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Die Ernte der Kronen

Die sächsischen Winzer haben drei neue Vertreterinnen gefunden. Gekrönt wurden sie unter besonderen Umständen.

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© Norbert Millauer

Von Dominique Bielmeier

Coswig. Wie feierlich kann es zugehen in einem großen, weißen Festzelt, das aus nicht allzu weiter Ferne mit dumpfen Bassklängen aus dem nächsten Zelt beschallt wird? Wer Zweifel daran hatte, dass dieser Ort auf dem Landeserntedankfest in Coswig einer Krönungszeremonie würdig sein könnte, dem wurden diese am frühen Samstagabend sogleich vom Fanfarenzug St. Florian weggeblasen und -getrommelt. Die Musiker aus Ravensburg eröffneten feierlich die Krönung der 31. sächsischen Weinhoheiten, und der neue Imagefilm des Weinbauverbandes Sachsen, der danach gezeigt wurde, sorgte ebenfalls für reichlich Gänsehaut bei den Zuschauern.

Das sind die neuen Gesichter des Sachsenweines: Weinprinzessin Ann-Kathrin Schatzl (links), Weinprinzessin Katrin Hecht (rechts) und die überglückliche Königin Lisa Leinemann. Sie wurden am Samstag auf dem Landeserntedankfest in Coswig gekrönt.
Das sind die neuen Gesichter des Sachsenweines: Weinprinzessin Ann-Kathrin Schatzl (links), Weinprinzessin Katrin Hecht (rechts) und die überglückliche Königin Lisa Leinemann. Sie wurden am Samstag auf dem Landeserntedankfest in Coswig gekrönt. © Norbert Millauer

Vielleicht war es aber nicht nur „Des Winzers Schwur“ aus dem Film, der bei den Hoheiten am Rand des Festzelts schon jetzt die ersten Tränen fließen ließ. Der Moment, in dem sie sich von ihren Kronen – und den Annehmlichkeiten, die mit ihnen einhergingen – trennen mussten, war nun gekommen. Und das wegen des besonderen Events in Coswig fast zwei Monate früher als für die Weinhoheiten vor ihnen.

Königin Maria Lehmann machte in ihrer Abschiedsrede, die sie im Namen aller drei Hoheiten hielt, kein Geheimnis daraus, dass die drei gerne noch länger ihre Kronen getragen hätten: „Es tut uns auch leid, dass wir das Jahr nicht vollmachen konnten.“ Trotzdem brachte es das Trio auf über 230 Termine, was Weinbauverbandschef Michael Thomas zu den Worten veranlasste: „Was Sie in Ihrer Amtszeit geleistet haben, nötigt uns den allergrößten Respekt ab.“

Doch Königin Maria Lehmann schaffte es, die Veranstaltung nicht in Rührung und Weinerlichkeit aufgehen zu lassen, indem sie eine sehr lange, gewohnt offenherzige, aber vor allem witzige Rede hielt, bei der sie dem Publikum immer wieder mit ihren Din A4 großen Notizen wedelnd mitteilte: „Wir haben die Seite 1 geschafft!“ „Das sind die letzten beiden Punkte auf Seite 3!“ Nach vier Seiten und einem besonderen Dank an ihren Mann Sebastian, der in diesem Jahr eine Vielzahl von Rollen – über Chauffeur und Getränkehalter bis Telefonseelsorger – übernehmen musste, war Schluss für die 30. sächsischen Weinhoheiten. Das Publikum zollte den abdankenden Majestäten teilweise im Stehen großen Applaus.

Abgekrönt wurde zunächst jedoch nur Katrin Hecht aus Großenhain. Die 27-Jährige, die gebürtig aus Mecklenburg-Vorpommern stammt und beim Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie arbeitet, hatte sich nach einem Jahr als Weinprinzessin nämlich noch einmal zur Wahl gestellt. Sie blieb nicht lange ohne Kopfschmuck, ihr Name war der erste, den Landwirtschaftsminister Thomas Schmidt aus einem silbernen Umschlag zog: Katrin Hecht wird ein weiteres Jahr ihre Krone tragen dürfen. Mit dem zweiten silbernen Umschlag fiel bei nur drei Kandidatinnen automatisch auch schon die Entscheidung über Gold. Ann-Kathrin Schatzl (27), die in Leipzig Labor- und Verfahrenstechnik mit Schwerpunkt Biotechnologie studiert und sich in einen Mann aus Diesbar-Seußlitz verliebt hat, ist die zweite Weinprinzessin 2018/2019.

Auch wenn der Landwirtschaftsminister nun lachend versuchte, es weiter spannend zu machen, die 26-jährige Lisa Leinemann aus Meißen hatte schon ungläubig die Hände ans Gesicht gelegt und schnell erste Tränen weggewischt. Die Diplom-Wirtschaftsingenieurin, die als Personalreferentin bei einem Automobilzulieferer arbeitet, ist die neue oberste Repräsentantin des Sachsenweines und seiner Winzer. Sie hatte am 5. September die 40-köpfige Fachjury in der Weinbaugemeinschaft Weinböhla offenbar am meisten von ihrer Eignung als Königin überzeugt. Die Krönchen wechselten die Besitzerinnen, Schärpen wurden angelegt, Blumen und Weinkelche gereicht. Der Rest war Blitzlichtgewitter.