Merken

Der Wassermann

Jakob Hesse startet jetzt in seine erste komplette Saison als Bademeister im Nixenbad. Für den 21-Jährigen ein Traumjob.

Teilen
Folgen
© Eric Weser

Von Eric Weser

Strehla. Klischees über diesen Beruf gibt es mindestens zwei – und die sind ziemlich gegensätzlich. Das eine bedient ein Kölner Komiker mit seiner Figur Bademeister Schaluppke: Bräsigkeit gepaart mit Bierbauch, weißen Socken und Adiletten. Das andere Klischee entstammt der 90er-Jahre-Fernsehserie Baywatch: gepflegte Typen, muskulöse Körper, dynamisches Auftreten.

Jakob Hesse, seit Kurzem neuer Bademeister im Strehlaer Nixenbad, entspricht eher dem Bild aus der US-Serie. Aus gutem Grund, wie er sagt: Die Gäste sollen sich unter seiner Aufsicht im Bad sicher fühlen. Und das sei nun mal eher der Fall, wenn er auch äußerlich fit wirkt, ist der 21-Jährige überzeugt. Von Spott-Sprüchen wie dem, er sei der Schönling vom Beckenrand, lässt er sich deshalb auch nicht beirren.

Praktikum als Fischwirt

Dass sein Beruf mal etwas mit Wasser zu tun haben würde, sei im früh klar gewesen, erzählt Jakob Hesse. Zu Schulzeiten habe noch Meeresbiologie zur Debatte gestanden. „Aber dann war ich mit meinem Latein am Ende“, scherzt er über das Fach, das die Weichen weg vom Abitur stellte. Nach der Mittleren Reife hätten zwei Optionen bestanden: Fischwirt oder Fachangestellter für Bäderbetriebe (Bademeister, wie es landläufig heißt). Nach jeweils drei Wochen Praktikum stand fest: Freibad statt Forelle. Drei Jahre dauerte die Ausbildung bei der Riesaer Firma Magnet, der Betreiberin von Schwimmhalle und Weida-Bad.

Er habe letztlich sein Hobby zum Beruf gemacht, sagt Jakob Hesse. Denn über einen Freund sei schon davor zur Riesaer Wasserwacht gekommen, wo er seinen Rettungsschwimmer absolviert hatte. Ein Ehrenamt, das mit dem Bademeister-Job verwandt ist. Als Bademeister habe man aber viel mehr zu tun. Zumal im Strehlaer Nixenbad, das mit zwei hauptamtlichen Kräfte je Schicht auskommen muss. „Hier ist man Aufseher, Gärtner, Reinigungskraft, Sanitäter.“ Von der Arbeit mit Wischmopp, Chlorgas oder Rasentraktor würden die Gäste aber nichts mitbekommen, sagt Jakob Hesse. „Die sehen mich eher am Beckenrad stehen oder laufen.“ Denn im Gästebetrieb verlangt das Badegeschehen die volle Aufmerksamkeit des Bademeisters. Ertrinken verhindern, das sei dann die Hauptaufgabe. Um auch die versteckten Winkel im Bad sehen zu können, stehen für Jakob Hesse regelmäßige Rundgänge am Becken an. „Damit man auch sieht, was unter der Wasseroberfläche passiert.“

Retter, Sänger, Sportler

Um selbst im Freibad abzuspannen, dafür bleibe da keine Zeit, sagt der junge Bademeister. „Wenn es mir zu heiß ist, dann geh ich mal kurz mit den Füßen rein.“ Und auch in seiner Freizeit werde er wenn, dann in seinem Ehrenamt als Rettungsschwimmer in den Freibädern der Gegend wie Goltzscha oder Glaubitz anzutreffen sein, sagt Jakob Hesse. Auch ansonsten hat der 21-Jährige ein mehr als volles Wochenprogramm. Weil er Trainer des Riesaer Wasserwacht-Wettkampfteams ist, bei einer Hardcore-Band in Nünchritz singt und daneben im Riesaer Cheerleaderverein mitmischt. Und Zeit für Freundin und Familie, die braucht es ja auch noch.

Zur Arbeit nach Strehla kommt der einstige Geräteturner meistens mit dem Fahrrad. Das habe er sich vom ersten Facharbeiter-Gehalt gekauft. „Ich brauch’ die sportliche Betätigung“, sagt der Mann mit den starken Oberarmen. Deren Kraft wurde schon im Strehlaer Bauhof geschätzt. Dort hat Jakob Hesse von November bis März gearbeitet, als das Nixenbad geschlossen war. Geht Strehlas zweiter Bademeister in Rente, könnt das Bad für den Neuen aber vielleicht zum Ganzjahresjob werden.

Das ist allerdings noch Zukunftsmusik. Jetzt steht für den Riesaer zunächst mal die erste komplette Badesaison in Strehla bevor. Dass er demnächst Leuten beim sich Amüsieren zuschaut, stört Jakob Hesse nicht. „Daran hab’ ich mich gewöhnt.“ Viele junge Leute halte aber genau das vom Ergreifen des Jobs ab, weiß Hesse. Ihn aber nicht. Im Gegenteil: Für ihn sei es ein Traumberuf mit vielen Vorteilen: Arbeit an der frischen Luft, regelmäßig neue Bekanntschaften, natürliche Bräune im Sommer. In Riesa sei er kürzlich schon drauf angesprochen worden, er sei doch der neue Strehlaer Bademeister. „Stolz wie Bolle“ sei er, diesen Job machen zu dürfen.

Das Strehlaer Freibad öffnet ab Dienstag, 15. Mai. Öffnungszeit: regulär 10 bis 18 (August bis 20) Uhr