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Der Treff der einsamen Seelen

Der Verein „Hilfe für Dich“ aus Meißen hilft seit einem Jahr auch in Zehren. Jetzt wird entschieden, ob es weitergeht.

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© Anne Hübschmann

Diera-Zehren. Jahrelang stand das Gebäude der ehemaligen Schule in Zehren leer. Dann zog eine Zahnarztpraxis ein. Seit genau einem Jahr hat hier auch der Verein „Hilfe für Dich“ aus Meißen sein Domizil. Vereinschef Andreas Schelenz (58) wollte ein Jahr testen, wie die Angebote angenommen werden und dann entscheiden, ob der Verein in Zehren auch künftig bleibt.

Herr Schelenz, wie kam es dazu, dass Ihr Verein ausgerechnet in Zehren einen zweiten Standort aufmachte?

Unser Verein, der 2010 mit sieben Leuten gegründet wurde, arbeitete schon seit längerer Zeit mit Zehrener Vereinen wie „Mein Zuhause Sachsen“ zusammen. Dabei erfuhren wir, dass es in Zehren und den umliegenden Gemeinden kein derartiges Projekt wie das unsrige gibt. Diese Angebote wollten wir auch im ländlichen Raum machen.

Welche Angebote sind das?

Unser Verein bietet eine offene Tür für Menschen, die in Not sind – unabhängig von Alter, Nationalität und Religion. Dabei gehen wir auf die persönliche Situation ein, suchen Lösungen und begleiten Schritt für Schritt. Das betrifft alle Lebensbereiche wie Beruf, Arbeit, Finanzen, Beziehungen. Wir arbeiten auch mit sozialen Einrichtungen zusammen. Wir erkennen, wo staatliche Unterstützung ihre Grenzen hat und wo bürgerliches Engagement gefragt ist. Hier setzen wir an und helfen.

Was war der Anlass für die Vereinsgründung?

Meine Frau und ich sind schon länger mit sozial Benachteiligten beschäftigt, haben uns um sozial Schwache gekümmert. Seit 2005 haben wir auf ehrenamtlicher Basis den späteren Verein formiert. Unser Anliegen ist es, sozial Benachteiligten egal welchen Altes zu helfen, beispielsweise beim Ausfüllen von Anträgen. Wir arbeiten auch mit Alkoholkranken, die sich entschlossen haben, eine Entgiftung und Therapie zu machen.

Wie werden Ihre Angebote in Zehren angenommen?

Es war von vornherein klar, dass es schwierig wird. Die Leute mussten uns erst mal kennenlernen, Vertrauen fassen. Ich denke, das ist uns ganz gut gelungen. Vor allem dienstags sind unsere Räume gut besucht, da kommen zwischen 15 und 20 Leute.

Das heißt, Sie machen in Zehren weiter?

Was uns betrifft auf jeden Fall. Wir hatten einen Mietvertrag für zunächst ein Jahr mit der Gemeinde abgeschlossen mit der Option auf ein weiteres Jahr. Diese Option wollen wir jetzt ziehen.

Wenn man sich bei Ihnen umschaut, so scheinen in erster Linie ältere Menschen Ihre Angebote zu nutzen. Täuscht der Eindruck?

Nein, das ist in der Tat so. Es kommen vor allem ältere Leute, die alleine leben und kaum   soziale Kontakte haben. Sie sind froh, dass sie hier mit anderen Menschen zusammenkommen können. So gesehen sind wir auch ein Treff von einsamen Seelen.

Was kostet es, wenn Ihre Angebote genutzt werden?

Generell sind Angebote wie Gedächtnistraining, Bildervorträge und Gesprächsrunden kostenlos. Es gibt natürlich auch kostenpflichtige Angebote. Beispielsweise kann man bei uns für 3,40 Euro zu Mittag essen. Dabei kochen wir hier frisch vor Ort.

Wie wird das angenommen?

Na ja, im Moment noch ein bisschen schwach. Wir wollen künftig aber auch noch andere Angebote machen.

Zum Beispiel?

Zum Beispiel die Hilfe im Haushalt, die wir jetzt schon in Meißen anbieten. Es soll auch die Möglichkeit geben, dass bei uns Einkäufe bestellt werden, die wir dann dienstags hier im Haus ausliefern. Schließlich gibt es in Zehren keinen Bäcker mehr, keinen Fleischer, kein Lebensmittelgeschäft. Dazu brauchen wir aber Personal.

Wie viele Mitglieder hat der Verein, und wie finanziert er sich?

Unser Verein hat 47 Mitglieder. Wir finanzieren uns ausschließlich aus Spenden.

Woher kommen die Leute, die Ihre Angebote nutzen?

In erster Linie aus Zehren und den angrenzenden Ortsteilen, aber auch aus Meißen. Das Haus liegt ja direkt an der Bushaltestelle. Aus der anderen Elbseite der Gemeinde kommen eher weniger Menschen. Da liegt die Elbe dazwischen, ist der Weg nach Zehren zu weit.

Insgesamt sind Sie also zufrieden?

Ja, auch wenn es immer besser sein könnte. Wir sind auch ständig auf der Suche nach neuen Vereinsmitgliedern und ehrenamtlichen Helfern. Und die werden sehr bald spüren, was für ein schönes Gefühl es ist, anderen Menschen zu helfen. Und sei es durch ein nettes Gespräch.

Das Gespräch führte Jürgen Müller.