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Der Traum vom Zipfelzug lebt weiter

Die Zugverbindung von Liberec nach Bad Schandau kommt aus dem Ideenstatus nicht heraus. Obwohl viele sie wollen.

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Er ist eine interessante Idee, dieser sogenannte Zipfelzug. Damit ist eine durchgehende Bahnverbindung von Liberec über Zittau und den Schluckenauer Zipfel weiter nach Sebnitz und Bad Schandau gemeint. Bereits Anfang 2017 informierte der Verkehrszweckverband Zvon darüber, dass Tschechien eine Machbarkeitsstudie zum Zipfelzug erstellen lassen will. Auch im Nahverkehrsplan des Zvon findet sich das Thema als Projektidee.

Bislang ist es dabei geblieben. „Die Machbarkeitsstudie ist noch nicht fertig“, sagt Pavel Blažek, Geschäftsführer der Gesellschaft Korid, die den öffentlichen Verkehr im Kreis Liberec koordiniert. An der Idee hält der Geschäftsführer fest: „Auf dieses Vorhaben möchten wir auf keinen Fall verzichten“, sagt Pavel Blažek. Auf den Weg bringen sollte die Machbarkeitsstudie der Kraj Ústi – über das tschechische Verkehrsministerium. Das sei auch geschehen, heißt es beim Kraj Ústi. Auf eine Anfrage bei der tschechischen Regierung, wie es in Bezug auf die Studie aussieht, bekam der Hauptmann des Kreisamtes in Ústí, Oldrich Bubenícek, von Regierungschef Andrej Babiš einen Brief, in dem steht, dass auf deutscher Seite eine Studie entstehen soll. Erst wenn diese ein positives Ergebnis bringt, werde das tschechische Verkehrsministerium mit der Projektvorbereitung für die grenzüberschreitende Verbindung beginnen und das Vorhaben durch eine zweite Machbarkeitsstudie prüfen, verlautete aus Prag. Dabei solle auch geprüft werden, ob sich eine solche Investition lohnt. Vorher werde das Verkehrsministerium keine Schritte unternehmen, so Babiš.

Beim Verkehrsverbund Zvon hat es zum Zipfelzug schon erste Vorarbeiten gegeben. „Wir haben zunächst einmal die Potenzialabschätzung überarbeitet und den tschechischen Kollegen zur Prüfung übergeben“, sagt Zvon-Sprecherin Sandra Trebesius. „In verschiedenen Diplomarbeiten, die der Zvon initiiert und betreut hat, wurden mögliche Betriebskonzepte erarbeitet.“ Als nächsten Schritt soll Tschechien nun eine technische Machbarkeitsstudie erarbeiten – und wünscht sich dabei Unterstützung von der deutschen Seite. „Wir haben darum das sächsische Wirtschaftsministerium und die Deutsche Bahn Netz AG informiert. Beide sind interessiert und wollen mitarbeiten“, so Sandra Trebesius.

Der Zipfelzug von Liberec nach Sebnitz und Bad Schandau soll die touristische Attraktivität der Region erhöhen und das Zusammenwachsen im Dreiländereck verstärken. Die neue Schnellverbindung soll auch von den Menschen, die täglich zur Arbeit oder Schule pendeln, genutzt werden. Im Gespräch sind verschiedene Trassenführungen. Laut Pavel Blažek von der Verkehrsgesellschaft Korid wird es notwendig sein, die Lücke zwischen Seifhennersdorf und Rumburk mit rund sechs Kilometern neuen Gleisen zu schließen. Dann könnte die schnelle Eisenbahnverbindung von Seifhennersdorf nach Rumburk an die erneuerte Strecke zwischen Sebnitz und Dolní Poustevna (Niedereinsiedel) anknüpfen. Tschechien hat an einer solchen Direktverbindung großes Interesse, „vor allem wegen der vielen Synergieeffekte“, so Blažek.

Der Realisierung des Vorhabens steht aber noch ein weiteres Hindernis im Weg. Die Strecke verläuft zwischen Hrádek n. N. und Zittau 2,7 Kilometer auf polnischem Staatsgebiet. Dieser Abschnitt ist in einem schlechten Zustand: „Die Züge dürfen dort nicht schneller aus 30 Stundenkilometer fahren“, sagt Pavel Blažek. Darum soll ein Abkommen mit Polen eine Modernisierung dieses Streckenabschnitts ermöglichen. Der Korid-Geschäftsführer schätzt darum, dass dort erst in einigen Jahren gebaut werden könnte. (lau, mit SZ/se)