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„Der Stausee ist ein schwieriges Gewässer“

Die SZ hat mit einem Gewässerökologen über die Algen im Stausee Quitzdorf gesprochen. Der macht wenig Hoffnung.

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© privat

Quitzdorf. Alljährlich im Sommer haben die Blaualgen den Quitzdorfer Stausee im Griff. So auch in diesem Jahr. Und jedes Mal wieder versucht die zuständige Landestalsperrenverwaltung das Problem durch Maßnahmen wie das Einbringen von Aluminiumsulfat zu lösen. Bisher mit bescheidenem Erfolg. Die SZ hat mit Prof. Dr. Thomas Ulrich Berendonk, Professor für Limnologie (Gewässerökologie) an der TU Dresden, über das Thema gesprochen.

Herr Prof. Dr. Berendonk, was sind Blaualgen beziehungsweise Cyanobakterien und wie entstehen sie?

Wie der Name schon sagt, sind sie biologisch zwischen Bakterien und Algen anzusiedeln. Sie sind also keine Pflanzen im klassischen Sinn. Die Vermehrung läuft aber wie bei anderen Algen auch über Licht, Wärme und Nährstoffe. Gegenüber diesen haben Blaualgen den Konkurrenzvorteil, dass sie Luftstickstoff als Nahrung aufnehmen können. Das können andere Algen nämlich nicht.

Welche Faktoren begünstigen das Wachstum?

Neben Licht und Wärme sind das vor allem die Nährstoffe im Wasser. Hier sind Phosphor und Stickstoff zu nennen. Die Nährstoffe sind auch der Schlüssel, um das Wachstum zu verhindern. Dazu müssen diese im Wasser drastisch reduziert werden.

Der Phosphorgehalt ist ja auch das Problem im Stausee Quitzdorf.

Bei einem komplexen Einzugsgebiet wie bei der Talsperre in Quitzdorf ist es schwierig, den Phosphoreintrag zu senken. Denn es gibt nicht die eine Nährstoffquelle, die ausgeschaltet werden kann, sondern viele kleine. Die führen in Summe aber trotzdem zu einem hohen Nährstoffgehalt. Die vielen kleinen Ursachen zu bekämpfen geht wenn überhaupt nur über einen langen Zeitraum und nicht innerhalb eines Jahres. Die Untersuchungen zum Phosphoreintrag, die mir bekannt sind, könnten eventuell Aufschluss geben, wo man ansetzen könnte.

Die Talsperre Quitzdorf ist ein Flachwasserspeicher. Gibt es da Möglichkeiten, das Problem dauerhaft zu lösen?

Flachwasserspeicher sind problematische Gewässer. Hier eine dauerhafte Lösung zu finden ist schwierig und braucht entsprechende Untersuchungen. Die Landestalsperrenverwaltung hat es mit Aluminiumsulfat versucht. Das ist die klassische Methode, weil es Phosphor bindet. Der große Nachteil dabei ist, dass man jedes Jahr große Mengen in den See einbringen muss. Wenn es dann Starkregen gibt und dadurch aus dem Einzugsgebiet zusätzliches Phosphor in den See gespült wird, ist der Effekt verloren. Dann muss wieder neues Aluminiumsulfat in den See. Ob es gut ist, solche Massen Aluminium in den See einzubringen, steht dabei noch auf einem anderen Blatt. Ein anderes Problem ist die Tiefe des Sees. Weil dieser so flach ist, vermischt sich das Wasser immer wieder und verhindert so ein Absinken beziehungsweise Binden des Phosphors im Seesediment.

Können durch die jahrelange Algenbelastung dauerhafte Schäden entstehen, die eine Lösung des Problems unmöglich machen?

Dazu kann ich nichts sagen. Ich kenne keine Untersuchungen zu diesem Thema. Das Problem ist, dass derartige Studien immer unterfinanziert sind und es deshalb keine langen Datenreihen gibt. Die langfristigen Effekte müssten sicherlich einmal untersucht werden.

Kennen Sie ein Beispiel, wo es schon einmal gelungen ist, einen See dauerhaft von den Blaualgen zu befreien?

Ja, mehrere. Allerdings handelt es sich dabei zumeist um tiefere geschichtete Seen. Für einen Flachwasserspeicher wie der Talsperre Quitzdorf kenne ich nur ein Beispiel in Holland, wo das realisiert werden konnte. Die dort genutzte Methode lässt sich hier allerdings nicht anwenden.

Wieso nicht?

Dort wurde ein Wasseraustausch mithilfe eines anderen Gewässers gemacht. Es wurde frisches Wasser in den See gepumpt und das phosphorreiche Wasser, das abgesunken ist, abgepumpt. Das war in Holland möglich, weil es sich um eine wasserreiche Region handelt. Die Talsperre Quitzdorf liegt hingegen in einem vergleichsweise wasserarmen Gebiet. Hier ist ein Wasseraustausch nicht möglich. Und über die Zuflüsse würde außerdem wieder phosphorhaltiges Wasser in den See nachströmen.

Die Fragen stellte Alexander Buchmann