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Der swingende Fluglehrer

Der Schwabe Jörg Lohmann kann am Wochenende zwei Leidenschaften miteinander verbinden: Oldtimer fliegen und Jazz spielen.

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© Anne Hübschmann

Von Jörg Richter

Großenhain. Jörg Lohmann liebt es, in Großenhain zu sein. Das fliegende Museum am Flugplatz ist regelmäßig sein zweites Zuhause. Hier trifft der Fluglehrer aus Haubach bei Stuttgart seine Freunde und Vereinskameraden, die das Gleiche wollen: alte Flugzeuge fliegen. „Das ist nicht so einfach, wie bei modernen Maschinen“, sagt Lohmann. Hier brauchen Piloten technisches Verständnis. Außerdem hat fast jeder Oldtimer andere Flugeigenschaften, die man erst einmal kennenlernen muss, um allein in die Luft abheben zu dürfen.

Deshalb veranstaltet der Verein Fliegendes Museum e.V. jährlich zwei Einweisungswochen, in denen die Hobbypiloten sich schulen lassen können. „Nur wenige können alle unsere Oldtimer fliegen“, sagt Vorstandsmitglied Brigitte Koch. Jörg Lohmann ist einer von sechs Alleskönnern. Doch das hört er nicht gern. Im Gegenteil. Er prahlt nicht damit. „Ich bin sonst wenig ausdauernd“, sagt er stattdessen. Aber wenn ihn eine Sache packe, dann richtig. Und das trifft auf die Fliegerei zu – und auch eine andere Leidenschaft: die Swingmusik.

Der 54-Jährige spielt seit seiner Jugend Gitarre. Die Jazzmusik hat es ihm angetan. Besonders der europäische Swing der 30er Jahre. „Das ist meine Musik“, so Lohmann. Diese passe hervorragend zu den meisten Flugzeugen im Großenhainer Museum. „Dieser Zigeunerswing und diese Flugzeuge hier kommen aus der Zeit, in der ich gern gelebt hätte, wenn man den Krieg weglässt“, sagt er.

Ein vielseitig begabter Typ

„Jörg ist ein sehr vielseitig begabter Typ“, sagt Brigitte Koch. Diese besondere Kombination aus Pilot und Musiker will das Fliegende Museum am Sonnabend nutzen. Zwischen der englischen Howard T 6, der französischen Stampe und der deutschen Storch soll ab 17 Uhr, wenn die ersten Doppeldecker in Richtung Sonnenuntergang abheben, Swingmusik ertönen.

Lohmann begleitet dabei mit seiner Gitarre zwei hervorragende Leipziger Jazzmusiker. Volker Schwarze (Gitarre) und Matthias Buchholz (Kontrabass) wollen mit dem stämmigen Schwaben die Musik von Jean „Django“ Reinhardt aufleben lassen. Der französische Gitarrist und Komponist gilt als ein Begründer des europäischen Jazz der 30er Jahre. Reinhardt schuf aus dem New-Orleans-Jazz der 1920er Jahre, den französischen Walzern und der traditionellen Spielweise der Sinti einen neuen Musikstil, den Zigeuner- oder Gipsy-Swing.

Die passende musikalische Umrahmung der Flugzeugausstellung dürfte mit Sicherheit ein Höhepunkt des ersten diesjährigen „fliegenden Wochenendes“ sein. Zwei weitere sind am letzten August- und ersten Oktober-Wochenende geplant.

Bis nach Schweden rumgesprochen

Am Sonnabend und Sonntag können Besucher jeweils ab 11 Uhr die Flugzeug-Oldtimer aus der Nähe ansehen. Für einen gewissen Obolus kann man auch eine Runde über Großenhain drehen und sich wie „Die tollkühnen Männer in ihren fliegenden Kisten“ fühlen. Die gleichnamige, englische Filmkomödie von 1965 spielt zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Doch auch aus dieser Ära gibt es im Fliegenden Museum in Großenhain Flugzeuge zu bestaunen.

Zum Verein, der sich vor sechs Jahren in der Röderstadt gegründet hat, gehören rund 110 Mitglieder. Sie stammen aus allen Himmelsrichtungen Deutschlands, z. B. aus München im Süden, Hamburg im Norden, Aachen im Westen und Leipzig im Osten. Sogar ein Pilot aus der Nähe der schwedischen Hauptstadt Stockholm zählt zu den Fans alter Flugzeuge, die sich regelmäßig in Großenhain treffen. Denn nur hier und an zwei weiteren Orten in Deutschland sei es laut Brigitte Koch möglich, historische Flieger auszuleihen und zu fliegen. Allerdings erst, wenn die Piloten vorher eingewiesen werden. Und da kommt der swingende Fluglehrer Jörg Lohmann ins Spiel.

Die Hallentore sind am Samstag von 11-21 Uhr und am Sonntag von 11 bis 17 Uhr geöffnet.

www.fliegendes-museum.de