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Der Schiebock ist zurück

Bischofswerda freut sich über eine neue Bank auf dem Markt. Die ist mehr als nur eine Sitzgelegenheit.

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© Steffen Unger

Von Marleen Hollenbach

Bischofswerda. Drei Bänke standen einmal auf dem Altmarkt in Bischofswerda. Doch weil eine von ihnen kaputt ging, waren es nur noch zwei. Dann kam jemand und baute eine neue Bank, stellte sie zu den anderen. An dieser Stelle könnte die Geschichte eigentlich zu Ende sein. Die Fakten sind erzählt, die wichtigsten Informationen wiedergegeben. Was soll jetzt noch kommen?

Eine ganze Menge. Das fängt schon damit an, dass es sich bei der Bank auf dem Marktplatz nicht nur um eine einfache Sitzgelegenheit handelt. Das Holzgestell hat die Form eines Karren, den die Bischofswerdaer „Schiebock“ nennen und der an die Geschichte der Stadt erinnern soll. Für viele ist die Bank deshalb nicht nur ein Ort zum Verschnaufen, sondern ein Wahrzeichen. Eine kleine Sehenswürdigkeit also, die seit mehr als einem Jahr von einem rot-weißen Bauzaun eingerahmt wird. Während sich Passanten auf den anderen Bänken noch niederlassen können, war ein Schiebock nach zehn Jahren so kaputt, dass er abgesperrt und später abgebaut werden musste. Der Bauzaun, die fehlende Bank – dieser Zustand hätte sicherlich noch eine ganze Weile angehalten. Wären nicht drei Männer miteinander ins Geschäft gekommen.

Eben jene drei Männer sitzen jetzt gemeinsam auf dem Schiebock und lächeln in die Kamera. Ein Foto für das Rathaus, ein schnelles Handybild für die Familie. Einer dieser Männer, die gut gelaunt die Bank für sich beanspruchen, ist Bischofswerdas Oberbürgermeister Holm Große. Er freut sich besonders darüber, dass der Schiebock wieder steht. Die Finanzierung sei nicht einfach gewesen, erklärt er. Eine Bank, auch wenn sie noch so bedeutend sei, stehe nun mal nicht oben auf der Prioritätenliste. Das Geld habe man deshalb auch nicht einfach aus der Stadtkasse nehmen können. Es geht um insgesamt 2 000 Euro. – Der Mann, der neben ihm sitzt, hat mit der Finanzierung der Bank kein Problem. Alexander Holthaus ist Chef der Firma Temedia, die sich vor zweieinhalb Jahren in Bischofswerda angesiedelt hat. Als er hörte, dass der Neubau der Bank am Geld zu scheitern drohte, war er sofort dabei. „Wir hätten kein besseres Symbol finden können, um unsere Verbundenheit zur Stadt zu zeigen“, sagt er. Holthaus war auch deshalb sofort bereit, Geld zu geben, weil einer die Bank wieder aufbauen wollte, mit dem er eng verbunden ist.

Gemeint ist Frank Packbauer, Chef der Bischofswerdaer Lebenshilfe – der dritte Mann auf dem Schiebock. Als sich Temedia ansiedelte, nahm er sofort den Kontakt zur Geschäftsführung auf. Er hatte gehört, dass für das Unternehmen früher bereits Menschen mit Behinderung tätig waren. Schnell wurden die beiden zu Partnern. Vor allem Verpackungsarbeiten, bei denen es immer wieder auf denselben Handgriff ankommt, übernimmt die Lebenshilfe für den Verbandsmittelhersteller „Die Werkstätte der Lebenshilfe ist professionell aufgestellt. Die Zusammenarbeit läuft gut“, erklärt Alexander Holthaus von Temedia. Dann machen die drei Männer Platz für jene, die eigentlich dafür gesorgt haben, dass die Bank wieder aufgebaut wird.

Die Mitarbeiter der Lebenshilfe dürfen die neue Bank jetzt testen. Mit Holzarbeiten kennen sie sich aus. Und doch war der Schiebock eine Herausforderung. Schwierig sei zum Beispiel die Suche nach einem geeigneten Material gewesen. Schließlich sollte die Bank länger halten als der Vorgänger. Die Wahl fiel schließlich auf Eichenholz. Doch auch die Form der Bank machte den Mitarbeitern zu schaffen. Fragmente des alten Schiebocks brachten die Mitarbeiter in die Werkstatt. Sie dienten als Vorlage für Schablonen, mit dessen Hilfe dann neue Teile gefertigt werden konnten.

Wer nun auch Probesitzen will, muss sich aber noch ein bisschen gedulden. Derzeit ist der Schiebock mit einer Plane abgedeckt. Zur Eröffnung des Festjahres 790 Jahre Bischofswerda am Sonntag möchte Holm Große die Verpackung entfernen. Die öffentliche Veranstaltung beginnt 15 Uhr im Rathaussaal,