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Der Feuerwehrtrupp mit der langen Leitung

Die Bärenfelser Wehr liefert Löschwasser, wo andere scheitern. Jetzt feiert sie ihr Jubiläum.

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© Egbert Kamprath

Von Mandy Schaks

Bärenfels. Hoffentlich geht an diesem Wochenende in Bärenfels die Sirene nicht. Erst an diesem Montagnachmittag musste die Bärenfelser Wehr mit ausrücken, weil in Oberkipsdorf ein Feld in Brand geraten war. Zum Glück keine große Sache ,und Feuerwehr-Chef Wieland Sartor war auch schon beim Aufräumen. Er betreibt in Bärenfels ein Eiscafé und konnte so schnell noch mit ausrücken, ohne die schwitzende Kundschaft enttäuschen zu müssen. Das Eis war fertig. Doch an diesem Wochenende können sie solche Einsätze überhaupt nicht gebrauchen. Das wünschen sich zwar die meisten Leute, aber ab Donnerstag wird bei der Freiwilligen Feuerwehr Bärenfels groß das 125-jährige Jubiläum gefeiert. Was diese Wehr auszeichnet und sie im Laufe der Jahrzehnte geprägt hat, dazu gibt die SZ einen Überblick.

© SZ

Personell: Die Mannschaft ist von Anfang an stark aufgestellt

Die Bärenfelser Mannschaft wurde 1893 als Pflichtfeuerwehr gegründet. Ihr gehörten damals 50 Mitglieder an. Dabei hatte die Truppe in den ersten Jahrzehnten in Bärenfels gar nichts zu tun. „Aus den Akten ist ersichtlich, dass die Feuerwehr bis 1930 nur Brände in Nachbarorten löschen musste“, berichtet Wehrleiter Wieland Sartor. Erst in den 1940er-Jahren wurde aus der Pflicht- eine freiwillige Feuerwehr. Obgleich Bärenfels mit rund 280 Einwohnern heute zu den kleinsten Ortsteilen der Stadt Altenberg gehört, hat die Wehr keine Nachwuchssorgen. „Wir haben sehr viele junge Leute“, so Sartor. Der Ortswehr gehören 18 Aktive, darunter drei Frauen, und vier Mitglieder der Alters- und Ehrenabteilung an.

Technisch: Ausgerüstet auf dem neuesten Stand
Angefangen hat die Wehr mit einer Handdruckspritze. Sie wurde von Pferden gezogen. 1926 passierte das Unglaubliche: Es brannte in Seyde, und in Bärenfels war weit und breit bei den Fuhrwerksbesitzern kein Pferd zu kriegen. Da fragten die Kameraden beim Forstamt in Bärenfels an, aber auch das konnte nicht helfen. Da blieb der Wehr nichts weiter übrig, als die Handdruckspritze mit Muskelkraft zum Einsatzort zu ziehen. Im Laufe der Jahre wurde die Wehr motorisiert. Das neueste Feuerwehrfahrzeug rollte Ende 2014 an. Es ist ein Tragkraftspritzenfahrzeug mit einem 750-Liter-Wassertank und viel Technik an Bord.

Geschult: Die Ortswehr bildet sich ständig weiter
Um die Technik auch bedienen zu können, finden laufend Schulungen statt. Im vergangenen Jahr brachte es die Wehr auf insgesamt 615 Ausbildungsstunden. Von den Mitgliedern sind fünf Maschinisten, drei Gruppenführer und sieben Atemschutzgeräteträger. „Wir haben einen recht guten Ausbildungsstand“, schätzt Sartor ein.

Einsätze: Immer wieder fordern Brände die Ortswehr
Im Durchschnitt muss die Bärenfelser Wehr sieben- bis achtmal im Jahr ausrücken. Das Einsatzgeschehen ist durchmischt, reicht von technischen Hilfeleistungen bei Verkehrsunfällen bis hin zum Auslösen von Brandmeldeanlagen. Wenn sich Wieland Sartor aber an die größten Einsätze der letzten Jahrzehnte erinnert, so sind es immer wieder Brände. 1982 trieb ein Brandstifter sein Unwesen. Zwischen dem 28. Juli und 2. August stand jeden Tag woanders ein Gebäude in Flammen. „Die Leute waren dadurch sehr sensibilisiert, schliefen teils in den Scheunen und wurden bei jedem Rascheln munter“, so Sartor, bis der Zündler gefasst wurde. 2005 stand der Gasthof Falkenhain in Flammen, ein Jahr später der Knappensaal in Altenberg, 2009 kam es zu einer Explosion in einer Autowerkstatt in Bärenfels, 2010 brannte es in der Felsenburg in Bärenfels, 2017 in der Gießerei Schmiedeberg. Voriges Jahr waren die Feuerwehrleute von Bärenfels insgesamt 107 Stunden im Einsatz. Ihr Spezialgebiet: Wasserversorgung über lange Wegstrecken. Die Wehr verfügt über einen Anhänger, auf dem rund 800 Meter Schlauch verstaut sind.