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Der Unbezwingbare zieht weiter

Steffen Göpfert ist ins Landeskirchenamt gewechselt. Zum Abschied bereiteten ihm seine Schützlinge ein großes Fest.

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© Kristin Richter

Von Kathrin Krüger-Mlaouhia

Skassa. Selten war ein Abschied so freudvoll und fröhlich. Jugendwart Steffen Göpfert verließ Skassa und damit die Evangelische Jugend im Kirchenbezirk Meißen-Großenhain – der von Nauwalde bis Mohorn reicht und von Strehla bis Ponickau. Seine Jugendlichen bereiteten ihm eine grandiose Verabschiedung. Was sie mit Steffen Göpfert verbindet, haben sie mit Humor auf ein großes Transparent an der Empore im Kircheninneren geschrieben: „Ein Mann, sie zu knechten, sie alle zu finden, nach Skassa zu treiben und ewig zu binden“.

Vor zwölf Jahren zog Steffen Göpfert mit seiner Familie aus Zwickau nach Skassa. Die Sehnsucht nach der alten Heimat war am Anfang manchmal groß, erzählt er. Und es gab Hindernisse. Doch es gelang ihm, seine eigenen Wünsche zu verwirklichen und mit seinem Mittelalterfaible die hiesige Jugend anzustecken. 2007 fand auf dem Pfarrhof das erste Ritterlager statt.

Die nun hier in der Kirche sitzen, waren einst Teilnehmer, wurden zu jungen Mitarbeitern, verbrachten ein Konficamp mit dem Jugendwart oder besuchten die Juleica-Schulung. Bei einem Spiel muss Steffen Göpfert die einzelnen Gruppen erraten, und es gelingt ihm erstaunlich gut. Aus zwei Ritterlagern pro Saison wurden bald drei, von zuerst 42 Teilnehmern stieg die jährliche Zahl auf 150. Und auch die Anzahl der Ehrenamtler hat sich vervielfacht. „Steffen, der Unbezwingbare“, wie der kräftige Jugendwart genannt wird, hat viele begeistert. Was sie in ihm sehen, sagen sie laut bei einer sehr bewegenden Segnung, als alle durch Handauflegen miteinander verbunden sind: Er könne zuhören, er half Heranwachsenden in schwierigen Lebensphasen, er sei witzig und freundlich und in vieler Hinsicht ein Vorbild.

Manche lieben ihn dafür, dass er mit ihnen Star Wars schaute. Viele Jugendliche hat er im Glauben gestärkt. Und so predigt er an diesem stürmischen Abend auch von der Jesus-WG, von Skassa als einem Ort auf dem Weg. Auch auf dem Pilgerweg. „In der Pilgerherberge sind wir in guten und traurigen Momenten mit den Menschen verbunden“, so Göpfert. Landesjugendpfarrer Tobias Bilz weist darauf hin, dass die von Göpfert initiierten Ritterlager oder das Geländespiel Stinkstiefel viel mehr sind als Mittelalterspiele. Es gibt da auch die geistige Dimension des Ritterseins. Die Kinder spüren in der „Rüstung“ Stabilität für ihr Leben. Steffen Göpfert selbst wird als „Steher“ gesehen, als „richtiger Kerl“, der für etwas steht. Nur anfangs, so Jugendvertreterin Melanie Jahn, war etwas Skepsis gegenüber diesem kräftigen Typen. Doch nun muss eine neue Person die Lücke füllen, die Steffen Göpfert hinterlässt. „Ich habe mich auf eigene Kosten weiterqualifiziert zum Sozialpädagogen, ich möchte mit diesem höheren Abschluss noch mal eine neue Herausforderung annehmen“, sagt Steffen Göpfert. Nun ist er Jugendbildungsreferent der Landeskirche, zuständig zum Beispiel für flächendeckende Schulungen zur Jugendleitercard (Juleica). Der Skassaer Pfarrhof bleibt indes für seine Jugendlichen ein Zuhause. – Sie haben die Abschiedsfeier stundenlang vorbereitet, haben sich Armbändchen für alle und einen unterhaltsamen Gottesdienst ausgedacht, spielen sogar die Musik aus „Game of Thrones“ beim Einmarsch großer Fahnen. Und sie zünden spätabends Fackeln an, dass man ein großes Transparent lesen kann: „Steffen, wir brennen für dich“. „Da können sich viele staatliche Träger eine Scheibe abschneiden“, kommentiert MdL Sebastian Fischer (CDU).