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Deutschlands beste Schülerband

Funk Fragment aus Coswig beweisen, dass junge Musiker auch ohne Popgeschnulze erfolgreich sein können.

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© Norbert Millauer

Von Nina Schirmer

Coswig. Was macht man, wenn man gerade zur besten Schülerband Deutschlands gekürt wurde? Andere würden wahrscheinlich euphorisch in die Luft springen. Die Jungs von Funk Fragment haben sich auf der Bühne erst einmal dumm angeguckt. „Wir haben uns eher veräppelt gefühlt.“

Irgendwie passt diese Bescheidenheit zu der Coswiger Band. Die vier jungen Musiker Johannes Kellig, Jan Zeimetz, Julian Wolf und Julius Weber, alle zwischen 18 und 21 Jahre alt, sind eine entspannte Truppe. Von Starallüren ist nichts zu spüren, obwohl sie mit School Jam immerhin Deutschlands größten Band-Wettbewerb für junge Nachwuchsbands gewonnen haben. Und immerhin beschert dieser Sieg den Coswigern einen Auftritt beim Hurricane Festival im niedersächsischen Scheeßel, für das sich in diesem Jahr Größen wie die Artic Monkeys, Billy Talent, Kraftklub und The Cooks angekündigt haben.

Für die Musikantenstadl-Gucker unter den Lesern: Das ist ungefähr so, als wenn ein neuer Stern am Volksmusikhimmel in der gleichen Show mit Florian Silbereisen, Hansi Hinterseer und Stefanie Hertel auftreten dürfte. Wobei es den Stadl wegen sinkender Einschaltquoten seit 2016 nicht mehr regulär gibt. Zum Hurricane hingegen kommen rund 70 000 Besucher.

Blöd nur, dass der Auftritt beim Festival mit einem anderen wichtigen Termin kollidiert. Am gleichen Wochenende haben Schlagzeuger und Gitarrist ihren Abiball in Coswig. Was davon Vorrang bekommt, steht aber nicht zur Diskussion. „Zur Not muss der Abiball dran glauben“, sind die beiden sich einig. Die Musik kommt bei ihnen an erster Stelle. Eine Leidenschaft, die die Coswiger schon als Kinder entwickelt haben. Fast alle waren in der hiesigen Musikschule. Am Coswiger Gymnasium wurde ihr Talent später weiter gefördert.

Beim School-Jam-Finale auf der Musikmesse in Frankfurt waren sie die einzige Instrumentalband. „Deshalb hat uns der Sieg auch so überrascht“, erzählen die Musiker. Doch die Jury überzeugte, was die Coswiger ablieferten. Nämlich kein „Oh-Oh-Yeah“-Popgejaule. Kein „Mein Herz schlägt nur für dich“-Deutschrockgesülz. Keine Beats, die Hauptsache tanzbar sein müssen. Funk Fragment machen – der Name verrät es – ausgefeilte Funk-Songs. Gerne mit Tempobrüchen und ausgedehnten Bass- oder Gitarrensolis. Einen klassischen Liedaufbau mit Strophe, Refrain und Bridge lehnen sie ab. Die Songs entstehen spontan. „Wir jammen einfach drauf los und basteln dann aus verschiedenen Riffs und Melodien etwas zusammen.“

Ihr Musikgeschmack ist ganz klar auch von den Eltern geprägt. Da fallen Namen wie Eric Clapton, Frank Zappa und Sting. Mainstreammusik wollten die Jungs nie machen. Und auch, dass sie ohne Sänger auskommen – eigentlich aus einer Not heraus entstanden – gefällt ihnen inzwischen ganz gut. Große, auf Kommerz ausgerichtete Plattenfirmen von ihrem Sound zu überzeugen, wird jedoch schwer, sind sich die Musiker bewusst. Trotzdem ist es ihr Traum, irgendwann von der Musik leben zu können. Versuchen wollen sie es auf jeden Fall. Dank ihres Sieges bei School Jam können die Coswiger demnächst schon mal ein ganzes Wochenende lang in einem professionellen Tonstudio im Ruhrgebiet ihre Songs aufnehmen.

Das nächste Mal live spielen Funk Fragment am 30. Mai im Blue Note in Dresden um 21 Uhr.

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