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Der Marmor-Mann vom Dresdner Schloss

Um die passenden Steine zu finden, hat Steffen Blazejovsky in ganz Europa gesucht.

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© Steffen Unger

Von Ingolf Reinsch

Marmor – für den Laien mag das der Inbegriff des edlen Steins schlechthin sein. Was sich daraus fertigen lässt, sieht man zurzeit noch im Natursteinwerk Bischofswerda – und nach dessen Fertigstellung im kleinen Ballsaal des Dresdner Residenzschlosses. Die Marmorelemente an Wandverkleidungen, Kamin und Türportalen wurden in Bischofswerda hergestellt. Seit dem Jahr 2014 arbeitet der Betrieb an diesem Auftrag, der nun fast vollendet ist. Inhaber Steffen Blazejovsky: „Die Herausforderung bestand darin, die Profilierung nach historischen Fotos und Plänen der Architekten herzustellen. Neben dem exakten Maschineneinsatz war vorwiegend Handarbeit gefragt. Durch frühere Arbeiten, zum Beispiel am Historischen Grünen Gewölbe, haben wir Erfahrungen sammeln können.“ Um den passenden Marmor zu finden, recherchierte der Bischofswerdaer Unternehmer europaweit. Fündig wurde er letztendlich in belgischen Steinbrüchen und im italienischen Carrara.

Bei seinen barocken Repräsentanzbauten wollte es Sachsens Adel vor 300 Jahren üppig und edel. Um Zerstörtem oder Verfallenem seinen Glanz zurückzugeben, ist Steffen Blazejovsky mehrmals im Jahr in halb Europa unterwegs, um Steine aufzutreiben, die mit dem Original identisch oder ihm gleichwertig sind. Der 57-Jährige, der zum Steinmetz- und Steinbildhauermeister im Jahr 2006 noch den Abschluss als Restaurator im Handwerk machte, genießt in der Branche und bei Auftraggebern einen guten Ruf. Zu den jüngsten Projekten in der Restaurierung zählen die Mitarbeit in der ehemaligen Görlitzer Synagoge, am Barockbrunnen im Schlosspark Neschwitz sowie der Umzug des monumentalen Kunstwerkes „Christus im Olymp“ von Max Klinger im Museum der bildenden Künste Leipzig. Derzeit arbeitet der Betrieb an einem Auftrag für den Wallpavillon im Dresdner Zwinger: Die Sandstein-Palisaden an den Freitreppen werden von den Schiebockern restauriert. „In den nächsten drei bis sechs Monaten haben wird damit noch zu tun“, sagt Steffen Blazejovsky.

Der Unternehmer, der acht Mitarbeiter beschäftigt, schaut damit optimistisch aufs neue Jahr. So gut wie diesmal war die Auftragslage schon lange nicht mehr zu Jahresbeginn, sagt er. Noch bis zum Wochenende ist Betriebsruhe. Steffen Blazejovsky entschied sich bewusst dafür, um seinem Team diese Auszeit um den Jahreswechsel herum zu gönnen. Am Montag wird wieder durchgestartet. Auch in seiner zweiten Sparte, dem Innenausbau, etwa von hochwertigen Bädern, Küchen sowie dem Einbau von Treppen und Böden, gibt es einen zweimonatigen Auftragsvorlauf und damit erst einmal gesicherte Arbeit bis Ende Februar. Neue Aufträge kommen immer wieder rein, zum großen Teil von Bad- und Küchenstudios, mit denen das Natursteinwerk seit Jahren zusammenarbeitet, aber auch von Privatkunden. Naturstein ist beständig. Er hält länger als ein Menschenleben. Für Steffen Blazejovsky und sein Team heißt das: Jeder (Privat-)Kunde ist ein Neukunde, der überzeugt werden muss. Mit Leistung und Qualität, aber auch mit einem sicheren Auftreten der Mitarbeiter. Der Unternehmer legt auf deren Qualifizierung großen Wert, und er ist stolz auf seine Beschäftigten: Jeden von ihnen könne er raus zu den Kunden schicken, sagt er.

Das Berufsbild hat sich in den vergangenen Jahren gewandelt. Zu den Natursteinen, wie Granit, Sandstein und Marmor, werden speziell im Innenausbau auch neue Materialien, wie Quarzkompositstein oder Keramik, verarbeitet. Neue Materialien erfordern neue Technologien und Maschinen. Auch mit Blick darauf plant der Unternehmer fürs Frühjahr eine größere Investition: Für rund 150 000 Euro wird er eine CNC-Fräsanlage kaufen. Auch Profile in Marmor oder Sandstein, die jetzt noch per Hand gefertigt werden, kann man dann maschinell herstellen. Im Vorgriff auf diese Investition wurde im Herbst bereits ein neuer Mitarbeiter eingestellt.

Steffen Blazejovsky führt den 1945 von seinem Großvater Kurt Blazejovsky gegründeten Betrieb seit 1989 in dritter Generation. 1993 baute die Firma im Gewerbegebiet an der Bautzener Straße neu und zog von Demitz nach Bischofswerda um. Seit demselben Jahr trägt die Firma den Namen Natursteinwerk Bischofswerda.