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Der funkelnde Tod

Mithilfe der Dresdner Bestatterin Katharina Brückner werden aus der Asche von Verstorbenen Schmuckstücke.

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© Sven Ellger

Von Jana Mundus

Es sind bis zu 100 Gramm, die beim Erinnern helfen. Es ist ein Stück der Asche eines geliebten Menschen, das zu etwas Besonderem wird. Zu einem geschliffenen Edelstein – einem Rubin oder einem Saphir. Kurz nachdem die Dresdnerin Katharina Brückner im Jahr 2015 ihr Bestattungsunternehmen eröffnete, bekam sie Besuch aus Österreich. Ein Familienunternehmen aus Kirchham bei Gmunden suchte einen Partner in der Region. Für die junge Bestatterin war das Angebot der Mevisto Edelsteinmanufaktur eines, das sie ihren Kunden ermöglichen wollte. Aus zehn Gramm Haaren oder 50 bis 100 Gramm Asche der Verstorbenen fertigt die Manufaktur funkelnde Steine.

„Ich hatte schon mehrere Kunden, die sich für solch einen Edelstein entschieden haben“, erzählt Katharina Brückner. Es sind vor allem jüngere Hinterbliebene, die sich so an Eltern oder den Partner erinnern wollen. Möglich macht das der Umweg über Österreich. Wird ein Toter in Deutschland verbrannt, darf aus der Urne keine Asche herausgenommen werden. Deshalb wird die Urne nach der Einäscherung nach Österreich überführt, wo sie geöffnet werden darf und ein Teil der Asche entnommen werden kann. Der Rest wird zurück nach Deutschland geschickt, wo aufgrund des geltenden Friedhofszwangs die Urne beigesetzt wird.

Zwischen sechs und acht Wochen dauert die Produktion des Edelsteins. Dabei werden durch einen chemischen Prozess die verschiedenen Elemente aus der Asche extrahiert. Bei 2000 Grad Celsius wächst aus ihnen dann der Edelstein. Für einen roten Rubin oder einen blauen beziehungsweise naturfarbenen Saphir können sich die Kunden vorab entscheiden. Ob hell oder dunkel, mit Einschlüssen oder ohne – wie genau der Stein am Ende aussieht, lässt sich nicht vorhersagen. So einzigartig und unverwechselbar wie der Mensch zu Lebzeiten war, entsteht auch der Stein aus seiner Asche ganz individuell. Festlegen können Kunden allerdings den Schliff.

In einem schwarzen Kästchen kommt der Stein danach in Dresden an. Die kleinsten Steine mit bis zu einem Karat und etwas über sechs Millimeter Durchmesser kosten knapp 2000 Euro. Die größten mit zwölf Karat und fast 15 Millimeter Durchmesser 52 000 Euro. „Viele lassen sich den Edelstein gleich in eine Kette oder einen Ring einarbeiten“, sagt Katharina Brückner. So hätten sie einen Teil ihrer Lieben stets bei sich. Dass das nicht jedermanns Sache ist, ist ihr bewusst. „Es ist eben eine ganz andere, ganz neue Form, sich zu erinnern.“ Sie beobachtet, dass immer mehr Kunden nach Alternativen suchen.

Baumbestattungen sind solche Möglichkeiten, die immer beliebter werden. Nach einer aktuellen Statistik des Online-Bestattungshauses Mymoria sind die Kosten dafür in Dresden im Vergleich zu anderen deutschen Großstädten am günstigsten. 970 Euro Gesamtkosten werden für diese Art Begräbnis fällig. In Leipzig sind es 3350 Euro. Eine Beisetzung im Erdreihengrab kostet in Dresden 1340 Euro, am teuersten ist sie mit 2740 Euro in Köln. Ein Urnenreihengrab gibt es für 780 Euro, am meisten bezahlt werden muss dafür ebenfalls in Köln: 2530 Euro.

Die gängigste Variante für viele bleibt das Urnen-Gemeinschaftsgrab, erklärt die Bestatterin. Ab und an wünschen sich Hinterbliebene auch eine Seebestattung. „Beispielsweise, wenn der Verstorbene gern am Meer im Urlaub war.“ In ihren Räumen in der Alten Meißener Landstraße begleitet Katharina Brückner die Menschen durch manche schwere Entscheidung. Berührungsängste hat sie dabei nicht. Der Tod gehöre nun mal zum Leben dazu. Der Abschied fällt vielen schwer, doch die Erinnerung bleibt. In Form einer Grabstelle, eines Baums oder als funkelnder Ring.