Merken

Der moderne Kuhstall

Der Agrarbetrieb Schlegel/Dittelsdorf hat seine Millioneninvestition abgeschlossen. Dafür soll später Altes weichen.

Teilen
Folgen
© R. Sampedro

Von Jan Lange

Dicht aneinandergedrängt, in Boxen stehende Kühe – das gehört der Vergangenheit an. In dem neuen, modernen Stall des Agrarbetriebes Schlegel/Dittelsdorf ist alles großzügig, die Liege- und Laufflächen wie auch die Futterplätze. Vieles läuft hier automatisch ab. Eine kleine grünfarbene Maschine fährt regelmäßig durch den Gang und schiebt das Futter zu größeren Haufen zusammen.

Vieles im neuen Schlegler Kuhstall funktioniert automatisch – wie der Melkroboter.
Vieles im neuen Schlegler Kuhstall funktioniert automatisch – wie der Melkroboter. © R. Sampedro
Der neue Stall ist auch deutlich größer als der bisherige.
Der neue Stall ist auch deutlich größer als der bisherige. © R. Sampedro
Eine Maschine kehrt das Futter zu größeren Haufen zusammen.
Eine Maschine kehrt das Futter zu größeren Haufen zusammen. © R. Sampedro

Auf der rechten wie auf der linken Seite gibt es eine vollautomatische Melkanlage mit jeweils drei Plätzen. Die Kühe laufen selbst auf einen der Melkplätze. Der Roboter erkennt bei jedem Tier, ob es innerhalb der letzten sechs Stunden gemolken wurde. Ist das der Fall, darf das Tier die Melkstrecke sofort wieder verlassen. Liegt die letzte Melkung mehr als sechs Stunden zurück, werden die sogenannten Melkbecher automatisch auf die vier Zitzen gestülpt und die Kuh gemolken.

Die Milch wird aufgefangen und gleichzeitig kontrolliert. Ist sie nicht in Ordnung, kommt sie gar nicht erst mit der anderen Milch in einen Tank. So werden 284 Kühe mehrmals täglich automatisch gemolken. Früher mussten die Mitarbeiter die Milchkühe dreimal am Tag manuell melken. Mit dem neuen Roboter wird viel Arbeitskraft eingespart, die an anderer Stelle eingesetzt werden kann. Denn selbst wenn vieles nun automatisch funktioniert – so werden auch die Laufgänge maschinell gesäubert –, ist doch mancher Handgriff immer noch notwendig. So muss die Tränke ab und zu von den Mitarbeitern sauber gemacht werden, ebenso wie die Liegeplätze und Übergange. Und natürlich braucht auch der Melkroboter ein wenig Pflege.

Gleichzeitig können sich die Mitarbeiter jetzt mehr um die Tiere kümmern. So kontrollieren sie, ob es kranke Tiere in der Herde gibt, die dann vom restlichen Bestand getrennt werden. Verantwortlich für den gesamten Tierbestand ist Pia Gäbler, eine junge Frau, die seit 1. Juli dieses Jahres in dem Schlegler Agrarbetrieb arbeitet.

In der Tierproduktion sind insgesamt neun Mitarbeiter beschäftigt. Neben der Tierproduktion betreiben die Schlegler auch Pflanzenbau auf einer Fläche von rund 1 100 Hektar. In diesem Bereich kommen weitere Mitarbeiter dazu. Und der Agrarbetrieb bewirtschaftet eine Biogasanlage, die mit Gülle gespeist wird. Deshalb müsse auch der Tierbestand in seiner Größe erhalten werden, damit die Biogasanlage ausreichend mit Substrat bestückt werden kann.

Die Mitarbeiterzahl sei über die Jahre fast konstant geblieben, in der Spitze waren es mal zehn Mitarbeiter in der Tierproduktion, sagt Stephan Kregel, der seit dem 1. Juli 2017 einer von fünf Gesellschaftern des Unternehmens ist. Tätig ist er im Betrieb seit 2005. Die Gesellschafter hatten vor vier Jahren den Bau des neuen Kuhstalls in Angriff genommen. Die Haltungsbedingungen im bisherigen Stall, der 1992 in Betrieb genommen wurde, entsprachen nicht mehr den heutigen Anforderungen. Den alten Stall zu modernisieren, hätte aber bedeutet, dass danach noch 130 Kühe dort hätten stehen können. Vorher sind es zwischen 280 und 290 Tiere gewesen. Und so entschlossen sich die Schlegler Landwirte, ein neues Gebäude zu errichten.

Mit den Anwohnern habe man frühzeitig das Gespräch gesucht, um Ängste auszuräumen. Und auch, um noch auf Wünsche eingehen zu können. Für die Nachbarn sei vor allem wichtig gewesen, dass es keine Geräusch- und Geruchsbelästigung gibt. Deshalb wurde ein Damm aus Erdmassen zwischen den Wohnhäusern und dem neuen Stall errichtet, der noch begrünt werden soll. Der Bau des neuen Kuhstalls begann schließlich im September 2016 und dauert fast genau ein Jahr. Am 11. Oktober haben dann die Tiere ihr neues Zuhause bezogen. Dass das Vorhaben nicht schon früher realisiert wurde, sei auch der beantragten Förderung geschuldet, erklärt Kregel. Für die Bearbeitung und Genehmigung brauche es immer etwas Zeit. Bevor die Förderzusage auf dem Tisch lag, wollten sie aber auch nicht beginnen. Möglich wäre dies durchaus gewesen.

Ohne staatliche Unterstützung wäre der Bau für die Schlegler Landwirte überhaupt nicht möglich gewesen, sagt Kregel. „Für einen Betrieb in unserer Größe ist das ohne Förderung nicht realisierbar.“ Immerhin ist eine siebenstellige Summe in den modernen Stall geflossen. Der gehöre jetzt zu den modernsten in der Region, ist sich Kregel sicher. Das müsse auch sein, schließlich werde eine so große Investition nur alle 20 bis 30 Jahre getätigt.

Der bisherige Kuhstall soll zum Jungviehstall umgenutzt werden, kündigt Stephan Kregel an. Später will sich der Agrarbetrieb von den ganz alten, noch aus DDR-Zeiten stammenden Stallungen verabschieden. Das ist ebenfalls für die Nachbarn von Vorteil. Diese Stallungen grenzen unmittelbar an die Wohnhäuser.