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Die Brachen sollen verschwinden

Coswig braucht Bauland und will die Lücken in den Siedlungen stopfen. Für neues Gewerbe gibt es wenig Platz.

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© Norbert Millauer

Von Peggy Zill

Coswig. Pro Jahr braucht Coswig etwa 30 Bauplätze. Der Platz dafür wird aber immer weniger, weshalb ein neuer Flächennutzungsplan her muss. Dieser legt fest, wo neues Bauland für Wohnungen und Gewerbe entstehen könnte.

Brachflächen für Einfamilienhäuser vorbereiten

Im aktuellen Vorentwurf sind insgesamt 33 Hektar ausgewiesen. Nötig wären 21 Hektar. „Wir brauchen eine Entwicklungsreserve. Nicht alle Flächen sind verfügbar“, begründet Bauamtschef Wolfgang Weimann die Differenz. Die Arbeitsgruppe, bestehend aus dem Oberbürgermeister, Stadträten und Verwaltungsmitarbeitern, wollte zudem mehr Masse im Vorentwurf stehen haben. Denn nicht alle Flächen werden den Vorentwurf „überleben“. Am Ende werde man sich in der Mitte treffen, so Weimann. Im Frühjahr soll aus dem Vorentwurf ein Entwurf geworden sein, über den dann die Stadträte abstimmen.

Ein wichtiger Punkt bei der Planung ist laut Weimann die Wiedernutzbarmachung von Brachflächen. Davon habe Coswig leider viele. Das sind meist alte Industriestandorte oder ehemalige Gärtnereiflächen. Das Grundstück des ehemaligen Betonwerks an der Schillerstraße eigne sich zum Beispiel gut als Wohnstandort.

Ein positives Beispiel, wie diese „Dreckecken“ verschwinden und sinnvoll genutzt werden, sind die Stadtgärten Kötitz. Auf der ehemaligen Planeta-Brache entstehen 18 neue Einfamilien- und acht Mehrfamilienhäuser. „Oberste Priorität ist es, ungenutzte Fläche zu nutzen. Der Anteil der Brachen sollte auf null sinken“, wünscht sich Weimann.

Wohnungen in der Stadt statt auf der grünen Wiese

Die Siedlungsentwicklung auf grüner Wiese, also am Stadtrand, wie es andere Kommunen betreiben, verfolgt Coswig nicht. Im Plan werden 24 Flächen in Coswig und Ortsteilen ausgewiesen, auf denen neue Wohnhäuser oder zum Teil auch kleine Betriebe, entstehen könnten. Darunter die umstrittenen Flächen am Kaufland, auf denen sich derzeit Kleingärten befinden. Aber auch an der ehemaligen Gärtnerei an der Jaspisstraße, am Auerweg und am Steinbacher Weg wäre Platz. In den Ortsteilen werden auch Flächen im Außenbereich vorgeschlagen. Brockwitz könnte an der Oberseite noch wachsen und Sörnewitz an der Elbgaustraße gegenüber der Gärtnerei.

Viel Fläche für Gewerbe wegen Altlasten nicht nutzbar

„Produzierendes Gewerbe wollen wir innerstädtisch nicht“, sagt Weimann. Aktuell hat Coswig 180 Hektar Gewerbefläche. „Das ist wahnsinnig viel, aber ein großer Teil davon ist aufgrund von Altlasten nicht nutzbar“, erklärt der Bauamtschef und nennt die ehemalige Lederfabrik an der Industriestraße als Beispiel. Dass eine Sanierung gelingen kann, beweist das EWS-Gelände in Neusörnewitz, das sich Stück für Stück füllt. In die Sanierung des Gebiets musste die Stadt jedoch jahrelang viel Geld stecken.

Als neue Gewerbestandorte werden im Vorentwurf Flächen zwischen Dresdner Straße und Südstraße sowie in Neusörnewitz an der Cliebener Straße vorgeschlagen. Zusammen sind das neun Hektar.

Einwohnerzahl wächst, Wohnungen werden größer

Um den Bedarf zu ermitteln, wurden die Prognosen zur Bevölkerungsentwicklung herangezogen. Bis 2030 rechnet man mit 670 zusätzlichen Einwohnern, was vor allem an Zuzüglern aus Dresden liegt. Auch die Wohnbedürfnisse ändern sich. Salopp gesagt, geht es von der Plattenbauwohnung ins Eigenheim. Die Menschen wollen mehr Platz haben. 265 Wohneinheiten in Einfamilien- und 84 Wohnungen in Mehrfamilienhäusern müssen bis 2030 geschaffen werden. Das bedeutet, dass pro Jahr circa 30 neue Häuser gebaut werden. „Das deckt sich mit unseren Erfahrungen der letzten Jahre“, so Weimann.

Seit gestern liegt der Flächennutzungsplan öffentlich im Bürgerbüro im Rathaus aus und kann online unter www.coswig.de eingesehen werden. Bis 22. November können Stellungnahmen abgegeben werden.