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Der Trainer und sein Team

Uwe Neuhaus hat jetzt sieben Assistenten, und zwar auf engstem Raum.

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© Robert Michael

Von Sven Geisler

Sein Stuhl hat gewackelt, heftig sogar. So ist das nun mal in der Branche, erst recht bei Dynamo. Doch diesmal endet die Diskussion um den Trainer mit einer überraschenden Erklärung. Am Morgen des 25. Mai verkündet der Verein nicht die Trennung von Uwe Neuhaus, sondern stellt sich die Aufgabe, das Team ums Team nachhaltig weiterzuentwickeln. Das klingt erst einmal nicht besonders spektakulär, eher wie eine Floskel, die beruhigen soll. Immerhin gibt es noch den konkreten Hinweis, es werde personelle Erweiterungen geben.

Und die gibt es nun. Wieder. Die zusätzlichen Stellen im Trainerstab sind nämlich nicht neu, nur waren sie seit gut drei Jahren nicht besetzt. Mit Philippe Hasler hat Dynamo wieder einen Fitnesscoach, mit Sascha Lense einen Sportpsychologen. Zudem ist Felix Schimmel, bisher als Scout für die Beobachtung von Spielen und Spielern unterwegs, als Co- und Spezialtrainer Spielanalyse aufgerückt.

„Mit ihnen haben wir zwei richtige Kracher verpflichtet“, erklärt Kristian Walter, der vorerst parallel weiter als Geschäftsführer Sport agiert. Er hat dieses Konzept durchgesetzt, das Ralf Minge dem Verein bereits nach dem Abstieg 2014 verordnet hatte. „Wir haben diese interdisziplinären Ideen gemeinsam entwickelt, es ist also die logische Konsequenz, dass er diese Personalentscheidungen getroffen hat“, sagt Minge bei seiner Rückkehr. „Das finde ich ganz einfach toll.“

Es war ein wichtiger Grund für die Trennung von Chefcoach Stefan Böger im Februar 2015, dass er den damaligen Fitnesscoach Marcel Miserius vergrault und den Psychologen Lense links liegen gelassen hatte. Auch für Neuhaus sei die Zusammenarbeit mit mehreren Spezialisten „ein bisschen Neuland“, sagt Minge. „Das muss nicht nur fachlich, sondern auch menschlich passen, damit es ordentlich gelebt werden kann.“ Schließlich muss sich Neuhaus darauf einlassen, in seine Entscheidungen die Meinungen von jetzt sieben Assistenten einzubeziehen. So groß war das Trainerteam bei Dynamo noch nie, aber die Dresdner folgen damit der Entwicklung im Profi-Fußball. Zum erweiterten Stab gehören deshalb außerdem ein Sportwissenschaftler, der sich unter anderem gezielt um die Förderung der Top-Talente im Nachwuchs kümmert, eine Ernährungsberaterin sowie ein Integrationsbeauftragter und Sprachlehrer.

Neuhaus betont die Vorteile. „Wir können jetzt für jede Gruppe spezialisierter arbeiten.“ Das erfordere allerdings „mehr Kommunikation im Trainerteam, um die vielen guten Ideen zu bündeln“. Es wird ein fortlaufender Prozess, diese umzusetzen. Reibungen sind nicht auszuschließen, zumal sie nicht nur eng, sondern vor allem auch auf engstem Raum zusammenarbeiten müssen. Im Büro herrsche „schon mal Atemnot“, hat Neuhaus auf seine typisch süffisante Art die Platzverhältnisse kritisiert. Die werden sich erst entscheidend verbessern, wenn das neue Trainingszentrum fertig ist, vor einem Monat erfolgte der offizielle Baustart für das 16 Millionen Euro teure Projekt im Dresdner Sportpark Ostra. Minge nennt das Projekt einen Meilenstein. Und der soll 2020 stehen.