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Der VVO wird 20 – was hat’s gebracht?

Seit 1998 gibt es den einheitlichen Tarif im Verkehrsverbund Oberelbe. Was klappt gut – und was ist noch zu tun?

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© VVO

Von Franz Werfel

Osterzgebirge. Kann sich daran noch jemand erinnern? Wer von Pirna oder Altenberg nach Dresden fahren wollte, kaufte sich zuerst ein Ticket für den Bus, dann für den Zug und anschließend eines für die Straßenbahn. Sollte es dann mit der Fähre zum rechtselbischen Ufer und möglicherweise noch mit der Schwebebahn den Elbhang hinaufgehen, waren drei bis vier Tickets nötig. Genau 20 Jahre ist es her, dass der Verkehrsverbund Oberelbe (VVO) erstmals mit einem einheitlichen Tarif an den Start ging. Im Mai 1998 war das, zusammen mit dem Fahrplanwechsel – damals wurde dieser noch nicht im Dezember umgestellt. Seither sind die Fahrgäste in Dresden und den Kreisen Meißen, Sächsische Schweiz-Osterzgebirge und teilweise Bautzen in allen Fahrzeugen – Bahn, Tram, Bussen und Fähren – mit nur einem Ticket unterwegs.

Kürzlich wurde der S-Bahn-Takt zwischen Pirna und Dresden verdichtet. Mittlerweile fahren in den Stoßzeiten vier Züge in jede Richtung. Ausgebaut wurde auch der Takt der Müglitztalbahn zwischen Heidenau und Altenberg. Mittlerweile fährt hier stündlich ein Zug in jede Richtung. Mehr ist VVO-Sprecher Christian Schlemper zufolge nicht drin, denn die Strecke ist nur eingleisig ausgebaut. „Die Züge können auf der gesamten Strecke nur einmal aneinander vorbeifahren, nämlich im Glashütter Bahnhof.“ Der VVO arbeite aber daran, das Netz mit Bussen zusätzlich zu verdichten. Die SZ schaut auf aktuelle Probleme – und zeigt, was sich seit 1998 beim Nahverkehr verbessert hat.

Fahrpreise: Erhöhung zum 1. August – dann ist aber zwei Jahre Ruhe

Zum 1. August steigen die Preise für Gelegenheitsfahrer. Eine Einzelfahrt kostet dann 2,40 Euro, entsprechend verteuert sich die Viererkarte um 40 Cent. Einzelne Monatskarten werden ein bis drei Euro teurer. Obwohl die Einnahmen aus den Tickets stetig wachsen, will der VVO die Preise erhöhen. Das liege an steigenden Kosten für Energie und Personal. Wenn die neuen Preise gelten, können Inhaber von Monatskarten und Jobtickets täglich ab 18 Uhr einen Erwachsenen und bis zu vier Schüler kostenlos mitnehmen. Das ist bisher nur freitags bis sonntags möglich. Bis 2020 sollen die Preise gleich bleiben.

Streitthema Jahreskarte: Noch muss der Verbund nachrechnen

Viel Kritik musste der VVO dafür einstecken, dass er die Jahreskarte abgeschafft hat – und damit quasi Vielfahrer bestraft. Begründet wurde dies mit der Niedrigzinsphase. Im Kern geht es dabei um einen vergünstigten Abopreis für Monatskarten, wenn diese fürs ganze Jahr auf einen Schlag bezahlt werden. Diesen Skonto gibt es derzeit noch in drei der fünf sächsischen Verkehrsverbünde: im mitteldeutschen (MDV), dem vogtländischen (VVV) und dem in der Oberlausitz-Niederschlesien (ZVON). „Ob wir die Jahreskarte wieder einführen, wird frühestens Ende dieses Jahres erneut diskutiert“, so Sprecher Schlemper.

Bildungsticket: VVO ist offen für bessere Angebote

Es ist eines der wichtigsten verkehrspolitischen Projekte der Landesregierung: das einheitliche Bildungsticket für alle sächsischen Schüler und Azubis. Das hat Verkehrsminister Martin Dulig (SPD) kürzlich im SZ-Interview bekräftigt. „Ich möchte, dass jeder Schüler und jeder Auszubildende im Freistaat für rund 15 Euro im Monat sachsenweit alle öffentlichen Verkehrsmittel nutzen kann“, sagte er. Schlemper: „Entscheidend für das Angebot und somit die Qualität des Busnetzes auf dem Land ist der Schülerverkehr.“ Verständlich sei, dass die Landräte genau wissen wollen, worauf sie sich finanziell einlassen, bevor sie so einem Ticket zustimmen. Viele Schüler und Eltern im Landkreis sind für dieses Modell. Bis Herbst 2019 soll es eingeführt sein – so haben es CDU und SPD in ihrem Koalitionsvertrag vereinbart.

Internet: Bisher gibt es freie Zugänge nur auf einigen Busstrecken

Seit 2013 können Fahrgäste in einigen Bussen des Regionalverkehrs Dresden (RVD), der zu 100 Prozent dem Landkreis gehört, kostenlos im Internet surfen. Das ist einmalig im VVO und geht derzeit in 18 Bussen, vor allem auf den Linien 360 und 370 zwischen Dresden und Altenberg sowie der 333 nach Wilsdruff. „Das Angebot wird vor allem bei längeren Fahrten auf dem Land und von Schülern genutzt“, sagt RVD-Sprecher Volker Weidemann. Monatlich flössen fünf bis 30 Gigabyte ab. Probleme gibt es, wo auch Handys kein Internet empfangen.

Fahrgäste: Deutliches Plus im Zugverkehr

Um die Fahrgastzahlen zu messen, führt der VVO Stichproben an den Bahnhöfen durch. Dabei zeigt sich: In Pirna nutzen mit fast 8 000 Passagieren täglich etwa 1 200 mehr die Bahn als vor 20 Jahren. Stark gewachsen ist der Bedarf auch in Heidenau: von 4 100 auf 5 300 Nutzer. Zwischen Königstein und Wehlen fahren 3 000 Menschen jeden Tag Bahn, mit der Müglitztalbahn mehr als 2 000 Menschen.

Haltestellen und Parkplätze: Insgesamt 30 Millionen Euro im Kreis investiert

Für 25 behindertengerechte Haltestellen und den Ausbau der Park-and-Ride-Plätze haben Sachsen, VVO und Kommunen seit 1998 rund 30 Millionen Euro investiert. Sachsen bezahlt Projekte, die mit dem VVO realisiert werden, zu 75 Prozent. Die größten Parkplätze stehen in Bad Schandau (139 Plätze), Pirna (125), Freital-Hainsberg (110), Heidenau (90), Klingenberg-Colmnitz (89) und Tharandt (80).