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Der Friedensbrunnen, der den Krieg überlebte

Vor 40 Jahren entstand der bereits im Jahre 1866 am Jüdenhof aufgestellte Friedensbrunnen neu.

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Von Jochen Hänsch

Dresden zu Beginn des 17. Jahrhunderts. Die Stadt zählt etwa 15000 Einwohner. Das Territorium war eng begrenzt, die Häuser lagen nahe beieinander. In den Gevierten hinter den Häusern wurde Vieh gehalten. Trinkwasser schöpfte man aus hauseigenen Brunnen, die sich oft in unmittelbarer Nähe von Kloaken befanden und damit ein hohes Gesundheitsrisiko darstellten. So war die Bereitstellung von Trinkwasser eine bedeutende Aufgabe. Eine andere kam dazu. Die dichte Bebauung und die hauptsächliche Verwendung von Holz machte die Stadt in hohem Maße durch Feuer angreifbar. Der Schutz gegen Feuer erforderte große Aufmerksamkeit, aber ständig verfügbares Wasser war Mangelware.

Wasserkasten mit Statue

Im Jahre 1648 regte Johann Georg Herzog von Sachsen eine Viehzählung innerhalb der Festung Dresden an. Für jedes Viertel der Stadt wurde der Bestand an Kühen, Kälbern und Schweinen ermittelt. Auch das Vieh braucht Wasser, und so wird am 31. Mai festgestellt: „Der Wasserkasten auf dem Altenmarkt ist in gutem Stand, der uff dem Markt aber ist durch den Bau- und Werkmeister besichtigt, und ein Anschlag gemacht worden, wie dem Werk zu helfen.“ Man schlägt vor, dass der Wasserkasten auf dem Neumarkt „gleich dem anderen uff dem Altenmarkte durch und durch mit Bley ausgegossen werden müsste“.

Der Rat veranlasste aber einen völligen Neubau, der einen Aufwand von „905 Gulden, 11 Groschen und 9 Pfennige kostete, einschließlich der Summe von 45 Gl.15 gr. dem Bildhauer Christoph Abraham Walther vor das Friedensbildt, so auff diesen Röhrkasten gesetzt worden.“

Das „Friedensbild“ war eine Statue der „Irene, welche den Kriegsgott Martem unter die Füße gebracht hat und in der Ersten Hand einen grünen Zweig, in der linken aber unterwärts ein auf’m Postament ruhende vergüldete Tafel hält“. Auf der Tafel war zu lesen: „Der du den Frieden liebst, lies. Ich bin die Göttin des Friedens, die den Kriegsgott Mars besiegt und niedergeworfen hat, nun habe ich diesen Friedensquell eröffnet nach dem Gelübde der Rates und der Bürgerschaft Dresdens im Jahre 1650.“

Etwa 30 Jahre danach war eine Restauration des Brunnens notwendig. Diese nutzte man, um die Symbolik des Brunnens in ihr Gegenteil zu verkehren. An die Stelle der Friedensgöttin trat die von Conrad Max Süßner geschaffene Siegesgöttin Victoria. Anlass dafür war der Anteil des sächsischen Heeres unter Führung des Kurfürsten Johann Georg III. am Entsatz von Wien am 2.September 1683 im Krieg gegen die Türken.

Neuer Standort am Jüdenhof

Der Friedensbrunnen erhielt 1866 einen neuen Standort am Jüdenhof vor dem Johanneum. Das war Voraussetzung, um am 3. August 1867 vor der Salomonis-Apotheke, am ursprünglichen Standort des Friedensbrunnens, das von Hähnel geschaffene Standbild von Friedrich August II. zu enthüllen. 1924 beseitigte man an der Brunnenfigur einen vielschichtigen Ölfarbanstrich und Bruchschäden am Becken. 1925 ist der Brunnen stark verwittert, man musste die Figur abnehmen und das Postament für 2500 Mark erneuern.

Bei den Bombenangriffen auf Dresden 1945 wurde auch der Neumarkt fast vollständig zerstört. Der Brunnen ist aber „ohne wesentliche Schäden, 1 Schußloch am Becken und Verwitterungsschäden an der Figur“. 1952 stellt die Abteilung Denkmals- und Naturschutz leichte Schäden am Becken fest. Der Brunnen kann aber nach Trümmerbegrünung 1953 in Betrieb genommen werden.

Den durch natürlichen Verfall, Zerstörung und Brand notwendigen Restaurierungen des Brunnens folgte Ende der 1960er-Jahre eine weitere. 1967 beginnen die Arbeiten. Steinbildhauer Fritz Hermann hatte sie übernommen, konnte sie aber infolge Krankheit nicht ausführen. Der Bildhauer Egmar Ponndorf übernahm im Dezember 1967 die Restaurierung des Brunnens. Die Gesamtkosten ohne Transport wurden auf 15000 Mark geschätzt.

„Die Fertigstellung erfolgt in zwei Etappen und ist 1969 mit der Fertigstellung des Hauses der sozialistischen Kultur zu beenden“, heißt es in den Unterlagen. Verwendet wurde Reinhardtsdorfer Sandstein. Die Übergabe des Brunnens an den VEB Grünanlagen fand am 3.Oktober 1969 statt. Das Original der Figur befindet sich jetzt im Inneren des Stadtmuseums.