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Der rätselhafte Riss

Die Sanierung der Kirche in Rosenthal ist beendet. Ein Jahrzehnte alter Makel konnte dabei behoben werden.

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© Daniel Schäfer

Von Katarina Gust

Rosenthal-Bielatal. Er gehört zur Rosenthaler Kirche wie das Amen im Gottesdienst: Ein mehrere Meter langer Riss, der sich durch Altarwand und Sakristei zieht. Schon immer ist er da. „Selbst die ältesten Rosenthaler kennen die Kirche nur mit Riss“, sagt Pfarrer Jörg Humboldt. Wie und wann er entstand, weiß jedoch niemand so genau. Nicht einmal eine geologische Untersuchung und Forschungen von Studenten aus Norddeutschland, die das Gotteshaus unter die Lupe genommen haben, konnten das Rätsel lösen.

Den ominösen Riss im Giebel gibt es noch – zu sehen ist er inzwischen allerdings nicht mehr. Die Altarwand ist frisch verputzt und strahlt in neuem Weiß. Der hölzerne Kruzifix, der die Wand normalerweise schmückt, liegt noch auf den Kirchenbänken – fest verschnürt, um das Holz vor Staub und Baudreck zu schützen.

Davon gab es in den vergangenen Monaten einigen in der Rosenthaler Kirche. Das 1856 erbaute Gotteshaus wurde saniert. Der zweite und letzte Bauabschnitt ist nun fast beendet. Die Arbeiter haben dabei die rissige Altarwand stabilisiert. Dafür wurden sogenannte Spiralanker in das Gemäuer gesetzt. Dahinter verbergen sich Metallstreben, die das Auseinanderdriften der Wände verhindern sollen und die Kräfte, die auf das Gemäuer wirken, kanalisieren. Die Wand bekommt dadurch mehr Stabilität.

Gebaut wurde aber nicht nur in der Kirche. Auch außen hat sich einiges verändert. Die Fassade hat einen neuen Anstrich bekommen. „Das knallige Weiß ist verschwunden“, sagt Pfarrer Humboldt und klingt erleichtert. Denn der Farbton biss sich mit dem Ton des Sandsteins. Die neue Farbe ist auf den ersten Blick ein gedecktes Beige, gehört streng genommen aber zu den Grautönen. Auch die Fenster und die Türen an der Seite der Kirche wurden neu gestrichen. Ein dunkles Grau wurde dafür ausgesucht – alles in enger Zusammenarbeit mit dem Denkmalschutz. An der Fassade wurden zudem schadhafte Sandsteine entfernt und erneuert. Insgesamt wurden knapp 100 000 Euro in den zweiten Bauabschnitt gesteckt. Ein Teil der Summe wird über die Landeskirche Sachsen und Fördermittel das Leader-Programmes mitfinanziert. Außerdem hatten Spenden in Höhe von rund 1 500 Euro das Projekt unterstützt.

Bis Ende Oktober sollen die letzten Arbeiten beendet sein. Zum Kirchweihfest am 21. Oktober, das um 10 Uhr beginnt, soll der Abschluss der Sanierung gefeiert werden. „Wir liegen aktuell gut im Zeitplan“, sagt Jörg Humboldt. Ob bis dahin alle Gerüste abgebaut sind, kann er nicht versprechen. Aber zumindest im Innern soll die Rosenthaler Kirche dann wieder in Betrieb gehen können.

Dafür hat bereits der erste Bauabschnitt gesorgt, der 2016 begann. Damals wurden die Fenstergewände der Glockenstube erneuert und neue Anker eingezogen. Außerdem musste ein Teil der Elektrik erneuert und der Dachstuhl saniert werden. Unterm Dach wurden Holzbalken ersetzt und verstärkt. Im Innern hatten die Gemeindemitglieder den Wänden einen neuen Farbanstrich verpasst – in Eigenleistung. Pfarrer Jörg Humboldt ist stolz über so viel Engagement. Seit 19 Jahren ist er in der Kirchgemeinde Rosenthal-Langenhennersdorf tätig, in der etwa 730 Mitglieder aktiv sind. „Und jedes Jahr gab es Baustellen in den Gemeinden“, sagt er. Mit der fertig sanierten Kirche in Rosenthal kann er jetzt ein weiteres Kapitel schließen.