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Der Traum von der Fabrikanten-Villa

Theresa und Karsten Eger renovieren die Eibauer Villa Wolle von 1900. Sie laden zum Tag des Offenen Denkmals.

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© www.foto-sampedro.de

Von Markus van Appeldorn

Eibau. Der eingerüstete Altan lässt schon von außen den Baufortschritt erkennen. Und mit dem Garten ist Theresa Eger schon ganz glücklich. Darin halten sich die jungen Eltern mit ihren Jungs Tino (1) und Tom (5) jetzt schon gerne auf. „Wir haben Obstbäume gepflanzt. Äpfel, Marunken, Kirschen und Birnen“, sagt die 35-Jährige. Ums Haus rum sieht‘s also schon sehr wohnlich aus. Aber drinnen stapeln sich noch Fliesen. Baumaterial und Maschinen bilden im Wesentlichen die Inneneinrichtung der noch staubigen Räume.

Eine Toilette mit dem Originalboden von 1900 und denkmalgerechten Fliesen ist fertig.
Eine Toilette mit dem Originalboden von 1900 und denkmalgerechten Fliesen ist fertig. © www.foto-sampedro.de
Blick auf die Baustelle.
Blick auf die Baustelle. © www.foto-sampedro.de

Aber wenigstens trocken ist es jetzt. Karsten Eger berichtet vom ersten Rückschlag bei der Renovierung: „Im Frühjahr ist uns nach einem heftigen Schneefall und sofort einsetzendem Tauwetter Schmelzwasser vom Balkon in den darunter liegenden Raum geflossen.“ Die Balkondecke stellte sich als sehr marode heraus und musste komplett erneuert werden. „Das hat uns Zeit und Geld gekostet“, sagt Karsten Eger.

Am Sonntag, 9. September, feiert auch Sachsen wieder den „Tag des Offenen Denkmals“. Viele sonst unzugängliche historische Orte öffnen sich neugierigen Blicken und Fragen. Auch Theresa und Karsten Eger aus Eibau sind wieder dabei. Vor gut einem Jahr erfüllte sich das Ehepaar einen Lebenstraum und erwarb in Eibau für 43000 Euro die beinahe 120 Jahre alte Fabrikanten-Villa Wolle. Der Start in ein großes Abenteuer mit vielen Unwägbarkeiten. SZ besuchte die beiden noch mal.

Zeit und Geld – von beidem braucht genügend, wer sich an ein solches Sanierungsprojekt wagt. „Wir hatten damit gerechnet, ungefähr das Dreifache des Kaufpreises für die Renovierung aufwenden zu müssen. Aber wir liegen drüber“, sagt Theresa Eger. Alleine die 50 neuen Fenster kosteten 50000 Euro. „Alles Maßanfertigungen vom Tischler“, sagt sie. Denn der Denkmalschutz macht strenge Auflagen. Im Rahmen des Leader-Programms zur ländlichen Entwicklung bekamen die Egers für die Fenster und die kostspielige Erneuerung des Blitzschutzes eine 30-prozentige Förderung. „Gute Chancen, gefördert zu werden, haben junge Familien mit Kindern“, sagt Theresa Eger und will damit auch anderen Mut machen, sich den Traum von einem Leben in einem Denkmal zu erfüllen.

Bevor sie mit der eigentlichen Arbeit beginnen konnten, war erst mal der benachbarte Containerdienst ihr bester Freund. Schichtenweise trug das Paar in Abend- und Wochenendarbeit Wand- und Bodenbeläge ab, um zur historischen Substanz vorzustoßen. „Wir haben etliche 5-Kubik-Container gefüllt“, sagt Karsten Eger. Alte Strom- und Wasserleitungen mussten herausgerissen werden. Ein Großteil der modernen Installation hat der Industriemechaniker in Eigenleistung eingebaut. „Wenn alles gut läuft, können wir 2019 vor der Einschulung von Tom einziehen“, sagt er.

Am Sonntag nun empfangen die Egers ab 10 Uhr neugierige Gäste in ihrer Villa Wolle in der Jahnstraße. „Wir zeigen eine Bildschirmpräsentation vom Baufortschritt im vergangenen Jahr“, sagt Karsten Eger.

www.tag-des-offenen-denkmals.de/laender/sn/