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„Der Kirchenbezirk muss handlungsfähig werden“

Nach dem Rückzug des gewählten Superintendenten geht die Suche von vorn los. Die Zeit drängt, sagt Pfarrer Laskowski.

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© dpa

Von Maik Brückner

Freiberg. Damit hat wohl kein evangelischer Christ im Kirchenbezirk Freiberg gerechnet: Gut einen Monat vor der Einführung hat der neu gewählte Superintendent im Kirchenbezirk Freiberg seine Bereitschaft zurückgezogen. Der Kirchenbezirk musste schnell reagieren. Die SZ sprach dazu mit Lüder Laskowski. Er ist Pfarrer in Freiberg, Klein- und Großschirma und Vorsitzender der Kirchenbezirkssynode. In diesem regionalen Kirchenparlament sind alle Kirchgemeinden des Kirchenbezirkes vertreten. Bei der Wahl des Superintendenten spielt dieses Gremium eine wichtige Rolle.

Pfarrer Lüder Laskowski (45) wohnt in Großschirma. Er ist seit 2016 Vorsitzender der Kirchenbezirkssynode Freiberg
Pfarrer Lüder Laskowski (45) wohnt in Großschirma. Er ist seit 2016 Vorsitzender der Kirchenbezirkssynode Freiberg © privat

Herr Laskowski, wann haben Sie erfahren, dass Herr Loderstädt nicht mehr für das Amt des Superintendenten zur Verfügung steht?

Die Kirchenleitung hat den Kirchenbezirksvorstand in einem Brief am 27. August darüber informiert, dass Herr Loderstädt das Amt aus persönlichen Gründen nicht antreten wird. Wir haben sofort reagiert und den Einführungsgottesdienst, der am 7. Oktober im Freiberger Dom stattfinden sollte, abgesagt.

Herr Loderstädt wurde im Frühjahr gewählt. Gab es zwischenzeitlich Anzeichen, dass er das Amt nicht antreten möchte?

Nein. Deshalb haben wir auch den Einführungsgottesdienst organisiert.

Wie haben Sie auf die Absage reagiert?

Ich war überrascht. Meines Wissens hat es so etwas bei uns in unserer Landeskirche noch nicht gegeben. Insgesamt ist die Situation bedauerlich, weil wir im Kirchenbezirk große Hoffnung auf einen schnellen Neubeginn hatten. Pfarrer Loderstädt hatte uns überzeugt. Deshalb wurde er auch von unserem Kirchenparlament, der Kirchenbezirkssynode, mit sehr großer Mehrheit zum Superintendenten gewählt.

Und wie haben die Kirchgemeindemitglieder reagiert?

Es gibt ein großes Unverständnis über die Entwicklung. Ich erhalte Anrufe und E-Mails mit zum Teil sehr nachdrücklichen Anfragen. Es ist leider so, dass ich mit Rücksicht auf Pfarrer Loderstädt nichts über die Hintergründe seiner Entscheidung sagen kann. Das könnte er nur selbst.

Haben Sie mit Herrn Loderstädt sprechen können?

Nein. Das letzte Mal vor Wochen und auch nicht im Nachgang seiner Entscheidung. Der Vorgang liegt auch nicht bei uns im Kirchenbezirk, sondern bei der Kirchenleitung in Dresden.

Wie geht es jetzt weiter?

Die Suche beginnt von Neuem. Die Landeskirche schreibt die Stelle aus. Wir sind uns schon bewusst, dass es nicht einfach wird, Bewerber zu finden. Schließlich dürfte jedem, der sich für die Stelle interessiert, die Vorgeschichte bekannt sein. Dennoch hoffen wir, dass sich wieder Bewerber finden. Diese werden in einem mehrstufigen Verfahren geprüft. Unter anderem auch von einer Kommission, bestehend aus Vertretern der Landeskirche, der Landessynode, also dem Parlament der Landeskirche, und des Kirchenbezirkes unter Vorsitz des Landesbischofs. Bei der Prüfung geht es unter anderem um kirchenrechtliche Aspekte. Auch die geistliche Haltung und theologische Sprachfähigkeit der Bewerber werden eingeschätzt. Nach dieser Prüfung wird die Kommission der Kirchenleitung einen, zwei oder drei Bewerber vorschlagen. Diese benennt sie. Dann werden sich die Kandidaten wie bei der letzten Wahl den Mitgliedern unserer Kirchgemeinden vorstellen. Darunter werden auch die sein, die in der Kirchenbezirkssynode mitarbeiten. Mitte November könnte dann die Kirchenbezirkssynode zusammen treten, um einen neuen Superintendenten in geheimer Wahl zu bestimmen.

Wann könnte er das Amt antreten?

Wenn alles gut läuft, könnte das Verfahren Anfang 2019 abgeschlossen sein. Der neue Amtsinhaber könnte im ersten Quartal seinen Dienst beginnen. Um den Prozess zu beschleunigen, hat die Landeskirche das Verfahren verkürzt. Das heißt: Es wird nichts ausgelassen, aber alle Fristen werden möglichst kurz gehalten.

Bei manchen mag der Eindruck entstehen, dass die Kirche die Personalgeschichte schnell abhaken und zur Tagesordnung übergehen möchte?

Wir sind uns der besonderen Situation durchaus bewusst. Doch der Eindruck täuscht. Im Kirchenbezirk sind viele Dinge zu entscheiden. Der bisherige Amtsinhaber Christoph Noth ist Ende April in den Ruhestand gegangen. Seither wird der Kirchenbezirk kommissarisch verwaltet. Deshalb brauchen wir so schnell wie möglich einen neuen Superintendenten.

Warum drängt die Zeit?

Unsere Kirche befindet sich im Umbruch. Die Zahl der Kirchgemeindemitglieder nimmt ab. Als Kirche müssen wir darauf reagieren. Wir müssen tragfähige Strukturen entwickeln. Dafür brauchen wir einen Superintendenten, der diesen Prozess steuert und der in den Gesprächen mit den Gemeinden den richtigen Ton findet, der Mut macht. Und nachdem Christoph Noth in den Ruhestand gegangen ist, ist viel Arbeit in der Kirchenbezirksverwaltung liegengeblieben. Unter anderem muss ein neuer Struktur- und Stellenplan verabschiedet werden.

Das Gespräch führte Maik Brückner.