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Die alte Königin mit dem frischen Klang

Nach einem halben Jahr Stille klingt in Dohnas Kirche die sanierte Orgel wieder. Die nächste Aufgabe ist zu spüren.

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© Marko Förster

Von Heike Sabel

Dohna. Eine Kirche ohne Orgel ist wie ein Glockenturm ohne Glocke. Und wie es die Sanierung von Glocken in sich hat, so ist es auch bei der Orgel. Die Dohnaer kennen sich damit aus. Deshalb feierten sie die Wiedereinweihung ihrer Orgel am Sonnabend auch ordentlich. Schließlich hatten sie ein halbes Jahr ganz auf sie und vorher schon eine Weile auf einen sauberen Klang verzichten müssen.

Und Pfarrerin Ramona Uhlemann muss vom Altar nicht mehr in die Leere hinter den Besuchern schauen, sondern sieht wieder ein volles Prospekt mit den Pfeifen. „Jetzt genießen wir wieder, die Orgel zu hören, Gott zur Ehre und der Gemeinde zur Freude und zum Trost“, sagte die Pfarrerin am Sonnabendnachmittag.

Jiri Kocourek spielt die Dohnaer Orgel seit 1995 immer mal wieder. Er kennt sozusagen jede Pfeife, jeden Ton, jedes Geheimnis und jedes Scheppern, Pfeifen, Rasseln vor der Sanierung. Gebaut 1896, ist sie mit ihren rund 1 700 Pfeifen ein großes, kompaktes und schlecht zugängliches Instrument. Groß ist es noch immer, nur ist es jetzt gut beleuchtet, vom Staub der Jahrzehnte befreit, mit vervollständigter Mechanik und erneuertem Motor versehen. Die Töne sind wieder so wie sein sollen und auch schon mal waren. Manche erhielten ihren originalen Klang zurück.

Kantor Vitali Aleshkevich spielt Stücke aus der Bauzeit der Orgel und gibt einige Klangproben. Vom mystischen Klang bis zur Himmelsstimme, von der scharfen, klaren und doch singenden Gambe bis Geigenprinzipal.

Socken für die Spenden

Die Dohnaer schauen sich an und nicken anerkennend. Sie haben ihrer Orgel die Treue gehalten, all die Jahre – in guten wie in schlechten Zeiten bzw. Klängen. Schon vor 15 Jahren sagte Kocourek der Kirchgemeinde, behaltet die Sanierung der Orgel im Blick. Erst war immer was anderes wichtig, dann gab es drei Jahre lange keine Fördermittel. Die Orgel ächzte und krächzte wohl auch darüber. Dann fand sich doch noch eine Möglichkeit für einen Teil der Kosten und auch für den Rest. Die Dohnaer selbst strickten Socken, wenn man eine gefüllt mit Spenden brachte, bekam man die zweite dazu.

Die Dohnaer bekamen viel Hilfe und versuchten am Sonnabend, allen zu danken. Dem Gutachter und der Baupflegerin, den Orgelbauern und dem Ortschronisten, den Handwerkern und den Spendern. Gisela Niggemann-Simon von der Schwestergemeinde Maxen gratuliert.

Für Kocourek ist die alte Königin zur frischen jungen Dame geworden. Und das soll sie auch für die nächsten Jahrzehnte bleiben, verspricht der Chef der traditionsreichen Bautzener Orgelfirma Eule, Dirk Eule. Nicht nur Ramona Uhlemann hat über die Fertigkeiten der Orgelbauer gestaunt. Einige Dohnaer haben ihnen immer mal über die Schulter geschaut. Als das Orgelbauhandwerk als Weltkulturerbe anerkannt wurde, war das für sie eine Anerkennung des Könnens.

Dohna hat nun seine Orgel zurück. Nach einer guten Stunde ist den Besuchern am Sonnabendnachmittag zwar warm im Herzen, aber kalt an den Füßen. Die Heizung ist eine der nächsten Aufgaben für die Kirchgemeinde. Sie macht wie die Orgel mit manchmal sonderbaren Geräuschen auf ihren Zustand aufmerksam.

Doch darüber hören die Dohnaer nun erstmal großzügig hinweg. Bei jedem Gottesdienst und besonders Weihnachten und auch am 6. Januar hören sie dann wieder genau hin. Dann nämlich haben die ehrenamtlichen Organisten beim Gottesdienst 19.30 Uhr die Gelegenheit, ein Stück ihrer Wahl zu spielen. Kantor Aleshkevich überlässt ihnen dafür gern die Königin. Er darf ja sonst meist spielen. „Sie ist super.“