina Brestrich

Freital. Noch sind die Räume leer, die Wände kahl. Aber bald könnte sich das ändern, sagt Sylvio Röthig. Dann soll Kinderlachen sein Haus in Freital-Birkigt erfüllen. Der 48-Jährige hat zwar schon eine Tochter, die ihn und seine Frau auf Trab hält. Doch die zweijährige Sanja soll noch ein paar Spielgefährten bekommen. Sylvio Röthig will eine Spielgruppe ins Leben rufen und damit eine Alternative zur Kita-Betreuung schaffen. Fünfmal die Woche sollen Kinder im Alter von drei bis sechs Jahren in den Räumen in seinem Haus spielen, lachen und lernen – und zwar nach dem Waldorf-Prinzip.

Mit der von Rudolf Steiner entwickelten Pädagogik beschäftigen sich die Röthigs erst seit ihre Tochter auf der Welt ist. „Das war damals reiner Zufall“, erzählt er. Röthig ist Geschäftsführer einer Softwarefirma, seine Frau arbeitet als Juristin, kann sich ihre Zeit frei einteilen und von zu Hause aus arbeiten. „Meine Frau wollte unsere Tochter nicht in eine Einrichtung geben“, erzählt Sylvio Röthig. Deshalb suchten sie nach einer anderen Möglichkeit, ihre Tochter mit anderen Kindern in Kontakt zu bringen, ohne Fremd- oder Ganztagsbetreuung. Fündig wurden die Röthigs in Dresden: Dort gibt es einen Spielkreis, der ebenfalls nach dem Waldorf-Prinzip arbeitet und die Eltern mit einbindet.

Vom Kind ablesen, was es braucht

In Dresden hat die Waldorf-Pädagogik bereits viele Befürworter. Inzwischen gibt es zwei Schulen und sieben Kitas, die nach diesem Prinzip arbeiten. Die Zahl der Plätze übersteigt teils sogar die Nachfrage, weiß Michael Schnur. Er ist im Vorstand der Gründungsinitiative Morgenstern. Der Verein bemüht sich derzeit um die Gründung einer weiteren Walddorf-Kita in Dresden: „Ziel der Waldorfpädagogik ist, dem Kind seinem Entwicklungsstand entsprechend die Welt nahezubringen“, erklärt Michael Schnur. Dabei werde auf jedes Kind individuell eingegangen. „Es geht darum, vom Kind abzulesen, was es braucht“, sagt er. Dieses Konzept weiterzutragen, hat sich die Gründungsinitiative zur Aufgabe gemacht. Deshalb unterstützt der Verein auch die Röthigs in Freital mit organisatorischem und pädagogischem Know-how.

Mit der Spielgruppe wäre in Freital das erste Angebot, das nach dem Walddorfpädagogik arbeitet, geschaffen. Im Spätsommer soll die Gruppe mit fünf bis sechs Kindern starten. Finden sich bis dahin genug Interessenten, würden die Kinder dann von Montag bis Freitag für jeweils drei Stunden betreut werden. Das entspricht nicht nur dem Waldorf-Prinzip. Durch das kleine Zeitfenster von insgesamt 15 Stunden gibt es auch keine Vorgaben von staatlicher Seite, etwa was die Räumlichkeiten betrifft. „Ursprünglich wollten wir eine Anliegerwohnung hier einrichten“, sagt Sylvio Röthig. Dann kam die Idee mit der Spielgruppe. Die Gründungsinitiative würde sich um Formalien wie Miete und Gebühren kümmern. Außerdem hat sie bereits Kontakt zu einer Erzieherin, die sich um die Kinder kümmern wird. Wie hoch der Beitrag dafür sein wird, steht noch nicht fest. Röthig rechnet mit einer Summe von monatlich etwa 300 Euro.

Dem Freitaler ist bewusst, dass er damit eine relativ kleine Zielgruppe anspricht. Auch, weil viele Eltern es sich nicht leisten können oder es die Arbeit nicht zulässt, mit dem Kind länger zu Hause zu bleiben. „Wir wollen nicht mit dem moralischen Zeigefinger auf diejenigen zeigen, die ihr Kind in der Kita betreuen lassen“, sagt Sylvio Röthig. Dennoch würde er sich freuen, wenn es Interessenten für seine Idee gibt. „Vielleicht finden sich doch mehr Eltern als gedacht“, sagt er. Sollte dies so sein, so könne man über weitere Angebote nachdenken.

Kontakt zu Sylvio Röthig: [email protected]