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Der Schutzpatron des Töpferfestes

Neukirch wird am Wochenende wieder zum Mekka der Keramikfreunde. Dafür zieht Moritz Lehmann gern das Ritterkostüm an.

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© Steffen Unger

Von Ingolf Reinsch

Bautzen. Als Moritz Lehmann vor zwei Jahren beim Neukircher Töpferfest sein Debüt als Ritter Rupprecht gab, bekam er eine Rittereskorte. Im vergangenen Jahr zog er auf einem Monsterroller auf dem Festgelände ein. Man darf gespannt sein, auf welche Weise er diesmal anreisen wird. Gleich zu Beginn des Festes an diesem Wochenende darf der 26-Jährige eine Rede halten. Er wird die rund 80 aus ganz Deutschland angereisten Töpfer begrüßen und ihnen gute Geschäfte wünschen. Moritz Lehmann wird es natürlich nicht nur so daher sagen, sondern seine Rede mit einigen Spitzen aufs Handwerk, die Innung und sicher auch die große und kleine Politik würzen.

Ritter Rupprecht ist nicht nur der Schutzpatron des Neukircher Töpferfestes, das in diesem Jahr zum 29. Mal rund um die Töpferei Lehmann gefeiert wird. Er ist auch so etwas wie der Marktmeister. Er betreut die Handwerker, bringt ihnen auch mal einen Topf Kaffee an den Stand, beantwortet Fragen der Besucher, und er kündigt die Veranstaltungshighlights an. Moritz Lehmann versucht sich dabei in der Oberlausitzer Mundart. Er übt, damit das R gut rollt. Manchmal schiebt er in seine Moderation auch einen kleinen Werbeblock ein – augenzwinkernd, versteht sich. So warb Moritz Lehmann in seiner charmanten Art für das Heft mit Töpfergeschichten, das sein Großvater Karl Louis Lehmann sen. schrieb, mit den Worten, es werde bald Schullektüre. Wer seinen Kindern etwas Gutes tun möchte, sollte es schon jetzt kaufen. „In der Stunde nach dieser Durchsage fragten Besucher tatsächlich verstärkt nach dem Heft“, berichtet er schmunzelnd.

Bei Vorbildern einiges abgeschaut

Dass er in Neukirch in große Fußstapfen tritt, war dem jungen Burkauer von Anfang an klar. Jahrelang führten Bautzens Theaterintendant Lutz Hillmann als Ritter Valentin und der Verleger Frank Stübner als Valtenmüller durch das zweitägige Fest. Lutz Hillmann zog sich zurück. Frank Stübner starb im Frühjahr 2017. In seinem ersten Jahr als Ritter Rupprecht konnte Moritz Lehmann noch gemeinsam mit Frank Stübner auftreten – und sich von ihm viel abschauen, wie es beim Töpferfest läuft. Trotzdem, kopieren möchte Moritz Lehmann seine beiden Vorgänger nicht. Er hat seinen eigenen Stil. Mit Ritter Rupprecht füllt er ohnehin eine neue Rolle aus. „Eigentlich ist es ja der böse Ritter“, fügt er unter Verweis auf eine Neukircher Sage hinzu. Beim Töpferfest werden die Besucher davon aber nichts merken.

Moritz Lehmann, dessen Eltern Cornelia und Hans Töpfermeister sind, steht seit seiner Kindheit auf der Bühne. Schon in der Schule trug er gern etwas vor. Als Elfjähriger – es war der Nikolaustag – sagte er zu seiner Mutter: „Ich will zu den Indianern.“ Seitdem ist er Mitglied der Bischofswerdaer Spielgemeinschaft „Gojko Mitic“. Weil er laut sprach und schreien konnte, bekam er gleich im ersten Jahr eine Rolle als Häuptlingssohn. Im Jahr darauf durfte er schon den Häuptling spielen.

Siebenmal stand Moritz Lehmann im Bischofswerdaer Stadtwald als Winnetou auf der Bühne. Und er bekam auch seine Traumrolle: den neurotischen Bösewicht Parranoh. Darüber hinaus spielte er mehrfach bei den Märcheninszenierungen im Burkauer Hoftheater im Café zur Lachtaube mit. Er habe bereits ernsthaft überlegt, die Schauspielerei zu seinem Beruf zu machen, sagt Moritz Lehmann. Zumal auch schon andere den talentierten jungen Mann dazu ermutigten. Doch er ließ den Gedanken wieder fallen. Wenn er an das Showgeschäft oder den Glanz auf dem roten Teppich denke, dann habe er Angst, dass er die Freude an diesem Beruf verlieren könnte.

Schauspielerei bleibt Hobby

So bleibt die Schauspielerei Hobby; aus jetziger Sicht zumindest. Erste Erfahrungen vor der Kamera machte er schon bei Kurzfilmen mit einem Stuntman. Auch aus Görlitz kamen schon Anfragen für kleinere Rollen. Doch es überschnitt sich mit den Proben und Auftritten auf der Waldbühne in Bischofswerda, denen er Priorität gibt. In Neukirch begegnet Moritz Lehmann alias Ritter Rupprecht den Töpfern auf Augenhöhe. Nach dem Fachabitur an der Fachoberschule Gestaltung in Demitz-Thumitz absolvierte er in Landshut selbst eine Ausbildung zum Töpfer und schloss sie 2015 als Geselle ab. Er wollte Lehramt studieren und schob dafür noch ein 13. Schuljahr ein.

Doch das Pädagogikstudium sei alles andere als praxisnah gewesen, sagt er. Er sattelt um und beginnt in wenigen Wochen eine einjährige Ausbildung zum Fahrlehrer. Bis es soweit ist, arbeitet er in der Töpferwerkstatt seiner Mutter mit und widmet sich seinen Projekten. Momentan ist er dabei, Lada Niva, Baujahr 1991, wieder aufzubauen. Bis zum Töpferfest am Wochenende ist der leider noch nicht flott. So bleibt es spannend bis zum Sonnabendvormittag: Wie wird Ritter Rupprecht diesmal wohl das Festgelände erreichen?