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Die Blumenfrau

Birgit Sang machte sich mit einem Blumengeschäft in Nieschütz selbstständig. Und trotzte allen Schwierigkeiten.

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© Claudia Hübschmann

Von Jürgen Müller

Nieschütz. In dem Nieschützer Blumengeschäft hängt ein Foto mit einem Spruch: „Die Zukunft hat viele Namen. Für die Schwachen ist sie das Unerreichbare. Für die Furchtsamen ist sie das Unbekannte. Für die Mutigen ist sie die Chance“.

Birgit Sang, die Inhaberin, gehört zu den Mutigen. Sie hat die Chance genutzt, die sich ihr vor zehn Jahren bot, machte sich mit dem Blumengeschäft selbstständig. „Nein, mein Traumziel war das nicht gewesen. Aber ich hatte keine andere Chance“, sagt die 56-Jährige aus Golk. Sie hat ihre Chance genutzt. „Als ich damals anfing, hatte ich schon gehofft, dass ich so lange durchhalte“, sagt die gelernte Zierpflanzengärtnerin, die sich später zur Floristin weiterbildete. Nach ihrer Lehre in Nieschütz hatte sie bis nach der Wende in dem Ausbildungsbetrieb gearbeitet. Danach war sie kurz arbeitslos, machte eine zweijährige Umschulung.

13 Jahre arbeitete sie danach in einem kleinen Nieschützer Gärtnereigeschäft, bis der Inhaber in den Ruhestand ging. Sie kaufte dessen Container, setzte ihn um, auf ein von der Gemeinde gepachtetes Grundstück, eröffnete ihren eigenen Laden. Mit viel Enthusiasmus und einer Portion Ungewissheit begann sie ihre Selbstständigkeit. „Ich wusste ja, was auf mich zukommt. Während der Abwesenheit meines Chefs hatte ich damals schon den Laden geführt“, sagt sie. Birgit Sang übernahm nicht nur den Container, sondern auch die Stammkundschaft. Die ist ihr bis heute treu geblieben. Die Kunden kommen nicht nur aus dem Ort, sondern auch aus Kmehlen oder Diesbar-Seußlitz. Das nächste Blumengeschäft gibt es erst in Meißen oder in der anderen Richtung in Merschwitz.

Auch nach zehn Jahren hatte die 56-Jährige die Lust am Blumenbinden und Verkaufen nicht verloren. „Ich mache das von Herzen gerne. Den ganzen Tag zu Hause rumsitzen, das könnte ich nicht“, sagt sie. Nicht nur Blumen und Pflanzen sind bei ihr zu haben, es gibt auch Gartenkeramik sowie frisches Obst und Gemüse sowie Kartoffeln. Die Kunden wissen das zu schätzen. „Sicher werde ich durch den Laden nicht reich. Aber es macht Spaß und ich komme über die Runden“, sagt sie, deren Mann in Meißen als Fleischer arbeitet.

Vor einiger Zeit allerdings war ihr kleiner Laden einige Wochen geschlossen wegen einer Erkrankung. Birgit Sang hat sich erstaunlich schnell wieder aufgerappelt. „Viele Kunden staunten, dass ich schon wieder im Laden stehe, aber es hilft ja nicht, Trübsal zu blasen“, sagt sie. Allerdings ist sie jetzt ein bisschen kürzer getreten. Der Blumenladen ist jetzt nur noch am Nachmittag geöffnet. „Früher bin ich früh um Vier nach Dresden zum Einkaufen gefahren, damit ich pünktlich um 9 Uhr im Laden stehen kann. Das mache ich jetzt nicht mehr. Ich muss auch an meine Gesundheit denken“, sagt sie. Die Kunden hätten dafür Verständnis. Mit ihnen hat sie am vergangenen Donnerstagnachmittag – exakt zehn Jahre nach der Eröffnung – ein kleines Jubiläum gefeiert. Tochter und Schwiegersohn, die das „Talhaus“ in Golk betreiben, haben Kesselgulasch gekocht. „Ich bedanke mich damit bei den Kunden für ihre langjährige Treue und hoffe, dass dies auch in den kommenden Jahren so bleibt“, sagt sie.

Blumenhaus Birgit Sang, Diera-Zehren, Ortsteil Nieschütz, Am Elbufer 19