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Die Elbe ist noch lange nicht sauber

Badegäste sieht man in Dresden überall im Fluss. Das Planschen ist nicht verboten, aber auch nicht ganz ungefährlich.

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© René Meinig

Von Christoph Springer

Eine Nase kommt selten allein. Der Süßwasserfisch mit dem eigenartigen Namen, der sein Aussehen beschreibt, lebt in Schwärmen. Für Angler ist das gut, schließlich steigert es den Erfolg der Petrijünger, wenn sie einen solchen Schwarm ausgemacht haben. Doch Nasen sind eher aus anderem Grund beliebt bei den Jägern mit Rute und Rolle. Sie gelten als Leitform für lebendige Flüsse. Es gibt sie nur dort, wo das Wasser sauber genug ist für diese anspruchsvollen Fische. Auch in der Elbe.

Der Fluss ist sauberer geworden, sagt René Häse, Geschäftsführer des Anglerverbandes Elbflorenz. „Es kommen wieder vermehrt Fischarten vor, die höhere Ansprüche an ihre Umgebung haben.“ Neben der Nase gehören dazu auch die Barbe und der Lachs. Die Statistik des Landesamtes für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG) bestätigt die Beobachtung der Angler. Die Wasserbeschaffenheit der Elbe habe sich seit 1990 kontinuierlich verbessert, stellen die Fachleute fest. Die Sprecherin des Amtes, Anne-Christin Matthies-Umhau, nennt unter anderem den Neu- und Ausbau von Kläranlagen als einen Grund für den positiven Befund.

Doch ganz sorgenfrei sind weder die Angler noch die Gewässerfachleute aus der Dienststelle in Pillnitz. Denn es gibt bundesweit gültige Qualitätsnormen, bei denen die Elbe nicht mitkommt. Das betrifft etwa Quecksilber und verschiedene Verbindungen dieser Chemikalie sowie diverse Kohlenwasserstoffe und Chlorverbindungen, zu denen auch das sogenannte PCB gehört. Das sind „schwer abbaubare Schadstoffe“, so das LfULG, „die sich aufgrund früherer Nutzungen noch in den Sedimenten der Elbe befinden“. In höheren Konzentrationen sind sie giftig. Die Angler wissen, dass ihnen solche Stoffe gefährlich werden können. Sie zwingen zu „Einschränkungen für den Verzehr geangelter Fische“, sagt Häse. Mehr als zwei Kilo Elbfisch pro Monat sollte keiner von ihnen essen, empfiehlt der Verband.

Kritisch war die Schadstoffbelastung der Elbe vor zwei Jahren, als an der Grenze bei Schmilka stark erhöhte PCB-Werte registriert wurden. Untersuchungen auf tschechischer Seite ergaben damals, dass die Chlorverbindung in Usti in den Fluss gelangt war. Dort wurde eine Eisenbahnbrücke saniert und dabei fielen Reste der alten Farbe in den Fluss. Als Weichmacher enthielt der alte Lack das gefährliche PCB. Mittlerweile ist aber die Belastung der Elbe in Schmilka nicht mehr kritisch, sagt LfULG-Sprecherin Matthies-Umhau. Die Werte seien inzwischen wieder „im elbetypischen Bereich“.

Perfekt ist die Wasserqualität der Elbe aber noch lange nicht. Sie ist noch nicht einmal „gut“, lässt das LfULG wissen. Die dafür nötigen, europaweit gültigen Parameter sollen bis 2027 erreicht werden. Dabei spielt Dresden eine klar messbare Rolle. Oberhalb der Stadt, an der Messstelle in Schmilka, ist das Wasser sauberer als unterhalb an der Messstelle in Zehren. Das liegt daran, dass an den Kläranlagen in Dresden und Meißen vermehrt Nährstoffe in die Elbe gelangen. Das belegt auch die Statistik der letzten Wasserkontrolle in der Elbe vom 2. Mai 2017. Da ist zu erkennen, dass die Belastung des Flusses durch organische Substanzen zwischen Schmilka und Pillnitz abnimmt, bevor sie in Dresden steigt. Die höchste Belastung ist in Gohlis gemessen worden.

Das sächsische Gesundheitsministerium rät deshalb vom Baden in der Elbe ab, teilt Referentin Katja Naumann mit. Die Verantwortlichen dort sind aber überzeugt, dass die Gesundheitsgefahr durch die PCB-Belastung des Flusses deutlich geringer ist als die durch die fragwürdige
mikrobiologische Qualität des Elbwassers. Verboten ist es aber nicht, in dem Fluss zu baden. Genauso wie beim Elbefisch, den die Angler nur in Maßen verzehren sollten, rät das Ministerium zur Vorsicht. Wer in der Elbe baden will, „sollte vorsorglich Badeschuhe tragen und sich anschließend gründlich abduschen“, rät Katja Naumann. Während der Hinweis auf die schützenden Schuhe leicht umzusetzen ist, dürfte es Elbe-Badern schwerfallen, danach eine Dusche zu finden.

Angler René Häse hat kein Problem damit, die Empfehlungen seines Verbandes zum Elbefisch einzuhalten. Schließlich angelt er ohnehin nur selten an dem Fluss. Dabei hat er vor vier Jahren in der Innenstadt eine 64 Zentimeter lange Barbe gefangen. Schon 2013 war das Wasser der Elbe mitten in Dresden also sauber genug für diese sehr anspruchsvollen Fische.