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Der geplatzte Traum von der Feuerwehrrente

Die Feuerwehren im Landkreis begrüßen den Geldsegen des Freistaates. Manche Wünsche blieben aber unerfüllt.

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© Claudia Hübschmann

Von Stephan Hönigschmid

Landkreis. Die Belastung ist hoch. Seitdem auf der A4 gebaut wird, ist die Feuerwehr Klipphausen beinahe ständig im Einsatz. „Bereits seit Monaten müssen wir im Schnitt einmal pro Woche ausrücken, um Unfallstellen abzusichern. Meist handelt es sich um Auffahrunfälle mit Lkws“, sagt Ortswehrleiter Mirko Knöfel. Obwohl die 40 aktiven Mitglieder, die im Schnitt 34 Jahre alt sind, ihre Aufgaben bewältigen können, sind sie froh, dass Sachsens Landesregierung Anfang Juni beschlossen hat, mehr Geld für freiwillige Feuerwehren zur Verfügung zu stellen.

„Aufgrund der gestiegenen Anforderungen brauchen wir moderne Technik wie einen Spreizer und eine Schere, um zum Beispiel Menschen aus Autos zu bergen. Unsere Rettungsgeräte von vor zehn Jahren reichen dafür nicht aus“, sagt der 34-Jährige, der sich mit seinem Team zusätzlich zur Brandbekämpfung auch entlang der B 6 oder S 177 um Probleme wie Ölspuren kümmert.

Für diese und andere Aufgaben will der Freistaat den freiwilligen Feuerwehren mit zusätzlichen drei Millionen Euro pro Jahr unter die Arme greifen. Insgesamt sollen in den nächsten fünf Jahren 215 Millionen Euro in den Brandschutz fließen. In diesem Zuge sollen Sammelbeschaffungen von Feuerwehrfahrzeugen höher gefördert werden und die Kommunen jährlich eine Pauschale von 50 Euro pro aktivem Angehörigen der Feuerwehr erhalten. Sachsenweit sind das derzeit 42 000 Kameraden. Feuerwehrleute, die 50 Jahre aktiven Dienst geleistet haben, erhalten als Anerkennung für ihre ehrenamtliche Arbeit zudem eine Jubiläumsprämie von 500 Euro. Außerdem wird der Führerschein für die Klasse C oder CE, der 2 000 bis 3 000 Euro kostet, mit jeweils tausend Euro gefördert.

„Es wurde Zeit, dass sich etwas tut. Unser zweites Löschfahrzeug ist noch von 1972 und ein Teil unserer Dienstkleidung hat noch nicht die vorgeschriebenen Reflektorstreifen.“ Auch die eher symbolischen 50 Euro für die Kameraden begrüße er. „Weil wir viele junge Mitglieder haben, ist denen das wichtiger, als eine Feuerwehrrente“, sagt Mirko Knöfel.

Eine andere Auffassung herrscht diesbezüglich in den Feuerwehren von Radebeul, Radeburg und Meißen. „Die Idee mit den 50 Euro ist schon nicht schlecht, aber eine Feuerwehrrente wäre noch besser gewesen“, sagt Radeburgs Stadtwehrleiter Marcus Mambk. Ähnlich sieht das Meißens Wehrleiter Frank Fischer. „Der Anreiz für die Feuerwehrleute wäre größer, weil das etwas Bleibendes ist, was sie sich über die Jahre erarbeitet haben. Die Prämie von 500 Euro werden hingegen nur wenige Kameraden bekommen, da nicht viele auf 50 aktive Dienstjahre kommen“, so Fischer.

In puncto Ausrüstung kommt der Geldsegen in Meißen etwas zu spät. „Wir haben bereits neue Überjacken und Überhosen im Wert von 50 000 Euro bestellt“, sagt Fischer, dessen Feuerwehr 48 Einsatzkräfte angehören, die im Schnitt 38 Jahre alt sind. Obwohl die Wehr nach eigenen Angaben gut ausgestattet ist, muss sie demnächst ein neues Löschfahrzeug für 380 000 Euro anschaffen, damit ein anderes von 1993 ausrangiert werden kann.

In Radeburg fehlt es wiederum an einem eigenen Drehleiterwagen, während in Radebeul ein solcher ersetzt werden soll. „Unser Drehleiterwagen befindet sich in Radebeul-Ost und ist fast 20 Jahre alt. Zuletzt hat er häufig Reparaturkosten verursacht“, sagt Radebeuls stellvertretender Wehrleiter Dirk Liebscher. Am Investitionsprogramm des Freistaates gefällt ihm vor allem die Führerscheinförderung.

„Im Gegensatz zu DDR-Zeiten haben ja heute viele keinen Führerschein mehr für Lkw über 7,5 Tonnen. Dieser wird aber für die Feuerwehr benötigt. Die Förderung von 1 000 Euro im Jahr, die zwei Kameraden jeweils erhalten, finde ich daher hilfreich“, sagt Liebscher, der in Radebeul auf 100 aktive Mitstreiter zählen kann.

Gegen eine höhere Sachförderung haben die 56 Kameraden der Coswiger Wehr zwar auch nichts einzuwenden. Dennoch beschäftigt Ordnungsamtschef Olaf Lier ein anderes Thema noch mehr. „Die beste Ausrüstung nützt nichts, wenn man keine qualifizierten Leute hat. Gute Leute haben aber gute Jobs und arbeiten oft auch auswärts, was tagsüber für die Bereitschaft ein Problem ist.“ Im Sinne der Attraktivität der Feuerwehr halte er es für richtig, dass Sachsen die Kapazitäten der Landesfeuerwehrschule in Elsterheide ebenfalls erhöhen will. „Das ist wichtig. Denn Feuerwehr muss auch Spaß machen“, sagt Lier.