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Der Kamm, der mehr kann

Großpostwitzer Tüftler haben es geschafft, ihre Erfindung auf den Markt zu bringen – und schon wieder neue Ideen.

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© Carmen Schumann

Von Katja Schäfer

Großpostwitz. Strahlend hält Siegfried Hauffe die knallroten Plastikteile in den Händen. „Ich freue mich so, dass ich den Start der Serienproduktion noch erleben konnte. Immerhin bin ich schon 87“, sagt der Großpostwitzer. Seit wenigen Tagen ist seine Erfindung auf dem Markt: ein Kamm, der mehr kann. Sein Griff ist ein Schuhanzieher.

Die Idee dazu hatte der ehemalige Bäcker schon vor acht Jahren. Da er gern schwimmen und in die Sauna geht, stand er beim Anziehen oft vor einem kleinen Problem: „Einen Kamm habe ich meistens einstecken, aber keinen Schuhanzieher“, sagt der Senior. Kurzerhand sägte er von einem herkömmlichen Kamm den Stil ab und schraubte stattdessen einen Schuhanzieher dran. Fertig war eine praktische Kombination. Davon kann jetzt jedermann profitieren. Denn Siegfried Hauffe und sein Sohn haben es geschafft, den Schuhanzieher-Kamm auf den Markt zu bringen. „Man glaubt gar nicht, was für ein weiter Weg es bis dahin ist“, sagt Rüdiger Hauffe, der nicht nur die Bäckerei vom Vater übernommen, sondern auch den Erfindergest geerbt hat. Ein Hersteller musste ebenso gefunden werden, wie Partner für den Vertrieb. Der 60-Jährige erinnerte sich daran, dass zu DDR-Zeiten in Wilthen Kämme produziert wurden, ging auf die Firma KEW Kunststofferzeugnisse zu und stieß auf Interesse. „Die Zusammenarbeit mit Geschäftsführer Eberhard Gedan und dem Produktionsleiter war sehr gut“, lobt er.

Knifflige Entwicklungsarbeit

Die Entwicklungsarbeit dauerte mehrere Monate. „Was dabei so alles zu beachten ist …“, sagt Siegfried Hauffe und zählt auf: „Das Material darf nicht brechen, die Zinken des Kammes dürfen nicht zu scharf sein und müssen den richtigen Abstand zueinander haben.“ Anfangs war der Schuhanzieher zu dick, so dass er nicht zwischen Ferse und Schuh passte. „Als nach mehreren Monaten das Endprodukt fertig war, brauchten wir noch jemanden für den Vertrieb“, berichtet Rüdiger Hauffe. Dank Jan Linnemann, einem Freund und Berater der Familie, kamen Vater und Sohn mit Dr. Jutta Horezky in Kontakt. Sie betreibt in Dresden Geschäfte, in denen sie unter anderem besondere Schuhe für Autofahrerinnen verkauft. Dort – und über den Internetshop des Unternehmens, das Tiggers heißt – gibt es jetzt auch die Kamm-Schuhanzieher-Kombination für 2,50 Euro. Außerdem natürlich in der Großpostwitzer Bäckerei. Drei Prozent vom Verkaufspreis bekommen Hauffes. Für den Shoe Comb, wie ihre Erfindung heißt, besitzen sie den Gebrauchsmusterschutz. „Das ist so was wie ein kleines Patent“, erklärt der Sohn. Für den Anfang haben die Erfinder 500 Stück produzieren lassen. „Erst mal sehen, wie die Nachfrage ist“, sagt der Vater. Freuen würden sich beide, wenn sich Großkunden finden, zum Beispiel Drogeriemärkte.“

Die Schuhanzieher-Kamm-Kombination ist nicht die einzige Erfindung aus dem Hause Hauffe. Ein Stift zum Beschriften von Lebensmitteln gehört unter anderem ebenso dazu wie eine geteilte Bierflasche, die dafür sorgt, dass der Inhalt länger frisch bleibt. Derzeit tüftelt Rüdiger Hauffe an einer Lebensmittelfarbe, die unsichtbar ist, aber im Dunkeln leuchtet. Den Innovationsgeist haben er und sein Vater von dessen Vater geerbt, der die Bäckerei vor 95 Jahren gründete. Er kreierte einst Pfefferkuchen, um sich von der Konkurrenz abzuheben. Sie werden auch heute noch bei Hauffes gebacken und verkauft.