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Der schwierige Weg zum Hochwasserschutz

Seit 2002 hat Rabenau Pläne für einen Damm am Waldstadion. Ob gebaut werden darf, ist aber immer noch unklar.

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© Karl-Ludwig Oberthür

Von Anja Ehrhartsmann

Rabenau. Um die Oelsaer besser vor Hochwasser schützen zu können, verfolgt die Stadt Rabenau schon seit längerer Zeit einen konkreten Plan: ein Hochwasser- rückhaltebecken am Waldstadion Oelsa. Durch einen Wall wäre es möglich, den Oelsabach zwischen Waldstadion und Heidemühle kurzzeitig anzustauen. Das Tal müsste dazu nicht verändert werden, sondern würde gewissermaßen als grünes Staubecken dienen. Doch das Oelsabachtal ist als Flora-Fauna-Habitat besonders geschützt, weshalb es viele Genehmigungen braucht.

© Grafik: SZ

Das Problem: Oelsa kann immer wieder vom Hochwasser getroffen werden

Der Oelsabach, der auf Dippoldiswalder Gemarkung entspringt und am Bahnhof in Rabenau in die Rote Weißeritz mündet, ist 15,5 Kilometer lang und hat ein fast 29 Quadratkilometer großes Einzugsgebiet. Seine durchschnittliche Fließgeschwindigkeit beträgt zwei bis drei Meter pro Sekunde, bei etwa acht bis zehn Kubikmeter Wasser pro Sekunde ist die Leistungsgrenze erreicht. Ein heftiger Wolkenbruch oder ein lang anhaltender Regen können schon zu einer Überschwemmung führen. Zwar nehmen Heidemühlenteich und Hafterteich zusammen bereits 100 000 Kubikmeter Wasser auf – bei einem Hochwasser, wie es statistisch alle 100 Jahre vorkommt, würde das aber nicht ausreichen, ergab das Hochwasserschutzkonzept, das die Stadt Rabenau hat erarbeiten lassen. Dieses zeigt, dass mit dem Hochwasserschutzdamm am Waldstadion auch die Rote Weißeritz entlastet werden könnte, in die der Oelsabach bei Rabenau mündet.

Beim Hochwasser 2002 richtete der Oelsabach massive Schäden an den Wohnhäusern in der Ortschaft an. Es entstand insgesamt ein Schaden von sechs Millionen Euro, sagt Falk Seidel, Bauamtsleiter der Stadt Rabenau. Beim Hochwasser 2013 wurde die Ortslage von Oelsa nicht ganz so schwer getroffen. Trotzdem entstand der Kommune durch den Oelsabach ein Schaden von drei Millionen Euro.

Die Lösung: Ein Rückhaltebecken würde Entlastung bringen

Beim Hochwasserschutzkonzept wurde der Oelsabach ganzheitlich unter die Lupe genommen. Es seien viele Maßnahmen vorgeschlagen worden, mehrere Standorte für einen Damm wurden geprüft. Den Wall am Waldstadion zu errichten, sei aber die effektivste Lösung, erklärt Falk Seidel. „Hier hat der Bach das größtmögliche Einzugsgebiet, somit könnte im Ernstfall auch das meiste Wasser abgefangen werden.“ Und gleichzeitig biete der Damm an dieser Stelle den größtmöglichen Schutz für die Ortschaft. Denn in Fließrichtung des Baches, Richtung Oelsa, weitet sich das Tal auf. „Der Damm müsste dann umso länger werden, damit er Wirkung zeigt“, sagt Bauamtsleiter Falk Seidel.

Die bisherige Planung sieht vor, einen Wall mit 200 Metern Länge und 8,30 Metern Höhe aufzuschütten. Die Krone wäre vier Meter breit. Wird der Damm geschlossen, würde das Oelsabachtal durch seine Topografie gewissermaßen als grünes Hochwasserrückhaltebecken funktionieren, das 253 000 Kubikmeter Wasser aufnehmen könnte. Tiere, die im und am Wasser leben, wie etwa der Fischotter, könnten den Damm über einen sogenannten Ökodurchlass queren, „so naturnah wie möglich“. Damit der Damm auch ein 5 000-jähriges Hochwasser überstehen würde, ist auch ein Überlauf geplant, der das Wasser in einer Rinne auffängt und gebremst wieder in den Oelsabach einleitet.

Um das Vorhaben umsetzen zu können, müsste das Waldstadion, das unter anderem für Fußballspiele genutzt wird, etwas verschoben werden. Die Spielfläche selbst bliebe zwar erhalten, allerdings müsste auf der einen Seite etwas abgezwackt werden, das auf der anderen Seite wieder dazukommt. „Wir wollen alles unter einen Hut kriegen“, sagt Falk Seidel.

Die grobe Kostenschätzung für das Hochwasserrückhaltebecken liegt bei etwa zwei Millionen Euro, mögliche Fördermittel wurden dabei noch nicht berücksichtigt, sagt der Bauamtsleiter.

Der Weg: Durch die Lage im Schutzgebiet sind viele Gutachten nötig

Die Täler von Roter Weißeritz und Oelsabach sind Flora-Fauna-Habitat. Die seltene Mopsfledermaus hat hier ihren Lebensraum, ebenso kommen Fischotter, Groppe und Bachneunauge vor. Im weitgehend bewaldeten Oelsabachtal gibt es artenreiche Laubmischwälder. Um dort in die Natur eingreifen zu dürfen, sind mehrere Untersuchungen notwendig, die den Baubeginn bis heute verzögern. Denn die Absicht, am Oelsabach etwas für den Hochwasserschutz zu tun, hat die Stadt Rabenau seit dem Hochwasser 2002. Derzeit ist das Projekt im sogenannten Planfeststellungsverfahren. Naturschutz-, Forst- oder Wasserbehörden werden dabei mehrmals gehört. Die Landesdirektion legt fest, welche Gutachten die Stadt Rabenau vorlegen muss, um die Bedenken im besten Falle zu zerstreuen.

Zwischenzeitlich waren verschiedene Natur- und Landschaftsplaner beauftragt, erklärt Falk Seidel. „Hauptsächlich geht es darum, welche Tierarten in diesem Gebiet vorkommen und wie diese durch den Damm beeinträchtigt werden.“ Ende September hatte die Stadt Rabenau wieder einen Termin in der Landesdirektion. Hier ergab sich, dass noch zwei weitere Fachplanungen fehlen. Zum einen geht es um einen Abwasserkanal, zum anderen um den Lebensraum des Bachneunauges.

„Wir sind weiter optimistisch, dass es klappt“, sagt Falk Seidel. „Wir wollen den Schutz für die Bürger“. Nach den zwei nachgereichten Planungen hofft er, dass die Landesdirektion dann entscheidet, ob gebaut werden darf – oder nicht. Wann das sein wird, ist aber noch offen.