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Der ewige Ortswehrleiter

Technik, Einsätze, Abenteuer: Christian Lachmann in Bremenhain ist von der Feuerwehr seit jeher fasziniert. Deswegen hält er ihr auch als Rentner die Treue.

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© André Schulze

Von Frank-Uwe Michel

Christian Lachmann ist eine Frohnatur. Nicht nur, dass er das Lachen im Namen trägt. Er ist auch sonst zufrieden mit seinem Leben. Vor allem mit dem bei der Freiwilligen Feuerwehr in Bremenhain, deren Chef er seit 1999 ist. Kein anderer Wehrleiter in Rothenburg und seinen Ortsteilen hat mehr Dienstjahre auf dem Buckel. „Ich habe das nie als Belastung angesehen, ich war immer mit Freude dabei. Zumal wir nach jeder Übungsstunde noch beisammensitzen, ein Bierchen trinken und uns unterhalten. Früher sind wir nach dem Dienst öfter mal in eine Kneipe eingerückt“, erzählt er und lächelt verschmitzt.

1973 kam Lachmann schon als Jugendlicher zur Feuerwehr in Lodenau. „Mich interessierte die Technik, die Einsätze versprachen Abenteuer. Und auch der sportliche Aspekt war nicht zu verachten. Die Feuerwehr insgesamt übte eine wahnsinnige Faszination auf mich aus.“ 1978 zog er, der Liebe folgend, nach Bremenhain. „Hier wurde ich gleich zu allen Lehrgängen geschickt, die man überhaupt besuchen konnte.“ In den darauffolgenden Jahren engagierte sich der gelernte Dachdecker so stark in seiner Wehr, dass man ihn 1999 zum Leiter bestimmte. „Mir blieb gar keine andere Wahl. Ich war damals der einzige Kamerad, der über die notwendige Ausbildung verfügte und auch den Gruppenführerlehrgang in der Tasche hatte.“ Bereut habe er die Übernahme des Chefpostens keineswegs. „Wir sind eine kleine, ruhige Wehr. Natürlich gibt es immer was zu tun. Ich selbst bin fast jeden Tag im Gerätehaus. Aber zu Einsätzen werden wir nur ein-, zweimal im Jahr gerufen. Früher waren das freilich ein paar mehr.“ Das bisher letzte Mal mussten die Kameraden im August ausrücken, als es bei Eko Energy am Rande des Rothenburger Flugplatzes zu einem Brand gekommen war. „In solchen
Fällen sind wir für die Wasserversorgung zuständig. Zusammen mit den Nieder-Neundorfer Kameraden haben wir rund 300 Meter Schlauch gelegt“, erzählt Lachmann stolz.

Tritt kein Ernstfall ein, gibt es doch jeden letzten Freitag im Monat die regelmäßigen Ausbildungstreffs. Dabei werden Trainingsfahrten unternommen, „denn das Auto muss ja bewegt werden, damit sich die Technik in der Halle nicht kaputt steht“, begründet der Wehrleiter. Das Gleiche gilt auch für die Pumpen. Die werden von Zeit zu Zeit an Filterbrunnen angeschlossen.

Abseits des Übungs- und Einsatzgeschehens hat die Bremenhainer Feuerwehr eine weitere wichtige Aufgabe: Sie hält das Dorfleben mit allerlei Veranstaltungen auf Trab. In Kürze gibt es das Lichterfest. Aber auch beim Wintergrillen, dem Hexenfeuer und beim Dorffest sind die Feuerwehrleute unverzichtbar. „Wir haben die nötige Ausrüstung, wenn ich nur an Zelte und Sitzgarnituren denke. Und natürlich packen wir auch an. Ich denke, allein für das Aufrechterhalten der Traditionen in unserem Ort ist die Feuerwehr unverzichtbar“, ist Christian Lachmann überzeugt. Aber auch für ihren eigenen Zweck sei die Wehr nach wie vor gefragt. „Erst vor zwei Monaten haben wir für viel Geld eine neue Pumpe bekommen. Ich denke, dass die Stadt Rothenburg nicht investieren würde, wenn sie an unserer Notwendigkeit zweifeln würde.“

Allerdings blickt der Bremenhainer nicht ohne Sorgen in die Zukunft seiner Truppe. Im Moment gibt es nur noch vier aktive Kameraden, zwei weitere dürfen lediglich eingeschränkt eingesetzt werden. Hinzu kommen sieben Männer und zwei Frauen in der Alters- und Ehrenabteilung. „An Aktiven hatten wir früher das Dreifache der heutigen Besetzung. Doch solche Zeiten werden wahrscheinlich nie wiederkommen.“ Zwar gebe es zwei, drei Leute um die 40 im Ort, die sich eine Mitwirkung bei der Feuerwehr durchaus vorstellen können. „Wenn sie dann aber von dem 70-stündigen Grundlehrgang hören, flaut das Interesse ganz schnell wieder ab“, bedauert Lachmann. Früher habe man das notwendige Wissen im Dienst beigebracht bekommen, heute sei der Lehrgang zwingend vorgeschrieben.

Und so wird das Bremenhainer Feuerwehr-Urgestein wohl auch künftig weiter Wehrleiter, Stellvertreter und Gruppenführer in Personalunion sein. 2020, bei der nächsten Wahl, will er sich trotzdem noch einmal für eine fünfjährige Amtsperiode zur Verfügung stellen.